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Ausgabe:

Dezember/2005

Spalte:

1296 f

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Probst, Manfred

Titel/Untertitel:

Priester und Liturgie. Manfred Probst zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. G. Augustin, A. Knoll, M. Kunzler u. K. Richter.

Verlag:

Paderborn: Bonifatius 2005. 569 S. m. 1 Porträt u. Abb. 8°. Geb. € 34,90. ISBN 3-89710-295-1.

Rezensent:

Ch. G.

Die dem Professor für Liturgiewissenschaft an der Hochschule der Pallotiner in Vallendar, Manfred Probst, gewidmete Festschrift enthält 30 Beiträge, die ein weites Spektrum eröffnen. In diesem bunten Strauß treten einige Schwerpunkte hervor, die auch für evangelische Leserinnen und Leser von Interesse sind, insofern sie Brennpunkte gegenwärtiger liturgischer Praxis und Theoriebildung in der deutschsprachigen römisch-katholischen Kirche markieren.
Ein thematischer Schwerpunkt ist der Streit um die sachgemäße Rezeption von Sacrosanctum Concilium, wobei die An sichten hart aufeinander prallen. Interpretiert der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller die Instruktion Redemptionis Sacramentum von 2004 als »Rückführung der Liturgie und ihres äußeren Vollzugs auf die Übereinstimmung mit ihrem sakramentalen Wesen« (123), so konstatiert umgekehrt der Münsteraner Liturgiewissenschaftler Klemens Richter, dass diese römische Verlautbarung »den konziliaren Aussagen zum Verhältnis von Ekklesiologie und Liturgie kaum noch entspricht« (52; ähnlich kritisch Kranemann, 390, Anm. 38). Wie tief die Gräben seit längerem sind, zeigt anschaulich der biographisch gefärbte Bericht von Reiner Kaczynski: »40 Jahre Liturgiekonstitution. Erfahrung – Rückblick – Ausblick« (215–226).
Dazu kommen der Priestermangel als praktisches Problem, aber auch die daraus resultierenden Notwendigkeiten einer theologischen und pastoralen Bestimmung des Priesteramts in verschiedenen Beiträgen auf unterschiedliche Weise in den Blick. Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei die Ausführungen von Benedikt Kranemann: »Gemeindeliturgie vor den Herausforderungen der ›Seelsorgeeinheit‹« (371–391), insofern hier erste praktische Lösungsversuche analysiert werden und durch einleuchtende Thesen eine liturgiewissenschaftlich verantwortete Richtung gewiesen wird, mit diesem Dilemma umzugehen.
Schließlich finden sich – wie in einem bunten Geburtstagsstrauß üblich – einige besondere Beiträge, die wegen ihrer ho hen Qualität und ihres Anregungspotenzials wenigstens kurz genannt seien: Albert Gerhards: In persona Christi – in nomine Ecclesiae. Zum Rollenbild des priesterlichen Dienstes nach dem Zeugnis orientalischer Anaphoren (59–73); hier begegnet eine deutliche Distanz zur in der westlichen Tradition üblichen (und das ökumenische Gespräch mit den reformatorischen Kirchen erschwerenden) Rollenidentifikation des Priesters mit Christus. Andreas Heinz: Barockzeitliche Osterfeier im alten Erzbistum Trier. Das Zeugnis des Pfarrdirektoriums für Ediger/Mosel aus den Jahren 1709–1715 (177–203); anschaulich tritt der wichtige Zusammenhang von Volksfrömmigkeit und Liturgie hervor. Jürgen Bärsch: Prozession – Ausdruck bewegter Liturgie. Liturgietheologische und pastorale Überlegungen zu einem integralen Bestandteil des christlichen Gottesdienstes (277–296); er arbeitet u. a. die durch Prozessionen eröffneten Partizipationsmöglichkeiten für liturgisch Ungeübte heraus.
Der Band wird abgeschlossen mit einem Verzeichnis der Publikationen des Jubilars.