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Ausgabe:

Juli/August/2006

Spalte:

817–832

Kategorie:

Aufsätze

Autor/Hrsg.:

Wischmeyer, Wolfgang

Titel/Untertitel:

Durch Emanzipation zur Transdisziplinarität

Von der Christlichen Archäologie zur spätantiken und frühbyzantinischen Kunstwissenschaft und Archäologie

1.

Wie die Überschrift dieses Beitrages zeigt, müssen auf dem Feld von Forschung und Lehre des ehemaligen klassischen theologischen Nebenfaches Christliche Archäologie große Umbrüche, aber auch eine positive Bilanz konstatiert werden.1

Das Fach hat heute in Deutschland seine Interessenvertretung in der Arbeitsgemeinschaft Christliche Archäologie zur Erforschung spätantiker, frühmittelalterlicher und byzantinischer Kultur2

und in Österreich im Verein zur Förderung der christlichen Archäologie Österreichs.3

Die Wurzeln4 liegen im Umkreis des römischen Oratorium des Filippino Neri in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s. Das Fach entwickelte sich damals im Zusammenhang der sog. römischen Reform und der damit zusammenhängenden Entstehung der konfessionellen Kirchengeschichtsschreibung in einer eigenartigen Mischung von antikenbegeisterter Renaissance und christlichem Humanismus einerseits und antireformatorischer Polemik und Apologetik andererseits. Dafür mögen hier die Namen Cesare Baronio und Antonio Bosio und das Programm einer Roma Christiana Sotterranea als eines unerschöpflichen Arsenals traditionsbestätigender »monumentaler Theologie« gegen die Protestanten in Bild, Kultus und Frömmigkeit stehen.

Spätestens 1842 mit der Berufung von Ferdinand Piper an die Berliner Universität fand die Christliche Archäologie als eine auf die Monumente der Alten Kirche ausgerichtete Wissenschaft auch ihren festen Platz an protestantischen Fakultäten im Verbund mit der Alten Kirchengeschichte, der Patristik und der Theologie- und Dogmengeschichte.5

Hier wie bei den Vertretern und Institutionen innerhalb der katholischen Fakultäten stellte sich ein Zusammenhang und eine Zusammenarbeit mit der ja ebenfalls noch in der institutionellen Genese befindlichen klassischen Archäologie und der Kunstgeschichte in der philosophischen Fakultät im Allgemeinen erst langsam heraus. Es gab nur wenige Theologen, die den genuinen Zusammenhang der materiellen Hinterlassenschaften von Christen der ersten sechs Jahrhunderte mit der antiken, besonders der spätantiken Kultur und ihren Denkmälern betonten. Andererseits waren diese späten Denkmäler, und hier besonders wiederum die christlichen, einer dem Klassizismus verhafteten Altertumswissenschaft obsolet und höchstens als Negativfolien einer verabscheuungswürdigen Dekadenz und eines barbarisch verspielten, verlorenen oder zerstörten Schönheitsideals interessant.6

Erst der nach dem Ersten Weltkrieg einsetzende Umschwung und die Entdeckung der Spätantike sowie ihre Integration durch die klassischen Altertumswissenschaften führten weiter. Dies geschah nicht unwesentlich bedingt durch das auf diesem Gebiet verspätet einsetzende und noch einmal retardiert rezipierte »Zeitalter der Entdeckungen« im Gesamtbereich der klassischen Altertumswissenschaften, auch über die Grenzen des Orbis Romanus hinaus. Freilich war diese Akzeptanz und Rezeption oft genug auch bestimmt durch second thoughts, die mit einer eurozentristischen und eurochristlichen Voraussetzung, oft geradezu mit einer kolonialistischen Praxis in Verbindung standen. Das kann man bei der Idee einer Politik La France outre mer oder etwa auch in der faschistischen italienischen Afrikapolitik beobachten.7 In den beiden genannten Ländern lässt sich mindestens seit dem Zweiten Weltkrieg und dann seit den 70er Jahren ein sich deutlich intensivierender neuer Impetus beobachten, der nicht nur von einer Kritik des antiken und heutigen Imperialismus getragen ist, sondern vor allem von dem Willen bestimmt wird, sich immer stärker den integralen und kohärenten Fragestellungen und Methoden des Faches zu öffnen.8 Dabei zielen die Intentionen nicht allein auf archäologische und kunstwissenschaftliche Ergebnisse, sondern immer stärker im Sinne einer new archaeology, die unter strengster methodischer Disziplinierung ein Gesamtbild aller Fakten erreichen will, darauf, diese auch mit jenen und den historischen Daten zu verbinden. Im Vordergrund steht also das Bemühen, ein holistisches Bild vom Altertum zu erhalten, das die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Regionen und Zeiten sowie der in ihnen lebenden und tätigen Gemeinschaften und ihrer Hinterlassenschaften zusammen mit der Geschichte ihrer sozialen Formen, ihrer Mentalitäten und religiösen Überzeugungen in Kontinuität und Diskontinuität beschreibend herausstellt. Dass dabei Sozialgeschichte, Alltags- und Mentalitätsgeschichte, die sowohl eine gender history als auch die Religionsgeschichte umfassen kann, eine dominante Rolle spielen, dürfte heute im Kontext der gegenwärtigen historiographischen Tendenzen deutlich sein. In unserem Falle hat sich das in stadtgeschichtlichen Arbeiten, etwa zu Rom9 oder Karthago10 niedergeschlagen, die das rein topographische Ziel weit hinter sich lassen und sich etwa einer vergleichenden Urbanistik der spätantiken Großstädte wie Rom, Konstantinopel und Ephesus zuwenden, wie es Franz Alto Bauer tut.11

Dazu gehört auch die heute allgemein akzeptierte Überzeugung, dass die Geschichte des Altertums nicht in der frühen Kaiserzeit zu Ende ist, sondern l¹antiquité tardive (H. I. Marrou),12 so wie es auch die neue gleichnamige Zeitschrift und ihr Programm verlangen, bis zum Kommen der Karolinger im Westen und den slawischen und arabischen Invasionen im Osten reicht.

Es dürfte deutlich sein, dass auch die Christentumsgeschichte der ersten sechs bis sieben Jahrhunderte mit ihren Hinterlassenschaften literarischer und nichtliterarisch-monumentaler Art hier einen wissenschaftspolitisch legitimen Platz findet, der in einer gewissen Spannung zu der skizzierten traditionellen Verankerung desselben Faches in der Theologischen Fakultät steht, einer Spannung, die aber in ihrer Dialektik für die Altertumswissenschaften ebenso wie für die Theologie hilfreich sein kann. Im Grunde genommen gilt also hier vor dem Hintergrund einer theologischen Enzyklopädie und der Ausdifferenzierung und zunehmenden Spezialisierung der Einzeldisziplinen dieselbe Multidisziplinarität, die für die anderen theologischen Disziplinen, etwa die Wissenschaft von Neuen Testament, vorauszusetzen ist, damit das transdisziplinäre Ziel modernen Erkenntnisinteresses erreicht werden kann.

Vorausgesetzt sind hier ebenso die Arbeiten der Lietzmannschule13 im Zusammenhang des Deutschen Archäologischen Instituts wie das unter dem Label »Antike und Christentum« stehende Programm des Bonner Dölgerinstitutes, das durch das Reallexikon für Antike und Christentum, seine Jahrbücher und Ergänzungsbände zu einem der wichtigsten Forschungsinstrumente des Faches im deutschsprachigen und internationalen Raum wurde.14

2.

Mit diesem kurzen Überblick ist in nuce schon auf die großen Veränderungen hingewiesen worden, die es in den letzten Jahrzehnten in Bezug auf die Christliche Archäologie im deutschsprachigen Raum zu beobachten gibt:1. Das Fach hat größtenteils seine Schattenexistenz an den Theologischen Fakultäten aufgegeben, die sich forschungsmäßig vor allem auf ikonographische Fragestellungen reduziert hatte, und ist im Zusammenhang der alten Philosophischen Fakultät und ihren Nachfolgefakultäten wieder aufgelebt.

2. Es ist sehr häufig eines der für Studenten attraktiven Orchideenfächer der Philosophischen Fakultäten im Rahmen der Altertumswissenschaften oder der Kunstwissenschaften geworden. Entsprechende Studiengänge liegen vor. Dabei zeigt sich m. E. eine besondere Eignung für die anstehenden gestuften Studiengänge innerhalb des Bologna-Prozesses und die durch ihn geforderte transdisziplinäre Modularisierung.3. Es hat eine Fülle von neuen Forschungszweigen und den sie dokumentierenden literarischen Arbeiten auf den verschiedenen Leveln, Magister, Doktorat oder Habilitation, hervorgebracht, die es als berechtigt erscheinen lassen, hier nach der Befreiung von den Zwängen eines eingeschränkten kirchen- und theologiegeschichtlichen Arbeitens, das sich vor allem ikonographischen, liturgie- und kultgeschichtlichen Fragen ­ oft auch mit großem Gewinn ­ zuwandte, von einer neuen Blüte des FachesSPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >15 gerade auf Grund der verschiedenartigen Ansätze zu sprechen. SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >16

4. Es haben sich durch die finanziellen Möglichkeiten der zweiten Hälfte des 20. Jh.s sehr viele Projekte verwirklichen lassen.

