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Ausgabe:

Oktober/2005

Spalte:

1129–1146

Kategorie:

Literatur- und Forschungsberichte

Autor/Hrsg.:

Holze, Heinrich

Titel/Untertitel:

Von Tertullian bis Bernhard von Clairvaux. Editionen patristischer und mediävistischer Literatur in den Sources chrétiennes 2000-2005

In den vergangenen Jahren sind in den Sources chrétiennes wichtige Texte erschienen. Sie umspannen den Zeitraum eines Jahrtausends und reichen von den Anfängen lateinischer Theologie in der Zeit der Alten Kirche über das frühe Mittelalter bis zur Blüte der monastischen Theologie im 12. Jh. Die Sources chrétiennes erweisen sich damit erneut als eine wichtige Quellenreihe zur Erschließung christlicher Literatur aus patristischer und mediävistischer Zeit.

1. Vornizänische Theologie

Die älteste der anzuzeigenden Editionen stammt von Tertullian (+ nach 220), von dem bereits mehrere Schriften in den Sources chrétiennes veröffentlicht wurden. Mit dem vorliegenden Band, der das 4. Buch aus Adversus Marcionem1 enthält, nähert sich die Edition dieser theologisch bedeutsamen Schrift dem Abschluss. In den Büchern 1 (SC 365) und 2 (SC 368) hatte Tertullian die marcionitische Lehre widerlegt, die Gesetz und Evangelium trennt, indem sie einen gerechten Gott von einem Gott der reinen Güte, der sich in Christus offenbart hat, unterscheidet. In Buch 3 (SC 399) hatte er gezeigt, dass Christus keinen Scheinleib besessen hat, sondern der von den Propheten geweissagte Messias ist. In dem vorliegenden Buch 4 (SC 456) setzt sich Tertullian mit dem Schriftverständnis Marcions und seinem Anspruch, einen eigenen Schriftenkanon schaffen zu wollen, auseinander. Mit scharfen Worten kritisiert er die Verwerfung des Alten Testaments, da zwischen dem Alten und dem Neuen Testament kein Widerspruch besteht. Zugleich polemisiert er gegen die Willkür bei der Abfassung eines vermeintlich gereinigten Evangeliums, da Christus nicht der Offenbarer eines "anderen" Gottes ist, sondern der des Alten Testaments. Die vorliegende Ausgabe beruht auf einer neuen Textedition, die von Claudio Moreschini, Direktor des Instituts für lateinische Philologie an der Universität Pisa, verantwortet wird. Mit dem Codex Montepessulanus 54 bringt die Edition einen Textzeugen zur Geltung, von dem der Herausgeber schreibt, er habe die Besonderheit des Stils des Afrikaners besser bewahrt als die anderen Textzeugen. Der von René Braun, Honorarprofessor an der Universität von Nizza, verfasste Kommentar gibt eine ausführliche Darstellung der Schrift, ihres Inhaltes und ihrer Argumentationsstruktur, ihrer Sprache und ihres Stiles. Die zu Grunde liegende Lehre Marcions wird analysiert. Außerdem wird die argumentative Rolle der Schrift, insbesondere die des Alten Testaments, für die Widerlegung Marcions durch Tertullian beschrieben. Die französische Übersetzung, ein Verzeichnis der Schriftstellen sowie der Eigennamen runden diese Edition ab, deren bevorstehende Fertigstellung man erwarten darf.

Ein herausragender Vertreter griechischer Theologie in vornizänischer Zeit ist Clemens von Alexandrien (+ vor 215). Dessen Hauptwerk Stromata wird in den Sources chrétiennes nach und nach ediert. Es liegen bereits die Bücher 1 (SC 30), 2 (SC 38), 5 (SC 278/279), 6 (SC 446) und 7 (SC 428) vor. In den Stromata wendet sich Clemens an der Wende zum 3. Jh. an ein philosophisch gebildetes, christliches wie nichtchristliches Publikum. Seine Absicht ist es zu bedenken, was es heißt, als Christ im römischen Reich und in der Auseinandersetzung mit den geistigen Strömungen der Spätantike zu leben. Das 4. Buch der Stromata, das hier anzuzeigen ist, hat als spezifischen Verstehenshintergrund die Verfolgungen, denen sich die Christen seit den Ausschreitungen in Alexandrien unter Septimius Severus zunehmend ausgesetzt sehen.2 Im Zentrum der Überlegungen des Alexandriners steht die Frage, wie sich ein Christ in einer Verfolgung verhalten muss. Um die wahre christliche Haltung zu begründen, geht Clemens ausführlich auf die Position der Gnostiker Basilides und Valentin ein, für die Leiden und Tod keine existentielle Bedeutung haben. In Abgrenzung von ihnen entwickelt Clemens seine Gedanken zum Martyrium. Ausgangspunkt ist die Frage, ob in der Verfolgungssituation die Flucht erlaubt ist. Clemens setzt Leiden und Sterben des Märtyrers in Beziehung zum gekreuzigten Christus und deutet es als Ausdruck des Strebens nach Glück und Vollkommenheit. Der griechische Text beruht weitgehend auf der von Otto Stählin erstellten und in Die Griechischen Christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte (GCS) Bd. 52 veröffentlichten kritischen Ausgabe. Annewies van den Hoeck, Lecturer an der Harvard Divinity School, hat jedoch erneut die Manuskripte, die bereits L. Früchtel und U. Treu bei der Neuausgabe von GCS zu Korrekturen veranlasst hatten, vergleichend herangezogen und Veränderungsvorschläge unterbreitet, die den Text an vielen Stellen verbessern. Ein einleitender Kommentar, der den Gedankengang des vierten Buches nachzeichnet, sowie eine ausführliche Bibliographie gehen ebenfalls auf sie zurück. Die französische Übersetzung stammt aus der Feder von Claude Mondésert, dem 1990 verstorbenen Begründer der Reihe Sources chrétiennes, der sich als Kenner der Werke von Clemens von Alexandrien einen Namen gemacht hat.

