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Ausgabe:

Oktober/2006

Spalte:

1087 f

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Pascal, Blaise:

Titel/Untertitel:

Kleine Schriften zur Religion und Philosophie.

Verlag:

Übers. v. U. Kunzmann. M. e. Einleitung u. Anmerkungen hrsg. v. A. Raffelt. Hamburg: Meiner 2005. LXVIII, 394 S. 8° = Philosophische Bibliothek, 575. Lw. Euro 78,00. ISBN 978-3-7873-1769-1.

Rezensent:

I. U. D.

Mit dieser Ausgabe liegen erstmals Pascals wichtigste ðkleinere SchriftenÐ religiös-philosophischen Inhalts in einer deutschen Übersetzung vor, die den derzeitigen Stand der Pascal-Philologie auf der Basis der Editionen von Louis Lafuma und Jean Mesnards berücksichtigt.

Dazu gehören insbesondere die bislang nur in elektronischer Version (U. Kunzmann, Pascal im Kontext, Berlin: Worm, Info-SoftWare 2003) zugänglichen Schriften über die Gnade (1656), die wichtigste theologische Schrift Pascals, sowie das Gespräch mit Herrn de Sacy über Epiktet und Montaigne (1655), das nach der Identifikation des Originalmanuskripts von Nicolas Fontaine durch Pascale Thouvenin hier erstmals im authentischen Wortlaut auf Deutsch geboten wird. Dazu kommen Pascals Evangelienharmonie Kurze Beschreibung des Lebens Jesu Christi (1655), seine Abhandlung Über die Bekehrung des Sünder (1657), Drei Abhandlungen über die Stellung der Großen (1660) sowie der einzige abgeschlossen hinterlassene Text Pascals Gebet zu Gott um den rechten Gebrauch der Krankheiten (1660). Im Anfangsteil des Bandes werden zudem Das Leben Monsieurs Pascals beschrieben von Madame Périer seiner Schwester, der Frau von Monsieur Périer, dem Rat am Steueramt von Clermont geboten, eine der wichtigsten Quellen für die Biographie Pascals, sowie dessen wissenschaftliche Abhandlungen Vorrede zur Abhandlung über die Leere (1651), Betrachtungen über die Geometrie im Allgemeinen ­ Vom geometrischen Geist und Von der Kunst zu überzeugen, und der Auszug aus einem Fragment zur Einführung in die Geometrie (1655), der unter den Manuskripten von Leibniz überliefert wurde. Als Anhang ist die Abhandlung über die Leidenschaften der Liebe beigegeben, die entgegen früheren Zuschreibungen nicht von Pascal selbst stammen kann, aber wegen ihrer rezeptionsgeschichtlichen Bedeutung angefügt wurde. Eröffnet wird der Band durch eine instruktive Einleitung A. Raffelts in Biographie und Werkgeschichte Pascals sowie in die Prinzipien dieser Edition, abgeschlossen wird er durch detaillierte Personen- und Sachregister, die den schönen Band gut zu erschließen erlauben.

Mit diesem Band liegt nach der Übersetzung der Penseés durch U. Kunzmann (1987), der Briefe in die Provinz: Les Provinciales durch K. A. Ott (1990), der mathematisch-naturwissenschaftlichen Schriften sowie der Briefe des Blaise Pascal von W. Rüttenauer (1935) das ganze Werk Pascals in verlässlicher deutscher Übersetzung vor. Wenn man sich im Blick auf den exzellenten vorliegenden Band noch mehr hätte wünschen wollen, dann wäre es eine zweisprachige Ausgabe gewesen.