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Ausgabe:

November/2005

Spalte:

1172 f

Kategorie:

Altertumswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Schwiderski, Dirk [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Die alt- und reichsaramäischen Inschriften. The Old and Imperial Aramaic Inscriptions. Bd. 2: Texte und Bibliographie. Hrsg. unter Verwendung d. v. M. Sarther programmierten Datenbank ARAM.

Verlag:

Berlin-New York: de Gruyter 2004. XXVI, 445 S. gr.8° = Fontes et Subsidia ad Bibliam pertinentes, 2. Lw. Euro 128,00. ISBN 3-11-017454-5.

Rezensent:

Udo Rüterswörden

Die von D. Schwiderski herausgegebene Ausgabe ist als Referenzband zu einer Konkordanz alt- und reichsaramäischer Inschriften gedacht, die voraussichtlich im Jahre 2006 erscheinen soll. Aber auch unabhängig von dieser Zweckbestimmung kann man sich als Alttestamentler und Altorientalist glücklich schätzen, das gesamte Material statt in Aktenordnern voller Fotokopien und den sich in Einzelblätter auflösenden Bänden von Porten/Yardeni in einer handlichen Ausgabe vor sich zu haben, die auf dem Schreibtisch Platz hat und zur ersten Orientierung sicherlich gute Dienste leisten wird.

Das Korpus umfasst den Bereich aramäischer Texte, den das von J. Hoftijzer und K. Jongeling herausgegebene Dictionary of the North-West Semitic Inscriptions, I, II, Leiden u. a. 1995 berücksichtigt hat, d. h. auch Dokumente auf Papyrus und Ostraka sind mit erfasst; die schwierig zu deutenden aramäischen Texte in demotischer Schrift sind nicht aufgenommen, auch nicht die aramäischen Passagen des Alten Testaments.

Die Bezeichnungen der Texte, die Siglen, folgen der Bibliographie von J. A. Fitzmyer/S. A. Kaufman, An Aramaic Bibliography. Part I: Old, Official, and Biblical Aramaic, Baltimore-London 1992. Der Gebrauch dieser Bibliographie wird in Sch.s Ausgabe sinnvollerweise vorausgesetzt; daher können die Literaturangaben zu den einzelnen Inschriften kurz und bündig ausfallen; sie erwähnen die Publikationen, auf denen der dargebotene Text basiert, sowie Hinweise auf die aktuelle Diskussion nach 1992, dem Erscheinungsdatum von Fitzmyer/Kaufman. Auf andere Systeme von Bezeichnungen wird verwiesen; so findet man in der Tabelle auf S. 34 f. die Aufstellung der Texte nach Cowleys Ausgabe mit einem Hinweis auf das Siglum, das in der Ausgabe von Sch. gebraucht wird. Dieses Verfahren ist sogar für Übersetzungen gewählt, wie die von Grelot (DAE) oder die unlängst erschienene Auswahl altorientalischer Texte, The Context of Scripture, die von W. W. Hallo betreut wurde. Das ist eine sehr benutzerfreundliche Vorgehensweise, denn sie erlaubt es, auch Angaben älterer Literatur, die ältere Editionen und damit andere Siglen gebrauchten, ohne große Mühe am Text zu prüfen.

Die Reihenfolge der Inschriften ist alphabetisch, aber angeordnet wurden sie bewusst nicht zeitlich oder geographisch. Das steht im Zusammenhang mit der projektierten Konkordanz; die Texte sind am einfachsten nachzuschlagen, wenn ihre Siglen alphabetisch angeordnet sind. Angaben zu Entstehungszeit und -ort finden sich gleichwohl bei den einzelnen Inschriften.

Bei der Darbietung der Texte werden Wort- und Satztrenner nicht berücksichtigt; auch die Zeilenlänge der Originale wird nicht beibehalten, sondern der Text wird durchlaufend dargestellt. Die Probleme, mit denen man dabei zu kämpfen hat, fallen bei der Bileam-Inschrift aus Deir ŒAlla (187 ff.) ins Auge: Der Textzustand und die Möglichkeit zu Ergänzungen sind nicht gut zu überblicken. Die Ausgabe von Sch. ersetzt mithin die vorhergehenden Editionen nicht, sondern bündelt das sprachliche Material in einer gut zugänglichen Handausgabe. So sind abweichende Lesungsvorschläge auf ein sinnvolles Maß beschränkt.

Hinter der Ausgabe steckt eine immense Arbeitsleistung ­ was es bedeutet, allein schon die letztgenannte Inschrift druckfertig aufzubereiten, wird wohl nur derjenige beurteilen können, der einmal Versuche auf diesem Gebiet unternommen hat. Neben den bekannten Texten gibt es viele eher kurze Zeugnisse, die ehedem bibliographisch nur schwer greifbar waren und nun mit dieser Ausgabe besser verfügbar werden. Für seine Arbeit sei dem Herausgeber gedankt, desgleichen den fördernden Einrichtungen, die die Erstellung eines wichtigen Arbeitsinstruments für zukünftige Forschungen ermöglicht haben.