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Ausgabe:

Oktober/2006

Spalte:

1086 f

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Griffiths, Paul J., and Reinhard Hütter [Eds.]:

Titel/Untertitel:

Reason and the Reasons of Faith.

Verlag:

New York-London: T & T Clark International 2005. IX, 373 S. gr.8° = Theology for the Twenty-First Century. Lw. £ 35,00. ISBN 0-567-02830-5.

Rezensent:

I. U. D.

Die Enzyklika Fides et Ratio vom 14. September 1998 hat eine Vielzahl von Publikationen hervorgerufen, in denen die päpstliche Kritik der (angeblich) relativistischen und fideistischen Spätmoderne und der Ruf nach einer neuen Würdigung der metaphysischen Grundlagen von Glaube und Vernunft ein bereitwilliges Echo gefunden haben. Die vorliegende Veröffentlichung gehört zu den substantielleren Beiträgen zu dieser Debatte. Sie ist aus einer Reihe von Tagungen am Center of Theological Inquiry in Princeton zwischen Dezember 2000 und Mai 2003 hervorgegangen, an denen ­ meist deutlich konservative ­ Theologen und Philosophen (sowie eine Theologin) aus der orthodoxen, römisch-katholischen, anglikanischen, lutherischen und reformierten Tradition teilgenommen haben. Ihre Beiträge sind in vier Abteilungen gesammelt: I Approaching Reason Theologically: Reason and Christian Doctrines ­ Connections and Disconnections (A. J. Torrance, B. D. Marshall, C. Gunton, R. W. Jenson; L. Malcolm; M. McIntosh); II Assessing Reason Theologically: Errancy ­ Directedness-Perplexity (P. J. Griffiths, R. Hütter, E. Maurer); III Situating Reason Theologically: Reason in the Passage of Modernity (C. T. Yu; J. M. Soskice; D. B. Hart) und IV Readings of Reason after Fides et Ratio: Why Philosophy Matters for Theology (M. Bieler; R. Cessario, OP). Ein philosophisches Postscript von Ch. Taylor, Informationen über die Beitragenden sowie ein Namen- und Sachregister beschließen den Band.

Die Beiträge sind durchweg materialreich, gut ausgearbeitet und lohnen die Lektüre. Auch wenn die vertretenen Positionen keineswegs in jeder Hinsicht übereinstimmen, ist doch auffällig, wie häufig der Verweis auf Thomas von Aquin den Ausweg aus der angeblichen »double crisis of faith in reason and reason in faith« (3) in der Gegenwart weisen soll. Fast durchgängig werden zur Abwehr von Relativismus, Rationalismus und Fideismus ðreasonÐ und ðfaithÐ vorneuzeitlich verstanden als »a dispositional property given by God to all of us, though not necessarily given identically to each of us« (5) bzw., im Fall des Glaubens, als »a disposition to trust and the activity of trusting Š that, when active, produces assent to claims or judgements about the order of things« (9). Dass damit bestenfalls ein sehr schmales Spektrum der tatsächlichen Probleme in den Blick kommen kann, ist kaum verwunderlich. Die eingeschlagenen Wege sind dementsprechend vertraut und bieten wenig Überraschendes. Vieles Wichtige wird allerdings nicht einmal gestreift: Schelling, Swinburne, Tillich, T. F. Torrance, Adorno oder Ric¦ur werden ein- oder zweimal, Jacobi, Fichte, Schleiermacher, Peirce, James, Whitehead, Hartshorne und viele andere überhaupt nicht erwähnt. Dass die Debatten der Moderne und Spätmoderne noch ganz andere Optionen bieten als die hier erörterten und dass der Weg zurück zu Thomas nicht in jedem Fall ein Weg voran ist, leuchtet nur gelegentlich auf.