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Ausgabe:

April/1998

Spalte:

425 f

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Siegwalt, Gérard

Titel/Untertitel:

Dogmatique pour la Catholicité Évangélique. Système mystagogique de la foi chrétienne. III: L’Affirmation de la Foi. 1: Cosmologie théologique: Sciences et philosophie de la nature.

Verlag:

Paris: Cerf; Genf: Labor et Fides 1996. 298 S. 8°. Kart. fFr 195.­. ISBN 2-204-05508-5 u. 2-8309-0811-2.

Rezensent:

Friedrich Heyer

Wer sich mit russisch-orthodoxer Theologie befaßt, stößt auf eine Christus-bezogene Kosmologie. Christus ist Mitschöpfer der Welt, und als der Auferstandene hat er die Welt miterlöst und sie ontisch verändert. S. bietet in seiner groß angelegten Dogmatik eine Mensch-bezogene Kosmologie. Damit ist gegeben, daß seine theologische Kosmologie mit den konkurrierenden Weltsichten ­ mit der der Wissenschaften und der Naturphilosophie ­ ins Gespräch treten muß. Bitte keine wechselseitigen Exkommunikationen von Glaube und Wissenschaft bzw. von theologischer Kosmologie und Naturphilosophie, auch keine Selbstgenügsamkeit des Glaubens! Die Theologie möge Wissenschaften und Philosophie stimulieren, zunächst einmal unter sich, dann aber mit der Theologie einen Dialog zu führen. Die doppelte Basierung des Glaubens, nämlich auf Offenbarung und auf Vernunft, macht es möglich, daß der Glaube sich nicht nur vor sich selbst rechtfertigt, sondern auch, daß er eine Deutung von Welt und Mensch entwirft.

Ein typisches Beispiel für S.s Gedankenführung: der Problembereich Ökologie. "Alles, was ist, steht in Relation. Alles, was lebt, hat sein Oikos. Die mineralen, vegetalen und animalen Bereiche stehen untereinander in Beziehung, nicht anders Mensch und Natur, Mensch und Mensch. Die Ökologie ist also nicht einfach eine Teilwissenschaft, sondern zeigt eine Dimension, die für alle Wissenschaften gilt, insofern man deren Eigengut nicht absolut setzt. Im Bereich der Ökologie erfährt man eine dem Wesen nach "religiöse" Gedankenschulung. Die Bubersche Ich-Du-Beziehung darf man nicht auf das Ich-Du-Verhältnis begrenzen. Der Mensch ist ein Beziehungswesen im Sinn einer Beziehung zu Allem. ­ Der Mensch ist nicht der Welt gegenüber plaziert, sondern so, daß er in den Raum plaziert ist. Der Raum kann nicht als eine für sich bestehende Wirklichkeit aufgefaßt werden, unabhängig von den Wesen, die ihn bewohnen. Der Raum ist ein ontologisches Mysterium.

Wenn man das Subjekt, das Objekte wahrnimmt, von der Dingwelt getrennt annimmt, dann entsteht eine dualistische Konzeption. Die Dingwelt ist dann nur ein Wirklichkeitsteil. Allein eine religiöse Konzeption verhilft nach S. dazu, die Einheit von allem anzunehmen ­ ein Universum.