Das sind auf der einen Seite klassische Korpora, die aber mit den neuen optischen und elektronischen technischen Möglichkeiten der Dokumentation hergestellt und ausgestattet sind. Damit hat sich ein immenser Materialreichtum aufgetan. Dieser ist einerseits durch eine neue Generation der klassischen Korpora wissenschaftlich aufbereitet und zugänglich gemacht worden, wie das Repertorium der christlich-antiken Sarkophage,SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >17 die neue Serie der Roma SotterraneaSPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >18 oder die neuen Bände des Corpus Basilicarum Christianarum Romae (CB)/I>SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >19 und die Inscriptiones Christianae Urbis Romae (ICUR).SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >20 Für Nordafrika liegt der erste Band eines Repertoriums zu den Kirchenbauten vor.SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >21

Andererseits legte die archäologische Feldforschung nach internationalen Kampagnen oder nationalen bzw. zwischennationalen Projekten vorbildliche Untersuchungen zu Einzelmonumenten und zu Denkmälergruppen vor wie etwa Thilo Ulbert zu den Kirchen und den übrigen Monumenten des Sergiusheiligtums von Resafa SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >22 oder Christine Strube mit ihren wertvollen und aufopferungsvollen Studien zur Baudekoration des nordsyrischen Kalksteinmassivs.SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >23 Daneben finden wir aber auch Sachthemen wie TopographieSPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >24, Spezialfragen der ArchitekturgeschichtSPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >25 oder etwa Fragen der Visualisierung von Wallfahrt, Kult und Martyrium.SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >26 Basis aller Arbeiten sind natürlich die Grabungsberichte, die hier nicht aufgezählt werden können.SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >27

5. Dabei ist auch der Gesamtbereich des Orbis Romanus bis zu seinen Grenzen und über seine Grenzen hinaus neu in den Blick gekommen SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >28 und damit natürlich ebenso die Internationalität heutiger Forschung, wie sich ebenso in den UNESCO-Projekten zu Nubien wie zu KarthagoSPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >29 exemplarisch gezeigt hat, deren Ergebnisse für die Christliche Archäologie ebenso wie für die Kirchengeschichte spektakulär waren. Durch solche internationale Kampagnen wird zudem in einem positiven Sinn die traditionelle und meist historisch bedingte Forschungsdominanz einer Nation in einer bestimmten Region aufgebrochen. Zudem treten erfreulicherweise immer mehr Kollegen aus den südlich des Mittelmeeres gelegenen Ländern wissenschaftlich in Erscheinung und helfen damit zugleich ihren Landsleuten, ihre eigene kulturelle Vergangenheit zu entdecken. Deutlich sind neben den »klassischen« Städten und Ländern, Rom, Italien, Kleinasien, der syrische SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >30 und der afrikanische Raum in den Vordergrund getreten.

6. Was bleibt für die Theologie außer dem Verlust von Instituten, Bibliotheken und Personal? Ich sehe vor allem einen dreifachen Gewinn, der, wenn er von den theologischen Disziplinen sinnvoll genutzt wird, die genannten Verluste weit überholen kann:

a) Der Verlust einer »Bildchenillustration« der Kirchen- und Theologiegeschichte lässt sich leicht ertragen, tritt doch an ihre Stelle die Möglichkeit einer methodisch schärferen historischen und kunstwissenschaftlichen Einordnung vieler Erscheinungsformen der antiken Christentumsgeschichte und der mit ihr in einem Zusammenhang stehenden Monumente in den zeitgenössischen Kontext. SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >31 Daraus entsteht eine verdichtete Beschreibung in kulturwissenschaftlicher Hinsicht. Diese Entwicklung führt zu notwenigen Differenzierungen nach regionalen und sozialen Aspekten, die die herkömmlichen missions- und ausbreitungsgeschichtlichen Fragestellungen überholen, und stellt auch in religiöser Hinsicht die monolithische Struktur des Christentums in Frage und zeigt, wie unzutreffend die traditionellen Kriterien von Laien ­ Klerus und Laien ­ TheologenSPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >32 oder gar Konstruktionen wie »kryptochristlich« sind.SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >33 Andererseits macht Engemann deutlich, dass eine solche kritische und differenzierende Interpretation zu überraschenden Ergebnissen führt: »Magie in allen Bereichen.« Es gehört wohl zu den in Zukunft unaufgebbaren Erkenntnissen des Faches, gerade wenn die Forschung den Blick nicht auf einige Schaustücke fokussiert, sondern sich der ganzen Vielfalt und Bandbreite des Materials stellt: »Besonders im religiösen und magischen Bereich konnten ästhetische Werte hinter der Vergegenwärtigung geglaubter Wirklichkeit oft weit zurücktreten« (4).

Hier ist besonders auch auf die Bedeutung der frühchristlichen Epigraphik hinzuweisen, die nicht nur die Existenz von Christen feststellen lässt und oft eine sozialgeschichtliche Einordnung ermöglicht, sondern durch die kurzen Texte, überwiegend aus dem Coemeterialbereich, auch das Verhaftetsein im Kontext der lokalen Traditionen sowohl auf der handwerklichen Ebene wie auf der der religiösen Mentalitäten herausstellt. Dies gilt umso mehr, wenn wie beim Grabepigramm literarische Ambitionen hinzutreten.

b) Für die Praktische Theologie zeigen sich nicht nur neue Aspekte zum Kirchenbau und in liturgiegeschichtlicher Hinsicht speziell zum nicht unproblematischenSPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >34 Verhältnis von Kirchenbau und Liturgie, SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >35 sondern vor allem neue Ansätze im Umgang mit dem Bild. Das ist einerseits im Zusammenhang des iconic turn gegenüber einer überbordenden Spiritualität und einer frei schwebenden Interpretation, die vom »Tod des Künstlers und der Ikonologie« sprechen lassen könnte, von Interesse, andererseits kann von hier aus mit dem heute in der Homiletik und Katechetik gängigen Bild-Konzept, das die Verbalisierung jedenfalls in den alten Formen der Rhetorik hinter sich lassen soll, ein Gespräch begonnen werden.

c) Für die Religionspädagogik allgemein ist der Umstand wichtig, dass das Christentum nicht nur als eine wortgeleitete Größe mit den Texten von Klerikern und Theologen in Erscheinung tritt. Seit frühester Zeit sind vielmehr auch Bilder vorhanden, deren autonomer Zeichenwert gleichberechtigt neben den Texten steht. Eine entsprechende Visualisierung, beginnend mit einer sachgemäßen Illustration der Religionsbücher, SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >36 erleichtert der Phantasie und Auffassungsgabe der Schüler und vermag in unserer bildüberfluteten Gegenwart neue Zusammenhänge darzustellen. Dabei geht es nicht um eine kritiklose Übernahme oder gar Steigerung der Bilderflut. Es geht hier vielmehr genauso wie bei dem Ringen um die christliche Erziehung mit und gegen die antike Literatur und Philosophie um das Zeugnis einer kritischen Auseinandersetzung mit der überbordenden antik-zeitgenössischen Bilderwelt, also um einen Beitrag zur Bilderethik. SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >37

3.

