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Ausgabe:

April/2006

Spalte:

365 f

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Lux, Rüdiger [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Ideales Königtum Studien zu David und Salomo.

Verlag:

Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2005. 179 S. m. 1 Porträt. gr.8° = Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte, 16. Geb. Euro 48,00. ISBN 3-374-02273-1.

Rezensent:

Bernd U. Schipper

Durch die Ergebnisse der Palästinaarchäologie hat sich das biblische Bild der Zeit Davids und Salomos als weitgehend unhistorisch erwiesen. Welche Bedeutung haben jedoch die Texte selbst und was ist ihr literaturhistorischer Ort? Der vorliegende Band, der dem 2003 verstorbenen Alttestamentler Gerhard Wallis gewidmet ist (dazu R. Lux, 9­19), thematisiert diese Frage. Dabei spannt sich der Bogen der Beiträge von einigen Überlegungen zu 1Sam 24 (J. Conrad, 23­42) über das davidische Königtum in der Chronik (T. Willi, 71­90) bis zum Salomobild des 18. Jh.s (C. Bultmann, 153­174). Verbunden sind die acht Aufsätze durch die These, dass sich eine Idealisierung des Königtums in Israels Frühzeit erkennen lasse, bei der sowohl authentische Erinnerungen als auch königskritische wie -freundliche Notizen miteinander verbunden seien. Diese Dialektik von Ereignis- und Literaturgeschichte klingt bereits im Vorwort des Herausgebers an, wenn dieser betont, dass die »Existenz Davids und seiner Dynastie« durch die Tel Dan-Inschrift belegt werde (5), und zugleich hervorhebt, dass die biblischen Texte als »historische Primärquelle(n)« für die »Religions-, Kultur- und Literaturgeschichte Israels« zu verstehen seien (6).

Die Beiträge des Bandes bewegen sich in der Spanne einer Suche nach den historischen Gegebenheiten einerseits (G. Hentschel, 91­106) und dem Bestreben, die Intention der Texte zu erfassen ­ sei es durch einen originellen (und gewagten) Textvergleich zwischen 1Kön 1­12 und der Erzählung des Wenamun (A. Kunz-Lübcke, 107­126), durch eine thematische Untersuchung der Salomogeschichte (S. Gillmayr-Bucher, 127­152) oder durch eine bemerkenswerte kompositionsgeschichtliche Analyse der Abschalomgeschichte (A. A. Fischer, 43­70). Dabei vermögen die Beiträge ­ so unterschiedlich die Herangehensweise der Verfasser auch ist ­ zu verdeutlichen, dass der Blick auf die Intention und die Pragmatik der Texte sowie ihre Querverbindungen zu anderen alttestamentlichen Traditionen letztlich zu einer literaturhistorischen Einortung verhilft, die jenseits historischer Spekulation liegt und dem Charakter der Texte als Form religiöser Literatur Rechnung trägt.