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Ausgabe:

Januar/2006

Spalte:

46–48

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Larchet, Jean-Claude

Titel/Untertitel:

Saint Maxime le Confesseur (580–662).

Verlag:

Paris: Cerf 2003. 288 S. 8° = Initiations aux Pères de l’Église. Kart. € 25,00. ISBN 2-204-07156-0.

Rezensent:

Beate Regina Suchla

Maximus Confessor war der bedeutendste griechische Denker des 7. Jh.s. Obwohl die Anzahl der Publikationen über ihn und
sein Werk hoch und die Breite der Themen gewaltig ist, gibt es nur wenige überzeugende Monographien über ihn. Hier nun
setzt das vorliegende Buch an: Es erstrebt eine möglichst vollständige Darstellung von Leben, Werk und Lehre des Confessors
sowohl für ein breiteres Lesepublikum als auch für den Spezialisten (9).
Das Buch unterteilt sich in fünf Abschnitte: Teil 1 geht dem Leben des Maximus Confessor nach (13–25). Teil 2 stellt seine
Werke (27–106) sowie die Quellen seiner Vita (106–114) vor. Teil 3 behandelt seine Lehre (115–217). Teil 4 legt eine Übersetzung seiner Capita XV (219–224) sowie seiner Capita X (225–227) ins Französische vor. Teil 5 schließlich bietet eine
Bibliographie (229–283). Eingerahmt sind diese fünf Abschnitte durch eine Einleitung (7–10), eine Abkürzungsliste (11–12)
und ein Inhaltsverzeichnis (285–288).
Die Herkunft des Maximus Confessor ist nach wie vor unklar: Er stammt entweder, wie seine syrische Vita beschreibt, aus Palästina oder, wie die griechischen Quellen angeben, aus einer vornehmen byzantinischen Familie (13–15). Klar hingegen ist, dass er vor 626, wahrscheinlich in den Jahren 624 und 625, den Brief 2, den Liber asceticus, die Capita de caritate, die Expositio
in Psalmum LIX
sowie die Quaestiones et dubia verfasste (15). Im Jahr 626 floh er vor den heranrückenden Persern und
Arabern über Kreta und Zypern nach Nordafrika. Hier entstanden u. a. so gewichtige Werke wie die Mystagogia, die Quaestiones
ad Thalassium
, die Quaestiones ad Theopemptum, die Capita theologica et oecumenica, die Opuscula theologica et
polemica
sowie einige Briefe (16–17). In den Jahren 633–646 bekämpfte er in einigen Schriften wie den Ambigua ad Thomam
zunehmend erst den Monophysitismus, dann den Monenergismus, letztlich auch den Monotheletismus und bewirkte
646 die Ablehnung des Monotheletismus durch mehrere afrikanische Synoden (17–21). In eben diesem Jahr 646 begab er sich
über Sizilien nach Rom. Dort wandte er sich gegen einen Typos, den der byzantinische Kaiser am Ende des Jahres 647 erließ und der jegliche Diskussion über Wirkkräfte und Willen Christi verbot, und erreichte 649 auf der von Papst Martin I. einberufenen
Lateransynode in Rom die Verurteilung von Monenergismus und Monotheletismus als Häresien (21–22). Vier Jahre später,
653, geriet er mit Martin I. in die Gefangenschaft des byzantinischen Kaisers und wurde nach Byzanz verschleppt, von wo er
655 wegen Hochverrats nach Bizya in Thrakien verbannt wurde. Gemeinsam mit seinem Schüler Anastasius und dem römischen Apokrisiar Anastasius wurde er 662 durch eine byzantinische Synode nach Kazika am Schwarzen Meer verbannt, wo er noch im selben Jahr starb. Einige Jahre später, 680/81, wurde er auf dem 3. Konzil von Konstantinopel rehabilitiert (23–25).
Von seinen Werken sind 74 größere und kleinere theologische Abhandlungen, 50 Briefe, Scholien und Kommentare sowie
zahlreiche Fragmente überliefert. L. stellt die als authentisch angesehenen Werke in der alphabetischen Abfolge ihrer lateinischen Titel vor. Einer kurzen Einführung in das jeweilige Werk folgt jeweils eine Auflistung der Editionen, der modernen Übersetzungen und der bedeutendsten Studien zu diesem Werk, von den Ambigua angefangen (27–35) bis hin zu den Fragmenten in der Doctrina Patrum (105–106). Die Quellen der Vita des Confessors sind dann nach demselben Anordnungsmuster aufgeführt (106–114).Maximus Confessor war ein belesener Gelehrter, der über hervorragende
Quellen verfügte. Sein Werk wurzelt vor allem im Schrifttum der Theologen Origenes, Gregor von Nazianz, Gregor
von Nyssa, Euagrius Ponticus und Dionysius Areopagita, ist aber auch anderen Denkern und Theologen verpflichtet (115–126). Die Werke des Maximus Confessor erfassen alle zentralen theologischen Themen: die Gotteslehre (126–134), die Kosmologie
(134–139), die Anthropologie (139–155), die Christologie und Soteriologie (156–169), die Sakramentenlehre (169–
173), die Mystik (174–188), die Lehre vom Heiligen Geist (189–196), die Eschatologie (196–197) und die Ekklesiologie
(198–210). Immense theologische Bedeutung kommt der Christologie zu, die zwei unversehrte Naturen Christi, eine vollständige
menschliche und eine vollständige göttliche Natur, betonen:
Christus sei wahrer Gott und vollkommener Mensch. Aus der Vollständigkeit dieser beiden Naturen folgten – gegen
Monotheletismus und Monenergismus – zwei Willen, zwei Wirkvermögen und zwei Wirkkräfte in Christo. Das Wollen
bzw. Willensvermögen gehöre zur Natur, das Wählen, d. h. die Willensrichtung bzw. das Sowollen zur Person. Der menschlichen
Natur Christi eigne nur das Wollen, nicht das Sowollen.
Das Sowollen sei allein durch den Logos bestimmt, der kraft seines göttlichen Willens auch den menschlichen Willen lenke und so Irrtum und Sünde im menschlichen Willen ausschließe (159–163).
Maximus Confessor war eine breite Rezeption und Nachwirkung beschieden, in der Diskussion über das Filioque, in der
christologischen Debatte, in der Entwicklung der Mystik und Spiritualität und in der christlichen Kunst (211–217).
Das Buch liest sich flüssig und zeugt dennoch von hoher Gelehrsamkeit L.s. Zudem eignet es sich hervorragend als
Handbuch. Die Bibliographie ist lückenlos und daher für jeden, der sich mit Maximus Confessor beschäftigen will, unentbehrlich
(229–283).

