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Ausgabe:

November/2006

Spalte:

1159 f

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Prigent, Pierre:

Titel/Untertitel:

Commentary on the Apocalypse of St. John.

Verlag:

Transl. from French into English by W. Pradels. Tübingen: Mohr Siebeck 2004. XIV, 717 S. gr.8°. Kart. Euro 69,00. ISBN 3-16-148453-3.

Rezensent:

Martin Karrer

Prigent legte 1981 einen bedeutenden französischen Kommentar zur Apk vor (rezensiert durch U. Vanni in ThLZ 109 [1984], 820). Zu Recht wurde der Kommentar mit einigen neuen Akzenten und etlichen Änderungen im Detail ins Englische übersetzt und dadurch einem breiteren Publikum zugänglich gemacht (Tübingen: Mohr 2001). Die anzuzeigende Neuedition von 2004 enthält eine Revision dieses Textes. Die Grundlinie des Kommentars von 1981 ist nach Ansicht P.s (und nicht nur nach seiner Ansicht) aber nach wie vor valide (VI­VII).

Gegenüber der französischen Erstfassung arbeitete P. die zwischenzeitliche Forschung ein. Ein wertvoller Forschungsbericht (1­21) führt ihn (der seit jeher literarkritisch interessiert ist) zur Möglichkeit, der Grundbestand der Apk sei in den 70er Jahren entstanden, doch daraufhin erweitert und überarbeitet und der vorliegende Text erst unter Trajan ediert worden. Damit berührt P. die jüngste deutsche Diskussion, allerdings ohne diese in die Besprechung einzubeziehen.

Rezensionen der Erstfassung hatten sich daran gestoßen, dass P. auf eine Einleitung verzichtete und erst in den Epilegomena ein Gesamtbild der Apk erstellte. In der Neubearbeitung entwirft P. daraufhin eine umfangreiche Einleitung (auf Basis des alten Schlusskapitels), die die Lektüre sehr erleichtert (1/22­103). Dabei differenziert er die Situation der Apk und trennt die Gegner der Sendschreiben in mehrere Gruppen, statt eine übergreifende gnostisierende Bewegung zu konstatieren (eine Reaktion auf die Debatten der letzten Jahrzehnte um die Entstehung der Gnosis; 79 u. ö.).

Theologisch hält P. an seiner alten Grundlinie fest, wonach die Apk die Eschatologie in einer die Geschichte übersteigenden, gerade dadurch aber zu geschichtlichem Leben befähigenden Weise durchdringt. Entsprechend lenkt er das Augenmerk besonders auf ihre mystischen und gottesdienstlichen Bezüge (begründet VI). Das kulminiert in 22,6­21: Auch wenn ihn die jüngste Forschung zu mancher Differenzierung veranlasst (z. B. unentscheidbar bleibt, ob 22,17 sich auf die liturgische Einladung der Eucharistie bezieht; 648), bringt er gute Gründe dafür bei, dass 22,20 f. die Entwicklung zu einer frühen Eucharistieliturgie spiegeln (vgl. 1Kor 16,22 f.; Did 10,6; 651 ff. nach 634).

Alles in allem hat P. seinen anspruchsvollen Kommentar erfreulich aktualisiert. Namentlich um der Eigenart seiner theologischen Deutung willen verdient er Gehör.