Als nach dem natürlich noch stark romzentrierten Handbuch der Christlichen Archäologie von Carl Maria Kaufmann aus dem Jahre 1905 endlich im Jahre 1983 Friedrich Wilhelm Deichmann, für den die Christliche Archäologie »eine Disziplin der Altertumswissenschaften mit Weiterungen« darstellt, seine lang erwartete und bis heute richtungsweisende und den methodischen Standard vorgebende Einführung in das Fach veröffentlichte, SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >38 versuchte er den damaligen Ist-Stand der Selbstdefinition des Faches ironisierend darzustellen: »Es gibt mindestens ebenso viele christliche Archäologien wie christliche Archäologen.« Anders als Deichmann dies gemeint hat, hat sich das Fach danach in einer erfrischend positiven Weise weiterentwickelt, auch in methodischer Hinsicht. SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >39 Dies gilt ebenso für seine Ausführungen zum Stil der frühchristlichen Kunst, für den Deichmann eine verwirrende Fülle feststellt und auf die Bedeutung eines Regionalstils im Geflecht stilistischer Ober- und Unterströmungen abhebt, als auch für den Hauptteil seines Werkes, das Großkapitel »Die Künste in den Regionen der Ökumene«. Hier finden wir nach verschiedenen Gattungen geordnet den im Allgemeinen auch heute noch gültigen Überblick über das zur Verfügung stehende Material, SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >40 wobei ein erfreuliches Schwergewicht auf den Denkmälern des ost- und westsyrischen Raumes liegt. Dabei muss aber betont werden, dass, wenn unsere Denkmälerkenntnis aus politischen Gründen in bestimmten Gebieten dieses Raumes, wie etwa auch in Algerien, stagniert, sie gerade in anderen, wie etwa im Negev, unverhältnismäßig stark zunimmt. SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >41 Dankenswerterweise bietet hier die Byzantinische Zeitschrift noch immer die zuverlässigste und aktuellste Bibliographie, SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >42 die eine überbordende Vitalität des Faches und der internationalen Forschung zeigt. SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >43

Bei all dem Neuen aus dem weiten Bereich der Ökumene bilden aber auch Rom selbst SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >44 und die traditionellen Forschungsgegenstände wie etwa Sarkophag- und Katakombenforschung sowie Ikonographie SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >45 und Kirchenbau weiterhin Schwerpunkte des Faches. Auch hier sind, wie schon erwähnt, neue Forschungsinstrumente geschaffen, neue Entdeckungen gemacht SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >46 und neue Zusammenfassungen geschrieben worden. Das gilt aber ebenso für den übrigen italischen, für den gallischen und für den spanischen Bereich.

Für die Katakombenforschung, den ältesten und aus vielen Gründen gewissermaßen klassischen Forschungszweig des Faches, für die Louis Reekmans ein neues Zeitalter kritischer archäologischer Arbeit hat beginnen lassen, SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >47 besitzen wir eine wertvolle Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstandes durch Vincenzo Fiocchi Nicolai, Fabrizio Bisconti und Danilo Mazzoleni. SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >48 Die kirchliche Bautätigkeit in der Stadt Rom und im Bereich der Coemeterien haben Vincenzo Fiocchi Nicolai SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >49 und Hugo Brandenburg SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >50 dargestellt. Dazu treten jetzt vorzügliche Sammelwerke SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >51 und natürlich weiterhin Arbeiten, die einzelnen Bauten gewidmet sind. SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >52 S. De Blaauw hat zudem ausführlich die Bezüge von Architektur und Liturgie in der Stadt Rom untersucht. SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >53 Für die Sarkophagforschung, der 1966 eine gemeinsame Veröffentlichung von Theodor Klauser und Friedrich Wilhelm Deichmann neuen Auftrieb verschafft hatte SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >54 und der die Arbeiten von Klaus Eichner eine gewisse technikgeschichtliche Basis gegeben haben, SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >55 liegt nun mit den drei angezeigten Repertoriumsbänden SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >56 ein vorzügliches Arbeitsinstrument vor, dessen Qualität auch im Abbildungsteil gesteigert wurde. Dazu treten das Handbuch von Guntram KochSPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >57 und die von ihm und von anderen durchgeführten Symposien. Hier ist etwa der von Fabrizio Bisconti und Hugo Brandenburg herausgegebene Sammelband zu nennen.SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >58

In diesem Band SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >59 hat Jutta Dresken-Weiland mit »Ricerche sui committenti e destinatari dei sarcofagi paleocristiani a Roma« den vorläufig letzten einer Reihe von Beiträgen SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >60 veröffentlicht, die in einer das auf den Sarkophagen befindliche epigraphische Material berücksichtigenden sozialgeschichtlichen Forschungsrichtung stehen, die ich einst mit meiner Habilitationsschrift eröffnet habe. SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >61 Darum sei hier abschließend auf die Habilitationsschrift von Frau Dresken-Weiland SPAN STYLE= "font-size: 8px;font-weight: bold;vertical-align: text-top;" >62 hingewiesen. Sie stellt auf Grund ihrer epigraphischen Untersuchungen in ihrer Zusammenfassung (199­202) die größere Häufigkeit von Frauenbestattungen und von Frauenthemata (das Porträt eines Paares ist in der Regel für eine Frauenbestattung als Zeichen der großen Bedeutung, die die Ehe für Frauen sozial und mentalitätsmäßig besaß, bestimmt) fest: »Die christlichen Sarkophage, die intensive Nutzung und Entwicklung der Katakomben und das Einsetzen des Kirchenbaus veranschaulichen eine deutliche Präsenz und einen starken Einfluss des Christentums in der Regierungszeit Konstantins des Grossen in Rom Š Das grosszügige Umgehen mit Sarkophagen hängt wohl mit den in Rom versammelten Kapital- und Wirtschaftskräften und der Nähe zum Produktionsort zusammen«.

In den archäologischen Untersuchungen fragt sie nach dem Einfluss der Käufer auf die Bilder und nach den Beziehungen zwischen Käufer und Großbetrieb, der Sarkophage in einem arbeitsteiligen, in viele kleine Produktionsschritte zerlegten Verfahren herstellt. Dabei ist es sehr interessant, dass sie keine Beziehung zwischen dem Rang des Verstorbenen und der Qualität und dem Aufwand des Sarkophages herzustellen vermag. »Die Wahl eines bestimmten Sarkophags oder auch einer anderen Bestattungsform geht, wie auch bereits bei heidnischen Exemplaren zu beobachten, auf eine individuelle Entscheidung zurück. Der Rang eines Toten kommt eher in der genauen Lage seines Grabes als in der Qualität der Bildhauerarbeit zum Ausdruck.«

Die meisten christlichen Sarkophage wurden in den Coemeterial- und Pilgerkirchen Roms sowie in den angebauten Mausoleen und den sie umgebenden Friedhöfen aufgestellt bzw. vergraben. Auch Bereiche privilegierter Aufstellung wie Apsiden wurden von reliefierten und unverzierten Sarkophagen von Klerikern und um die Kirche verdienten Laien eingenommen, wie die Befunde aus der neuen Basilika des Papstes Marcus und aus S. Sebastiano zeigen. Die aufwendigsten Sarkophage standen in der Regel in an die Basiliken angebauten Mausoleen. Dabei ist in S. Sebastiano ebenso wie in St. Peter der chronologische Schwerpunkt im letzten Drittel des 4. Jh.s zu finden, also am absolut letzten Höhepunkt der Sarkophagproduktion in Rom.

Das mehrfach diskutierte Problem der Nichtsichtbarkeit der Bilder bei vergrabenen Sarkophagen sucht Dresken-Weiland damit zu lösen, dass sie davon ausgeht, dass sich die Bilder an den Verstorbenen richten, dass es also um seine Ehrung und Wertschätzung geht. Die Bilder seien nur während der Beisetzung sichtbar gewesen, was als ausreichend empfunden worden sein muss. »Die Bilder der frühchristlichen Sarkophage brachten den Glauben und die Hoffnung des Verstorbenen zum Ausdruck.« Sichtbar aufgestellt konnten sie auch Trost für Angehörige und Freunde beinhalten. Die vergrabenen Sarkophage, ob aus Raummangel oder als Schutzbedürfnis gegen Beraubung und Wiederverwendung, zeigen wie die unverzierten, »dass die Bedeutung des marmornen Sarges als solchen grösser war als die darauf angebrachten Bilder«. Das heißt aber auch ­ und dies gilt überraschend und im Hinblick auf die Forschungsgeschichte fast revolutionär für nichtchristliche und christliche Sarkophage gleichermaßen: Der Befund ist keinesfalls im Zusammenhang von christlichen humilitas-Vorstellungen zu verstehen: »Die für die Grabeskunst angenommene Ausrichtung auf Repräsentativität bzw. einen Betrachter bedarf Š einer Revision.«

Von großen Umbrüchen war am Anfang die Rede, hier nun von Revision. Das Fach zeigt darin seine Vitalität und sein Interesse. Es bleibt zu hoffen, dass die Theologen, vor allem die sich immer stärker spezialisierenden Kirchengeschichtler, sich auf diese Umbrüche und Revisionen einlassen. Denn hier liegt auch die große Möglichkeit, die kulturwissenschaftliche Seite der Christentumsgeschichte im Zusammenhang der Altertumswissenschaften zu bearbeiten. Zugleich eröffnet sich eine hermeneutische Perspektive der Theologiegeschichte, die zu einer kritischen Theologie von heute beitragen kann.

B>Summary

Studies and research on Early Christian and Early Byzantine art and archaeology have had a very prosperous time during the last three decades in Germany and elsewhere, specially France, Italy, and Great Britain. The field of late antiquity studies has become more important in the departments of church history at theological faculties and in the history and art departments. New areas of excavations and study can be found in the whole Mediterranean world and beyond. Besides we meet a refinement of questions and of methods of modern research, even on sites like Rome.