Das Buch hat nur wenige Schwächen: Zum einen haben sich Druckfehler eingeschlichen, von denen ich hier nur einige wenige nennen will: Statt »Christinaorum« heißt es »Christianorum« (11); statt »Turhnout« heißt es »Turnhout« (11); statt »Addimenta« heißt es »Additamenta« (12); statt »on« heißt es »son« (14, 2. Zeile von unten); statt »1393« heißt es »PG 90, 1393« (95); statt »dogmengeschichte« heißt es »Dogmengeschichte« (230); der Klammeraffe vor »Rahner« ist zu tilgen (266); statt »Annotaded« heißt es »Annotated« (271); statt »sogenannte« heißt es »sogenannten« (276).
Zum anderen fehlen im Werkverzeichnis des zweiten Teils die

Fragmenta in catenis

(in Psalmis; in Odas; in Isaiam; in Canticum Canticorum; im Ecclesiasten; in Matthaeum; in Lucam; in Iohannem; in Actus; in Pauli epistulas; in epistulas catholicas; in Apocalypsin). Drittens vermisse ich einen Hinweis auf die unter dem Namen des Maximus Confessor laufenden unechten Werke wie die

Diversa capita

, die

Capita alia

, das

Opusculum de anima

, die

Loci communes

, die

Hymni

, das

Fragmentum ex opere LXIII dubiorum

und die

Definitiones in Isagogen Porphyrii et in Categorias Aristotelis

. Viertens fehlt ein Vermerk, dass Maximus Confessor auf Grund seiner hohen Belesenheit Zeuge seltener Quellen ist. So bezeugt er ein Werk, das Anastasios I., Patriarch von Antiocheia, gegen den Tritheismus des Johannes Philoponus verfasste (PG 91, 228–245). Letztlich
aber vermisse ich ein Personen- und ein Sachregister.



Dennoch: Das Buch ist ohne jede Einschränkung empfehlenswert.
Es bietet reichen Gewinn und gehört in die (Hand-) Bibliothek eines jeden, den das spätantike Christentum, die Philosophie und Theologie des 6. und 7. Jh.s und insbesondere Maximus Confessor interessiert.