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Ausgabe:

Mai/1998

Spalte:

527 f

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Kreß, Hartmut, u. Karl-Fritz Daiber

Titel/Untertitel:

Theologische Ethik - Pastoralsoziologie.

Verlag:

Stuttgart-Berlin-Köln: Kohlhammer 1996. 244 S. 8 = Kohlhammer Urban-Taschenbücher, 427. Grundkurs Theologie, 7. Kart. DM 34,-. ISBN 3-17-010419-4.

Rezensent:

Christian Grethlein

Das als Band 7 der Reihe "Grundkurs Theologie" erschienene Buch stellt zwei sehr unterschiedliche theologische Disziplinen in knapper Form vor.

Hartmut Kreß gibt einen durch klaren systematischen Aufbau und gut lesbare sprachliche Gestaltung ausgezeichneten Überblick über "Theologische Ethik". Dabei leitet ihn das Bemühen, zum einen die evangelische Ethik in der allgemeinen Ethikgeschichte zu verorten und zum anderen die Beiträge evangelischer Ethik zur heutigen ethischen Problemstellung aufzuzeigen. Einleitend skizziert er die geistesgeschichtliche Einbettung evangelischer Ethik anhand der kurzen Erklärung der Begriffe "Tugend", "Gesetz", "Gesinnung" und "Verantwortung"; im Anschluß daran weist er auf die Bedeutung der Reformation für die Ethik hin.

Sehr instruktiv sind die beiden folgenden Kapitel, in denen Kreß "Evangelische Ethik" im 19. und "Theologische Ethik" im 20. Jahrhundert darstellt. Anhand prominenter ethischer Ansätze wie dem Kants und Schleiermachers, Barths und der lutherischen Tradition sowie Böckles und Richs macht er auf verschiedene Ansätze ethischer Grundlegung aufmerksam. Didaktisch geschickt folgen auf eine knappe Darstellung abwägende Überlegungen zu bleibendem Ertrag und Problemen. Hierbei arbeitet er die "Gesichtspunkte der Folgenabschätzung, der personalen Verantwortung sowie der Normen- und Wertverantwortung ... als grundlegende Leitlinien für die materiale ethische Urteilsbildung" (94) heraus.

Entsprechend der Mittelpunktstellung der personalen Verantwortung innerhalb dieser Perspektiven widmet sich Kreß im nächsten Kapitel dem Thema "Gewissen und Personwürde. Zur anthropologischen Grundlegung der Ethik". Abgeschlossen wird der Beitrag durch ein materialethisches Kapitel: "Ethik angesichts der Technik. Gesichtspunkte zu einem Problemfeld der angewandten Ethik".

Während Kreß auf ein seit der Antike bearbeitetes Wissenschaftsgebiet und entsprechend weitläufige Zusammenhänge zurückgreifen kann, ist der Wissenschaftsstatus der "Pastoralsoziologie" erst jungen Datums (und hat sich bis heute in der Praktischen Theologie noch nicht allgemein durchgesetzt). Dementsprechend beginnt Daiber seinen Überblick mit dem Kapitel "Pastoralsoziologie als Wissenschaft", in dem er diese genetisch und enzyklopädisch im Gegenüber zu Religions- und Kirchensoziologie sowie "empirischer Theologie" bestimmt: "Pastoralsoziologie erschließt soziologisches Wissen für kirchlich-christliche Handlungssituationen" (130).

Im nächsten Kapitel stellt er "Methoden der Pastoralsoziologie" vor. Neben dem allgemeinen Hinweis auf die Aufgabe der Wahrnehmung als Kriterium für die Auswahl von Methoden finden sich hier auch konkrete Hinweise zu den Arbeitsschritten einer pastoralsoziologischen Untersuchung.

In den drei nächsten Kapiteln werden pastoralsoziologisch wichtige Einsichten zu "Sozialgestalten des Christentums", mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Volkskirche, "Rolle und Amt des Pfarrers und der Pfarrerin" sowie "Religiöse Kommunikation - Handeln in der Kirche" präsentiert. Im Grunde findet sich hier die Skizze einer empirisch fundierten Praktischen Theologie. Den Abschluß bildet der Hinweis auf "Religion außerhalb der Kirchen".

Daiber gelingt es in seiner Darstellung, die Bedeutung soziologischer Theorien und Einsichten für praktisch-theologische Theoriebildung anschaulich zu demonstrieren. Ob hierzu ein eigener Disziplinbegriff wie der der "Pastoralsoziologie" notwendig ist, wird sich in der weiteren praktisch-theologischen Diskussion zeigen.