The paper emphasizes three aspects of late antique studies on art and archaeology: Late antiquity studies have become an university and research discipline of its own weight. In this discipline late antiquity studies form a fine starting point for transdisciplinary and multidisciplinary questions being important for university politics.

Late antiquity studies show themselves to be more and more important for their interest on development, change, and continuity of a multicultural world passing from classical antiquity into early medieval time.

Late antiquity studies open new ways of cooperation for students from the theological and historical departments regarding the mutual influences of a transforming society and the interrelations of cultural, religious, political, and civic worlds on a high brow level as well as in every day life. This research could also create more sensibility for the hermeneutics of our present day world.

Fussnoten:

1) Dieser Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, dem in dem zur Verfügung stehenden Raum auch in keiner Weise Genüge geleistet werden könnte. Insbesondere haben ganze Kunstlandschaften, in denen eine rege Ausgrabungstätigkeit zu finden ist, die auch publiziert wird, wie z. B. Süd- und Südosteuropa oder Konstantinopel und Kleinasien, und ganze Genera wie etwa die Kleinkunst und die Buchmalerei, für die erfreulicherweise immer mehr zusammenfassende Kataloge oder Handbücher zu finden sind, keine Berücksichtigung erfahren. Ich hoffe, dieser Mangel lässt sich durch den Verweis auf die Bibliographien und die Suchmaschinen, vor allem Dyabola mit dem Katalog der Bibliothek des DAI Abteilung Rom und URBS (Unione Romana delle Biblioteche Scientifiche), ausgleichen.

2) Im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft entstand die Reihe Spätantike­ Frühes Christentum ­ Byzanz mit mehreren Abteilungen. Wichtig bleiben als Publikationsorgan neben der vom Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana herausgegebenen Rivista di Archeologia Cristiana (RivAC) die Römische Quartalsschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte (RQ) mit ihren Supplementheften und die Cahiers archéologiques (CAr) mit der Bibliothéque des cahiers archéologiques (BCAr); hinzugekommen ist Antiquité Tardive (AT) mit der Bibliothèque de l¹Antiquité Tardive (BAT), einzelne Beiträge auch in Vigiliae Christianae und Zeitschrift für antikes Christentum/Journal of Ancient Christianity.

3) Der österreichische Verein gibt die Mitteilungen zur Christlichen Archäologie heraus.

4) Zur Geschichte des Faches: Wolfgang Wischmeyer, Christian Archaeology. History, in: Corby Finney (Hrsg.), Encyclopedia of Early Christian Arts and Archaeology, New York 2006; zu den Anfängen: Ders., Die Entstehung der Christlichen Archäologie im Rom der Gegenreformation, ZKiG 89, 1978, 136­149; J. Engemann, Ausstellung historischer Bücher zur Geschichte der Christlichen Archäologie, Bonn 1984; R.Wisskirchen/M.Schmauder (Hrsg.), Spiegel einer Wissenschaft, Bonn 1991; W. H. C. Frend, The Archaeology of Early Christianity, London 1996.

5) G. Strohmaier-Wiederanders (Hrsg.), Theologie und Kultur. Geschichte einer Wechselbeziehung. Festschrift zum hundertfünfzigjährigen Bestehen des Lehrstuhls für Christliche Archäologie und Kirchliche Kunst an der Humboldt Universität zu Berlin, Halle 1999.

6) Die berühmte Ausnahme: L. v. Sybel, Christliche Antike 1­2, Marburg 1906.1909.

7) Dabei seien auch die deutsche Germanen- und Völkerwanderungsforschung und ihre archäologische Seite nicht vergessen, die im Zusammenhang der allgemeinen religionspolitischen Tendenzen des NS-Staates schon einmal zu einer Umbenennung des Faches ­ sehr zum Leidwesen von Hans Lietzmann ­ in »Spätantike Kunstgeschichte« geführt haben.8) Vgl. etwa La Méditerranée de Paul-Albert Février (CEFR), Rom 1986.

9) Charles Pietri, Roma Christiana. Recherches sur l¹église de Rome, son organisation, sa politique, son idéologie de Miltiade à Sixtus III (311­440), Rom 1976. Für den nordafrikanischen Bereich in vielem vergleichbar: Claude Lepelley, Les cités de l¹Afrique Romaine au Bas-Empire 1­2 (Études Augustiniennes), Paris 1981; vgl. auch Werner Eck/Hartmut Galsterer (Hrsg.), Die Stadt in Oberitalien und in den nordwestlichen Provinzen des römischen Reiches (Kölner Forschungen 4), Mainz 1991.

10) Liliane Ennabli, Carthage. Une métropole chrétienne, Paris 1997.

11) Franz Alto Bauer, Stadt, Platz und Denkmal in der Spätantike. Untersuchungen zur Ausstattung des öffentlichen Raumes in den spätantiken Städten Rom, Konstantinopel und Ephesus, Mainz 1996; Roberto Meneghini, La trasformazione dello spazio pubblico tra tarda antichità e alto medioevo, MEFRA 115, 2003, 1049­1062. Allgemein vgl. jetzt die magistralen Zusammenfassungen von J. H. W. G. Liebeschuetz, Administration and politics in the cities of the fifth to the mid seventh century: 425­640, CAH 14, 2000, 207­237, und ders., Decline and Fall of the Roman City, Oxford 2001; zuletzt vgl. Gunnar Brands/Hans Georg Severin (Hrsg.), Die spätantike Stadt (Studien und Perspektiven), Wiesbaden 2003.

12) Vgl. den programmatischen Traktat: Henri Irenée Marrou, Décadence romaine ou antiquité tardive?, Paris 1978. Jetzt auch: G. W. Bowersock/Peter Brown/Oleg Grabar (Hrsg.), Late Antiquity. A Guide to the Postclassical World, Cambridge, Mass. 1999; zuletzt Helmuth Schneider, RGG4 7 (2004), 1545­1547, Spätantike und Subantike.

13) Eine letzte Frucht deren Arbeit dürfte bestehen in Carl Andresen, Christliche Archäologie, in: K. D. Schmidt/E. Wolf (Hrsg.), Die Kirche in ihrer Geschichte I B 1, Göttingen 1971.

14) Vgl. Wolfgang Wischmeyer in: Volker Drehsen u. a., Wörterbuch des Christentums, Gütersloh 1988, 70­72, Antike und Christentum.

15) Einen vorzüglichen Überblick nach den »klassischen« von Theodor Krauss und Beat Brenk in der Propyläen Kunstgeschichte herausgegebenen Bänden geben Arno Effenberger, Frühchristliche Kunst und Kultur von den Anfängen bis zum 7. Jahrhundert, Leipzig (München) 1986, und Franz Alto Bauer/Norbert Zimmermann (Hrsg.), Epochenwandel? ­ Kunst und Kultur zwischen Antike und Mittelalter, Mainz 2001.

16) Das hat sich aber leider im Bereich der Ministerialbürokratien und ihres kostensparenden Hochschulneubaus nicht herumgesprochen oder wird wie so manches andere nicht zur Kenntnis genommen, um zu einem Abbau von Instituten und Lehr- und Forschungsstellen zu kommen. Hier wie in vielen anderen Fächern bedeutet die angestrebte Konzentration eine Kastration des Faches.

17) Friedrich Wilhelm Deichmann/Giuseppe Bovini/Hugo Brandenburg, Repertorium der christlich-antiken Sarkophage 1: Rom und Ostia, 2 Bde. (Deutsches Archäologisches Institut), Wiesbaden 1967, vgl. dazu Josef Engemann, Gnomon 41, 1969, 489­494; Jutta Dresken-Weiland, Repertorium der christlich antiken Sarkophage 2: Italien, mit einem Nachtrag: Rom und Ostia, Dalmatien, Museen der Welt, Wiesbaden 1998; Deutsches Archäologisches Institut: Repertorium der christlich-antiken Sarkophage. Bd. 3: Frankreich, Algerien und Tunesien. Bearb. v. B. Christern-Briesenick. Vorarbeiten v. G. Bovini u. H. Brandenburg. Mainz: von Zabern 2003. XX, 303 S. u. 156 Bildtafeln. 4°. Lw. ? 102,00. ISBN 3-8053-2008-6; dazu Guntram Koch, GGA 256, 2004, 179­199. Für Spanien vgl. jetzt: José Miguel Noguera Celdrán/Elena Conde Guerri (Hrsg.), El sarcófago romano. Contribuciones al estudio de su tipología, iconografía y centros de producción, Murcia 2001, hier bes. 257­272 den Beitrag von Alexis Oepen, Rasgos generales del sarcófago paleocristiano en Hispania. Bases para la redacción de un primer Corpus.

18) Exemparisch sei hier verwiesen auf Johannes Georg Deckers/Hans Reinhard Seeliger/Gabriele Miethke, Die Katakombe »Santi Pietro e Marcellino« 1­3 (Roma Sotterranea Cristiana 5), CdV 1987; Johannes Georg Deckers/Gabriele Mietke/Albrecht Weiland, Die Katakombe »Commodilla«. Repertorium der Malereien 1­3 (Roma Sotterranea Cristiana 10), CdV 1994; diess./Vincenzo Fiocchi Nicolai, Die Katakombe »Anonima di Via Anapo« 1­3 (Roma Sotteranea Cristiana 9), CdV 1991. Diese Arbeiten ermöglichten einen neuen stil- bzw. werkstattgeschichtlichen Ansatz, wie er nun von Norbert Zimmermann vorgelegt wurde: Werkstattgruppen römischer Katakombenmalerei (JbACErgbd. 35), Münster 2002.

19) R. Krautheimer/S. Corbett/W. Frankl/A. K. Frazer, Corpus Basilicarum Christianarum Romae 1­4 (Monumenti di antichitá cristiana pubblicati dal Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana S. 2), CdV 1937­1980.

20) Zuletzt ICUR N. S. 10: Daniele Mazzoleni/Carlo Carletti (Hrsg.), Coemeteria viae Salariae veteris et viae Flaminiae, Rom 1992. Dazu treten die von M. I. di Stefano und G. Filippi herausgegebenen Inscriptiones Sanctae Sedis 1­3, CdV 1995­1998. Für Nordafrika sei auf das von L. Ennabli herausgegebene Korpus der christlichen Inschriften Karthagos (ICK) erinnert und an die vorzüglichen Inschrifteneditionen der französischen Grabungen: z. B. N. Duval, Recherches archéologiques à Haidra 1: Les inscriptions chrétiennes (CEFR), Rom 1975. Hier dürfen auch die vielen spanischen Inschrifteneditionen nicht vergessen werden, z. B. Josep Corell, Inscripcions Romanes de Valentia e el seu Territori, Valencia 1997. Auch auf dem Gebiet der Christlichen Archäologie werden sozial- und mentalitätsgeschichtliche Fragestellungen immer wichtiger, vgl. etwa J. P. Caillet, L¹évergétisme monumental chrétien en Italie at à ses marges d¹après l¹épigraphie des pavements de mosaique (CEFR), Rom 1993; zu Epigraphik und Sarkophagforschung s. u. zu Jutta Dresken-Weiland.

21) Noël Duval u. a., Basiliques chrétiennes d¹Afrique du Nord. Inventaire et typologie 1, 1­2, Paris 1992; vgl. auch ders., Études d¹architecture chrétienne nord-africaine, MEFRA 84, 1972, 1071­1172, und François Baratte/Fethi Bejaoui, Églises urbaines, églises rurales dans la Tunesie paléochrétienne: Nouvelles recherches d¹Architecture et d¹urbanisme, CRAI 2001, 1447­1497.

22) Thilo Ulbert, Die Basilika des Heiligen Kreuzes in Resafa-Sergiupolis (Resafa 2), Mainz 1986.

23) Christine Strube, Baudekoration im Nordsyrischen Kalksteinmassiv 1: Kapitell-, Tür- und Gesimsformen der Kirchen des 4. und 5. Jahrhunderts n. Chr. (Damaszener Forschungen 5), Mainz 1993; 2: Das 6. und frühe 7. Jahrhundert (Damaszener Forschungen 11), Mainz 2002. Die wichtigen Ausführungen zum Wallfahrtsheiligtum von Qal¹at Sim¹an: Strube 1, 205­252, datiert das Heiligtum wie G. Tchalenko, Villages antiques de la syrie du Nord 1, Paris 1953, 226 ff., in die Jahre 476­492. ­ Zur Architektur und Bauskulptur in Lykien vgl. jetzt Peter Grossmann/Hans-Georg Severin, Frühchristliche und byzantinische Bauten im südöstlichen Lykien. Ergebnisse zweier Surveys (Istanbuler Forschungen 46), Tübingen 2003.

24) Vgl. das einschlägige Meisterwerk einer kulturgeschichtlichen Topographie: Richard Krautheimer, Rom ­ Schicksal einer Stadt 312­1308, München 19962; es sind hier aber auch synthetische Unternehmen anzuzeigen wie Yvette Duval/Paul Albert Février/Jean Guyon u. a., Topographie chrétienne des cités de la Gaule des origines au milieu du VIIe siècle 2: Provinces ecclésiastiques d¹Aix et d¹Embrun (Narbonensis et Alpes Maritimae), Paris 1986; Paul-Albert Février/Xavier Barral i Altet, Topographie chrétienne ... 7: Province ecclésiastique de Narbonne (Narbonensis Prima), Paris 1989, und Arbeiten zu einzelnen Orten wie Yvette Duval, Lambèse chrétienne. La gloire et l¹oubli. De la Numedie Romaine à l¹Ifrîquia (Collection des Études Augustiniennes ­ Antiquité 144), Paris 1995.

25) Noël Duval, Églises africaines à deux absides 1­2, Paris 1971; Thilo Ulbert, Frühchristliche Basiliken mit Doppelapsis auf der Iberischen Halbinsel. Studien zur Architektur und Liturgiegeschichte (DAI Forschungen 5), Berlin 1978. Zu Spanien vgl. auch : Helmut Schlunk/Theodor Hausschild, Hispania antiqua. Die Denkmäler der frühchristlichen und westgotischen Zeit, München 1978. In diesem Zusammenhang muss auch der erschöpfende Überblick zur koptischen Architektur erwähnt werden, den Peter Grossmann gibt: Christliche Architektur in Ägypten (Handbook of Oriental Studies 1, 62), Leiden 2002.

26) Jürgen Christern, Das frühchristliche Pilgerheiligtum von Tebessa. Architektur und Ornamentik einer spätantiken Bauhütte in Nordafrika, Wiesbaden 1974; Dieter Korol, Die frühchristlichen Wandmalereien aus den Grabbauten in Cimitile/Nola (JbAC Ergbd. 13), Münster 1987; zum Thema Wallfahrt: Akten des 12. Internationalen Kongresses für Christliche Archäologie 1­3 (JbAC Ergbd. 20), Münster 1991. Zu grundsätzlichen Fragen: M. Lamberights/P. van Deun, Martyrdom in multidisciplinary perspective ­ Memorial Louis Reekmans (Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium 117), Löwen 1995. Für Fragen des Märtyrerkultes in Nordafrika ist unerlässlich: Yvette Duval, Loca sanctorum Africae. Le culte des martyrs en Afrique du 4e au 7e siècle 1­2 (CEFR 58), Rom 1982.

27) Vgl. die einschlägigen Bibliographien, vor allen in der BZ.

28) Bezeichnend ist der Festschrifttitel: François Baratte/Jean-Pierre Caillet/Catherine Metzger (Hrsg.), Orbis Romanus Christianusque ab Diocletiani aetate usque ad Heraclium. Travaux sur l¹antiquité tardive rassemblés autour des recherches de Noël Duval avec sa bibliographie raisonnée (De l¹archéologie à l¹histoire), Paris 1992.

29) Hier nenne ich nur J. H. Humphrey (Hrsg.), Excavations at Carthage conducted by the University of Michigan (Institut National d¹Archéologie et d¹Art ­ American School of Oriental Research) 3, Ann Arbor 1977, mit dem wichtigen Beitrag von W. H. C. Frend, The Early Christian Church in Carthage (21­4); 4, Ann Arbor 1978, mit F. M. Glover, Carthage in the Age of Augustine (1­14); 7, Ann Arbor 1982, mit F. M. Glover, Carthage and the Vandals (1­22), L. Casson, Belisarius¹ Expedition against the Vandals (23­28) und dem wichtigen Beitrag von Averil Cameron, Byzantine Africa ­ The Literary Evidence (20­62), die die literarische und theologische »vigorous intellectual activity« in Nordafrika und den späten Sprachwechsel vom Latein zum Griechischen nachzeichnet. Dabei wissen wir nicht, ob das bedeutet, dass die Latein sprechenden Afrikaner in ihren Provinzbistümern ­ und wir kennen für die Mitte des 7. Jh.s mehr Bischöfe als je zuvor ­, die noch ein Jahrhundert zuvor während der Eroberung durch Justinian Träger einer »sophisticated Latin cultur« waren, jetzt eine schlecht ausgebildete Masse waren oder ob wir annehmen müssen, dass die griechische Verwaltung und die Flüchtlinge aus dem Osten vor den Persern das intellektuelle Leben in der Provinz dominierten. Dann kam in die Schwäche des Reiches der monotheletische Streit. »Meanwhile the Arabs were not in hurry to conquer Africa, nor do they seem to have taken the Roman and Byzantine population very seriously as opponents in comparison with the Berbers. But a deep silence descended on Byzantine Africa after the stirring events of the 640¹s and after the bishops had relieved their feelings of dismay and disappointment by taking part in the Lateran Council; but still more after the arrest and subsequently deaths of their champions, Pope Martin I and Maximus Confessor himself« (54), vgl. Walter E. Kaegi, The interrelationship of seventh-century Muslim raids into Anatolia with the struggle for North Africa, Byzantinische Forschungen 28, 2005, 21­43. Die archäologischen Funde in Karthago, aber auch in Sbeitla bestätigen das Bild.

30) Vgl. auch die einschlägigen Beiträge in Jean-Marie Dentzer/Winfried Orthmann (Hrsg.), Archéologie et histoire de la Syrie 2: La Syrie de l¹époque achéménide à l¹avènement de l¹Islam (Schriften zur Vorderasiatischen Archäologie 1), Saarbrücken 1989.

31) Josef Engemann, Deutung und Bedeutung frühchristlicher Bildwerke, Darmstadt 1997. Engemann, 1, betont, dass das Buch eigentlich nach Erwin Panofskys dreifach gestuftem Interpretationsmodell, das seine methodische Grundlage bildet, heißen müsste: »Form, Inhalt und Bedeutungen zur Beschreibung, Inhaltsbestimmung und Deutung frühchristlicher Bildwerke«. Von grundsätzlicher Bedeutung ist Folgendes: »Zwar sind Objektivität und Vorurteilslosigkeit als Vorbedingungen historischer Erkenntnis Ideale, die man nie ganz erreichen kann; doch beruht historische Bilderinterpretation auf rationaler Erkenntnis, nicht auf religiösen Gefühlen ... Daher müssen für die Erforschung frühchristlicher Bildwerke dieselben Grundsätze gelten wie für jede andere archäologische Wissenschaft. Die Frage lautet also nicht: Wie verstehe ich als Angehöriger eines bestimmten Kulturkreises im 20. Jahrhundert ein Bild?, sondern: Wie kann ich mit möglichst hohem Grad von begründeter Wahrscheinlichkeit erkennen, wie sein Urheber und möglicherweise seine Zeitgenossen das Bild verstanden haben?« (19 f.) Bemerkenswert ist die überzeugende Argumentation gegen die These von der Bedeutung der sog. Rettungsgebete, 106, vgl. zustimmend Jutta Dresken-Weiland, GGA 254, 2002, 37 f.

32) Vgl. Josef Engemann, Biblische Themen im Bereich der frühchristlichen Kunst, in: Georg Schöllgen/Clemens Scholten (Hrsg.), Stimuli. Exegese und ihre Hermeneutik in Antike und Christentum. Festschrift Ernst Dassmann (JbAC Ergbd. 23), Münster 1996, 543­556; ders., Zur Frage der Innovation in der spätantiken Kunst, in: Beat Brenk (Hrsg.), Innovation in der Spätantike (Spätantike ­ Frühes Christentum ­ Byzanz. Reihe B Studien und Perspektiven 1), Wiesbaden 1996, 285­315. In seinem Beitrag für die Festschrift Dassmann betont Engemann, dass die frühchristliche Kunst mit biblischen Bildern und Symbolen beginne, »die bereits in der nichtchristlichen Kunst eine über das Dekorative hinausgehende Bedeutung hatten«. Für die Jonasbilder, das häufigste Thema der Grabeskunst des 3. und 4. Jh.s, wird es wichtig zu beobachten, dass in bestimmten Details Unterschiede bestehen, »so dass man nicht annehmen sollte, man könne für alle Denkmäler im Grabbereich eine einheitliche Deutung finden« (553). Ebenso gilt aber auch: »Dass Jonasdarstellungen in anderen Denkmälerbereichen, etwa im Kultraum oder auf Keramik- oder Glasgefäßen andere Bedeutung gehabt haben dürften als solche mit Bezug zum Grabe, braucht heute kaum näher begründet zu werden«. So kommt Engemann bezüglich der Jonasthematik auf Grund der Arbeiten von Ernst Dassmann, Sündenvergebung durch Taufe, Buße und Märtyrerfürbitte (Münsterische Beiträge zur Theologie 36), Münster 1973, und Yve-Marie Duval, Le livre de Jonas dans la littérature chrétienne grecque et latine. Sources et influences du Commentaire sur Jonas de saint Jérôme 1­2 (Études Augustiniennes), Paris 1973, zu dem methodisch wichtigen und für ikonographische Fragestellungen weitreichenden Ergebnis: »In der Regel kann man vor einer Deutung frühchristlicher Grab- und Sarkophagbilder auf Grund von theologischen Texten nur aus dem allgemeinen Grund warnen, dass die Auftraggeber zwar Christen, aber keine Theologen waren, und daher möglicherweise ganz unterschiedliche Vorstellungen bildlich darstellen wollten, als diese sie vertraten ... In den Texten spielt die Szene des Jonas unter der Kürbislaube keine Rolle, während das Bild der Jonasruhe nicht nur in der Sarkophagplastik, sondern auch im Dreierzyklus der frühen Katakombenmalerei durch größere Darstellung oder Mittelstellung hervorgehoben ist ... [Es] scheint die Verbindung von biblischem ðRettungsbildÐ und christlicher ðAllegorie glücklicher JenseitsruheÐ den bildlichen Jenseitsdarstellungen besonders vieler Christen im 3. Jahrhundert entsprochen zu haben« (554 f.). So besitzen wir nur eingeschränkte Erkenntnismöglichkeiten für die Bilder, die einfache Christen am Grab haben darstellen lassen: »So ahnen wir nur vage und unbestimmt, welche Vorstellungen man im 3. und frühen 4. Jahrhundert mit Katakomben- und Sarkophagbildern aussagen wollte. Wir können zwar die meisten der dargestellten biblischen Bilder eindeutig erkennen, nicht jedoch die übertragenen, möglicherweise auf das Jenseits bezogenen Bedeutungen, die Auftraggeber, Künstler und damalige Betrachter mit den Bildern verbanden. Liegt dies vielleicht daran, dass auch die Christen ihre Jenseitshoffnungen gar nicht so eindeutig verbildlichten, wie heutige Interpreten es wünschen möchten? Das biblische Bild der Ruhe des Jonas unter der Kürbislaube in dieser Hinsicht als Parallele zu den ... inhaltlich nicht eindeutig bestimmbaren refrigerium- und in-pace-Inschriften?« (556). Das heißt doch wohl und bestätigt in sehr eindeutiger Weise einen rezeptionsästhetischen Ansatz, dass die entsprechenden Bilder mit einer biblischen Thematik sehr wohl ­ neben den literarischen Auslegungen der biblischen Schriften ­ zur Rezeptionsgeschichte gehören, dass aber bildliche nicht durch literarische Auslegungen zu erklären sind, sondern die verschiedenen Formen der Rezeption nicht deckungsgleich nebeneinander stehen, so dass nicht das eine durch das andere erklärt werden kann. ­ Aus dem zweiten hier angeführten Aufsatz sind die Bemerkungen zu Elvira c. 36 »Es soll keine Bilder in der Kirche geben, damit nicht auf die Wände gemalt wird, was verehrt und angebetet wird« (Übersetzung Engemann), dessen historischer Kontext unbekannt ist, bemerkenswert. Es geht hier »lediglich um die Anfang des 4. Jahrhunderts unter den Theologen diskutierte Frage der Erlaubtheit repräsentativer Christusbilder« (307), also nicht um christliche Kunst im Allgemeinen, noch ist der Kanon geeignet, »die Annahme eines Gegensatzes von bildersüchtigen Laien und alle Bilder ablehnendem Klerus zu stützen« (308). ­ Ohne auf die Probleme des späteren sog. Bilderstreites einzugehen, sei hier noch zur christlichen »Ikonophobie« verwiesen auf Sussanna Ognibene, Umm al-Rasas. La chiesa di S. Stefano e il »problema iconofobico«, Rom 2000, dazu die Besprechung von Urs Peschlow, Gnomon 76, 2005, 357­360.

33) Für eine ähnliche Kritik an der traditionellen Interpretation vgl. Carlo Cecchelli, Monumenti cristiano-eretici di Roma, Rom 1944, eines in der Geschichte seiner Interpretation sehr mystifizierten sog. synkretistischen Denkmals, des Aurelierhypogäums, jetzt bei Gian Luca Grassigli, L¹ipogeo degli Aureli: tra trascedenza e identità pagana, Antenor Quaderni 1, 2002, 405­417: Man braucht keinen »superficiale sincretismo privato«, sondern muss die Bilder lesen »come espressione della rivendicazione di un rango sociale elevato«, der traditionell an den Bildern des Landlebens orientiert ist. Es geht um »successo sociale di una famiglia di liberti che proietta la propria immagine modificata secondo i parametri e i valori della classe dominante«.

34) Wie brisant dieses Verhältnis sein kann und wie wenig es vor Missinterpretationen geschützt ist, zeigen die historischen Begründungen für die Einführung des Volksaltars und den Wechsel der liturgischen Richtung im römisch-katholischen Bereich auf Grund der Liturgiekonstitution des Vaticanum II, die aber im protestantischen trotzdem nicht wenig Nachahmung fanden.

35) Hierhin gehört auch die Arbeit von S. Ristow, Frühchristliche Baptisterien (JbAC Ergbd. 37), Münster 1998.

36) In diesem Zusammenhang sei auch auf das von Gottfried Adam, Wien, begonnene Forschungsprojekt »Kinderbibeln« hingewiesen.

37) Darum fragt man sich seit langem, warum ausgerechnet der Spottkruzifix vom Palatin ­ ILCV 1352 C adn.; Heikki Solin/Marja Itkonen-Kaila, Graffiti del Palatino 1: Paedagogium (Acta Instituti Finnlandiae 3), Helsinki 1966, 209­212 nr. 246; Antonius Ferrua/Carolus Carletti (Hrsg.), Carolus Wessel, Inscriptiones Graecae Christianae Veteres Occidentis (Inscriptiones Christianae Italiae Subsidia 1), Bari 1989, 102 nr. 402; Giulia Sacco, Il graffito blasfemico del Paedagogium nella Domus Augustana del Palatino, in: Ivan Di Stefano Manzelle (Hrsg.), Le iscrizioni dei cristiani in Vaticano (Inscriptiones Sanctae Sedis 2), Città del Vaticano 1997, 192­194l ­ zur Lieblingsillustration der Schulbuchautoren geworden ist, wo doch seine Echtheit ebenfalls schon lange mit nicht ungewichtigen Argumenten bestritten wird, oder was die Mystifikationen oder Mythisierungen zum Begriff »Symbol« sollen, die oft mit Tessera-Illustrationen abgebildet werden, als ob es sich um romantische Geheimlogen der Neuzeit handelt. Ebenso kann der besonders in frommen Kreisen beliebte unhistorische Gebrauch des Fischsymbols als des christlichen Erkennungszeichens hier angefragt werden. Über all dem schwebt die unglückliche Dunstmischung des 19. Jh.s zwischen Henry Newman und Quo vadis.

38) Darmstadt 1983, ital. Ausgabe: Archeologia cristiana. Übersetzt von Alessandro de Lachenal und Rosa Taliani, Rom 1993, vermehrt um 194 Abbildungen, Lit. vereinzelt nachgetragen. Zitat 1983, 1; Rezensionen: W. W., ThR 48, 1983, 301­304; J.-P. Sodini, ByzZ 78, 1985, 392­395. Die Bedeutung Deichmanns als des großen Meisters und Anregers der Christlichen Archäologie zeigt seine einem Handbuch gleichkommende vielbändige Festschrift: Studien zur spätantiken und byzantinischen Kunst. Friedrich Wilhelm Deichmann gewidmet (RGZM Monographien 10), Mainz 1986 ff.

39) Deichmann orientiert sich an Paul Frankl, Das System der Kunstwissenschaften, Brünn 1938. Vor allem durch die Arbeiten der amerikanischen Kollegen sind die Methoden der modernen Bildwissenschaft aufgenommen worden, vgl. Th. F. Mathews, The Clash of Gods. A Reinter- pretation of Early Christian Art, 1993, der das Christusbild nicht mehr in einem Zusammenhang mit dem Kaiserbild sehen will, wie ihn die ältere europäische Forschung herausgearbeitet hat, sondern es allein von den Darstellungen von Göttern, Magiern und Wundertätern abhängig macht. Anders: Sister Charles Murray, Rebirth and Afterlife. A Study of the Transmutation of Some Pagan Imagery in Early Christian Funerary Art, Oxford 1981, und J. Elsner, Imperial Rome and Christian Triumph, Oxford 1998.

40) Vgl. außer dem monumentalen Ravennawerk: Friedrich Wilhelm Deichmann, Ravenna. Hauptstadt des spätantiken Abendlandes 1­2,3, Wiesbaden 1969­1989, vor allem ders., Rom, Ravenna, Konstantinopel. Gesammelte Studien zur spätantiken Kunst, Architektur und Geschichte, Wiesbaden 1982.

41) Unbekannt ist, wie weit die militärischen Ereignisse im Irak christliche Denkmäler der vor- und frühislamischen Zeit zerstört haben.

42) Die bibliographische Arbeit der BZ schließt, wie besonders hervorzuheben ist, auch die Rezensionen der angezeigten Werke ein. Weiter kann hier verwiesen werden auf die bibliographischen Dienste der Sondersammelgebiete Archäologie und Kunstgeschichte der Universitätsbibliothek Heidelberg und den Neuerscheinungsdienst des Institutes für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien.

43) Dabei sind nicht nur »Auswüchse« eines ­ unbedingt notwendigen­ Spezialistentums etwa in der Anwendung mathematischer, natur-, architektur- und ingenieurswissenschaftlicher Methoden zu beobachten, die zu großartigen Ergebnissen etwa in der Bauforschung kommen, deren Vermittlung an konservativere Kollegen, die in diesen Methoden nicht so zu Hause sind, manchmal schwer fällt. Es lassen sich aber auch zentrifugale Tendenzen feststellen wie eine immer stärkere Sonderrolle oder Ausgliederung der Epigraphik. Etwas anderes ist die interdisziplinäre Arbeit mit Fachvertretern verschiedener Archäologien, teilweise sogar in eigenen Organisationen, die bestimmte Genera wie Mosaik- oder Sarkophagforschung oder Fragestellungen wie Ikonographieforschung zum Gegenstand ihrer Forschung erhoben haben.

44) Vgl. als eine vorzügliche Zusammenfassung den Katalog der Ausstellung: Aurea Roma ­ Dalla città pagana alla città cristiana, Rom 2000, ferner Letizia Pani Ermini/Paolo Siniscalco (Hrsg.), La communità cristiana di Roma. La sua vita e la sua cultura dalle origini all¹Medio Evo (Atti e Documenti 9), CdV 2000.

45) Außer den angezeigten Arbeiten von Josef Engemann vgl. noch ders., Untersuchungen zur Sepulkralsymbolik der späteren römischen Kaiserzeit (JbAC Ergbd. 2), Münster 1973, und den sehr wichtigen Aufsatz: Der Skulpturenschmuck des »Fastigiums Konstantins I nach dem Liber Pontificalis und der ðZufall der ÜberlieferungЫ, RivAC 69, 1993, 179­203, mit der programmatischen Formulierung: »Doch ich meine, dass der ðZufall der ÜberlieferungÐ im christlichen Denkmälerbestand des späten 3. bis 6. Jahrhunderts soviel erhalten bleiben ließ, dass .... zeitlich bestimmte Entwicklungsstufen skizziert werden können, die es verbieten, die Existenz von Bildprogrammen, die im 6. Jahrhundert auftreten, auch schon für die konstantinische Zeit anzunehmen« (194). ­ Als ikonographisches Handbuch, das neben dem LCI verwendet werden sollte, steht jetzt zur Verfügung: Fabrizio Bisconti (Hrsg.), Temi di iconografia paleocristiana (Sussidi allo studio delle Antichità Cristiane), CdV 2002, mit einer langen Einführung des Herausgebers (13­86), einem ikonographischen Lexikon in 379 Stichworten von Habakuk bis Zachäus (383 Autoren), 62 Bildtafeln sowie Indizes (mit Abbildungsverweisen). ­ Einzelstudien seien darüber nicht vergessen, z. B. R. Warland, Templum Urbis et Sybilla. Die spätantike Romidee in den Triumphbogenmosaiken von S. Maria Maggiore in Rom, in: B. Klein/H. W. v. d. Knesebeck (Hrsg.), Nobilis arte manus. FS Antje Middeldorf-Kosegarten, Dresden 2002, 35­42.

46) Vgl. besonders die neu entdeckte Coemeterialbasilika an der Via Ardeatina: Vincenzo Fiocchi Nicolai, Una nuova basilica a deambulatorio nel comprensorio della catacomba di S. Callisto a Roma, in: Akten 12. Int. Kongress für Christliche Archäologie (JbAC Ergbd. 20, 2), Münster 1995, 776­786; ders., La nouva basilica paleocristiana »circiforme« della via Ardeatina, in: Via Appia. Sulle ruine della magnificenza antica, Mailand 1997, 78­83; ders., La nuova basilica circiforme della via Ardeatina (con apendice di M. P. Del Moro, D. Nuzzo, L. Spera ), Rendiconti PARA 68, 1995­1996 [1999], 69­233; s. auch die einschlägige Sektion »Basiliche Circiforme« in Guidobaldi/Guidobaldi (Hrsg.) Ecclesiae (Anm. 51). ­ In diesem Zusammenhang muss auch auf die neuere Forschung zum Konstantinsbogen (und zum Ianus Quadrifrons) als einem aus vielen Gründen zentralen Denkmal Roms und der Spätantikenforschung hingewiesen werden: Alessandro Melucco Vaccaro/Angela Maria Ferroni, Chi costrui l¹arco di Costantino? Un interrogativo ancora attuale, RPARA 66, 1993/4 (1996), 1­60; Dora Cirone, I resultati delle indagini stratigrafici all¹arco di Costantino, ibd. 61­79; Patrizio Pensabene/Clementina Panella, Reimpiego e protettazione architettonica nei monumenti tardo-antichi di Roma, ibd. 111­283, und RPARA 67, 1994/4 (1998), 25­67; diess. (Hrsg.), Arco di Costantino tra archeologia e archeometria (Studia archaeologica 100), Rom 1998.

47) Louis Reekmans, La tombe du pape Corneille et sa region céméteriale, Rom 1964; ders., Die Situation der Katakombenforschung (AGFNRW), Opladen 1979.

48) Vincenzo Fiocchi Nicolai/Fabrizio Bisconti/Danilo Mazzoleni, Roms christliche Katakomben: Geschichte, Bilderwelt, Inschriften, Regensburg 1998.

49) Vincenzo Fiocchi Nicolai, Strutture funerarie ed edifici di culto paleocristiano di Roma dal 4. al 6. secolo (PCAS Studi e ricerche 3), CdV 2001.

50) Hugo Brandenburg, Roms frühchristliche Basiliken des 4. Jahrhunderts (Heyne Stilkunde 14), München 1979; ders., Die frühchristlichen Kirchen Roms vom 4. bis 7. Jahrhundert. Der Beginn der abendländischen Kirchenbaukunst, Regensburg 2004; nicht vergessen werden dürfen hier Brandenburgs Arbeiten zu S. Stefano Rotondo, zusammengefasst in H. Brandenburg, Die Kirche von S. Stefano Rotondo in Rom (Hans Lietzmann Vorlesungen 2), Berlin 1998; ders./J. Pál (Hrsg.), S. Stefano Rotondo in Roma. Archeologia, storia dell¹arte, restauro (Spätantike ­ Frühes Christentum ­ Byzanz B 8), Wiesbaden 2000. ­ Als Handbuch zur spätantiken Architektur Roms versteht sich auch: M. Cecchelli (Hrsg.), Materiali e tecniche dell¹edilizia paleocristiana a Roma (Materiali della cultura artistica 4), Rom 2001. ­ Als eine allgemeine Einführung zum Beginn einer frühchristlichen Architektur bleibt unbefriedigend: Michael L. White, Building God¹s House in the Roman World: Architectural Adaption Among Pagans, Jews and Christians, Baltimore 1989, und ders., From Housechurch to Churchbuilding, 2000, vgl. Paul Corby Finney, HarvThR 81, 1988, 333­336.

51) Vgl. etwa F. Guidobaldi/A. G. Guidobaldi (Hrsg.), Ecclesiae urbis 1­3 (StAC 59), CdV 2002. Zum immer wieder Fragen erweckenden Verhältnis des Liber Pontificalis der römischen Kirche, seinen Architekturnotizen und dem archäologisch nachweisbaren Befund vgl. neben Engemann (Anm. 45) jetzt H. Geertman (Hrsg.), Atti del colloquio internazionale: Il liber Pontificalis e la storia materiale, Mededelingen van het Nederlands Instituut te Rome 60/1, 2001/2 (Rom 2003).

52) So etwa zu den Pilgerheiligtümern am Vatikan und an der Via Ostiense, wobei natürlich die Frage der Memoria von S. Sebastiano an der Via Appia mit berücksichtigt ist: A. Arbeiter, Alt-St. Peter in Geschichte und Wissenschaft, Berlin 1988, und ­ in Fortschreibung des klassischen Werkes von Hans Lietzmann, Petrus und Paulus in Rom (AKG 1), Berlin 1927 ­ jetzt Hans Georg Thümmel, Die Memorien für Petrus und Paulus in Rom. Die archäologischen Denkmäler und die literarische Tradition (AKG 76), Berlin 1999; G. Filippi, La basilica di S. Paolo fuori le mura, in: Pietro e Paolo, Rom 2000, 59­62; Lloyd J. Barclay, Kautheimer and S. Paolo f. l. m.: architectural, urban and liturgical planning in late fourth-century Rome, in Guidobaldi (vgl. Anm. 51), 11­24; Hugo Brandenburg, Die Basilikala f. l. m., der Apostelhymnus des Prudentius (Peristeph. 12) und die architektonische Ausstattung des Baus, in Guidobaldi (vgl. An m. 51) 1525­1578; ders., Beobachtungen zur architektonischen Ausstattung der Basilika von S. Paolo fuori le mura in Rom (FS Christian Gnilka = JbAC Ergbd. 33), Münster 2002, 83­107. Von großer Bedeutung ist die von Fr. W. Deichmann und A. Tschira begonnene Arbeit an den Nischenrundbauten: J. Rasch, Das Maxentius-Mausoleum an der Via Appia in Rom (Spätantike Zentralbauten in Rom und Latium 1), Mainz 1984; ders., Das Mausoleum der Kaiserin Helena in Rom und der »Temio della Tosse« in Tivoli (Spätantike Zentralbauten in Rom und Latium 2), Mainz 1998. ­ Für andere Orte Italiens sei beispielhaft genannt: Thomas Lehmann, Paulinus Nolanus und die Basilica Nova in Cimitile/Nola. Studien zu einem zentralen Denkmal der spätantik-frühchristlichen Architektur (Spätantike ­ Frühes Christentum ­ Byzanz B 19), Wiesbaden 2004.

53) S. De Blaauw, Cultus et Decor ­ Liturgia e Architettura nella Roma tardoantica e medievale 1­2 (StT 355.356), Rom 1994. Zur stadtrömischen Petrusikonographie und -ideologie vgl. J. M. Huskinson, Concordia apostolorum. Propaganda at Rome in the Fourth and Fifth Centuries. A Study in Early Christian Iconography and Iconology (BAR International Series 148), Oxford 1982.

54) Theodor Klauser/Friedrich Wilhelm Deichmann, Frühchristliche Sarkophage in Wort und Bild (Antike Kunst 3. Bh.), Olten 1966.

55) Klaus Eichner, Die Werkstatt des sog. dogmatischen Sarkophags. Untersuchungen zur Technik der konstantinischen Sarkophagplastik in Rom 1­2, Diss. phil. Heidelberg 1977; ders., Die Produktionsmethoden der stadtrömischen Sarkophagfabrik in der Blütezeit unter Konstantin, JbAC 24, 1981, 85­113; ders., Technische Voraussetzungen für die Massenproduktion von Sarkophagen, in: Karin Kirchhainer/Guntram Koch (Hrsg.), Akten des Symposiums »Frühchristliche Sarkophage« Marburg 1999 (Sarkophagstudien 2), Mainz 2002, 73­79.

56) Auch an dieser Stelle sei der Wunsch vorgebracht, die übrigen projektierten Bände in überschaubarer Zeit erscheinen zu sehen.

57) Guntram Koch, Frühchristliche Sarkophage (Handbuch der Archäologie), München 2000, dazu Jutta Dresken-Weiland, GGA 254, 2002, 28­46.

58) Fabrizio Bisconti/Hugo Brandenburg (Hrsg.), Sarcofagi tardoantichi, paleocristiani e altomedievali (Monumenti di antichità cristiana 2, 18), CdV 2004. Hugo Brandenburg schreibt hier über »Osservazioni sulla fine della produzione e dell¹uso dei sarcofagi a rilievo nella tarda antichità nonché sulla loro decorazione (3 ­34), Johannes Georg Deckers über »Theodosianische Sepulkralplastik in Konstantinopel 380­450 n. Chr.« (35­52), Nenad Cambi über »I sarcofagi della tarda antichità in Istria e Dalmazia« (32­52) und Fabrizio Bisconti über »I sarcofagi del paradiso« (53­74).

59) 149­163.

60) Jutta Dresken-Weiland, Sulla rappresentazione di defunti nei sarcofagi paleocristiani, Corsi di cultura sull¹arte Ravennate e bizantina XLI, 1994, 109­130; diess., Zur Rolle der Auftraggeber der frühchristlichen Sarkophage, das Münster 50°, 1997, 19­27.

61) Wolfgang Wischmeyer, Die Tafeldeckel christlicher Sarkophage konstantinischer Zeit in Rom. Studien zur Struktur, Ikonographie und Epigraphik (RQ Suppl. 40), Freiburg 1982.

62) Jutta Dresken-Weiland, Sarkophagbestattungen des 4.­6. Jahrhunderts im Westen des römischen Reiches (RQ Suppl. 55), Freiburg 2003.