Aus vornizänischer Zeit stammen auch die von Origenes (+ 253/254) verfassten Homilien über das Buch Numeri.3 In den Sources chrétiennes sind bereits zahlreiche Predigten des Alexandriners über den Pentateuch und die historischen Schriften des Alten Testaments ediert worden. Von seinen Predigten über das Buch Numeri liegen bisher zwei Bände vor (SC 415, 442; vgl. ThLZ 126 [2001], 454 f.). Deren Edition wird mit dem vorliegenden Band abgeschlossen. Der Inhalt dieser Homilien lässt sich nicht auf ein Thema einschränken. Behandelt werden sowohl die Bestimmungen des sinaitischen Gesetzes als auch die Ereignisse des Volkes Israel auf seinem Weg durch die Wüste. Die Edition enthält neun Homilien, die zeigen, dass Origenes seine Theologie aus den biblischen Texten entwickelt, dabei jedoch auf die Methode der Allegorese zurückgreift, um ihren geistlichen Sinn zu erschließen. Das zeigt Homilie 20, in der die fleischlichen Sünden des Volkes Israel in einer metaphorischen Sprache zu Bildern der geistlichen Versuchung des Menschen werden. Besonders charakteristisch für die Theologie des Origenes ist Homilie 25 über die Stufen des geistlichen Kampfes, der von den Lastern reinigt und durch Christus das Tor zum Himmelreich öffnet. Homilie 27 deutet die Etappen des Volkes Israel durch die Wüste als Etappen des Geistes auf dem Weg zur Vollkommenheit. Der lateinische Text ist der von W. A. Behrens in GCS vorlegten kritischen Edition entnommen. Die Übersetzung stammt von Louis Doutreleau, der in den Sources chrétiennes auch eine Reihe weiterer Texte vorgelegt hat. Der Herausgeber verzichtet auf einen ausführlichen Kommentar und beschränkt sich darauf, den jeweiligen Predigten kurze einführende Skizzen als eine Lesehilfe voranzustellen. Ein Register der Schriftstellen sowie ein analytisches Register sind beigefügt.

Ein Werk aus der Schule des Origenes ist die von dem Presbyter Pamphilius von Caesarea (+ 309/310), Theologe in der Schule von Caesarea, vorgelegte Apologie des Origenes.4 Sie entstand Anfang des 4. Jh.s in der Verfolgungszeit unter Maximinus Daza. Pamphilius gehörte zu denen, die inhaftiert wurden und später als Märtyrer starben. Die Schrift verfasste er während seines Gefängnisaufenthaltes. Von dem ursprünglich fünf Bücher umfassenden Werk, dem sein Schüler Euseb von Caesarea (+ 339) ein sechstes hinzugefügt hat, ist nur noch das erste Buch, und zwar in der lateinischen Übersetzung des Rufin (+ 410), welcher der Schrift auch ein Vorwort vorangestellt hat, erhalten. Das griechische Original muss als verloren gelten. Dieses Buch ist ein bedeutsames Zeugnis origenistischer Theologie. Die zahlreichen Zitate des Alexandriners, die zwei Drittel des Textes ausmachen, sind teilweise nur auf diese Weise überliefert worden und erhalten geblieben (sie werden im Anhang aufgelistet). Außerdem gewinnt man einen Einblick in die Kontroversen, die um die Lehre des Origenes an der Wende zum 4. Jh. kurz vor Beginn der arianischen Krise entflammt waren. Um diese Schrift des Pamphilius studieren zu können, war man bisher auf die in vielerlei Hinsicht unzulängliche Fassung in Migne Patrologia ser. graeca Bd. 17 angewiesen. René Amacker, lateinischer Philologe an der Universität Genf, und Éric Junod, Kirchenhistoriker an der Universität Lausanne, haben mit dem vorliegenden Band erstmals eine kritische Textausgabe vorgelegt, versehen mit einer französischen Übersetzung. Darüber hinaus haben sie eine zweite Schrift ediert, die für das Verständnis Rufins als eines wichtigen Tradenten origenistischer Theologie von besonderem Interesse ist: Über die Verfälschung der Schriften des Origenes. Darin behauptet Rufin, dass die Häretiker oft in die katholischen Schriften und insbesondere in die Werke des Origenes eingegriffen und diese verändert haben. Mit dieser These will er Origenes, der inzwischen in das Zwielicht häretischer Bewegungen geraten ist, gegen den Vorwurf der Irrlehre verteidigen. Außerdem will er seine Verbundenheit mit dem Alexandriner und die eigene Übersetzung von "Peri Archôn" begründen. Die beiden in dieser Edition vorgelegten Schriften erlauben also einen Blick auf die Wirkungsgeschichte origenistischer Theologie auf drei Ebenen: zunächst auf Origenes, soweit er in den Zitaten erkennbar wird; sodann auf Pamphilius, der am Anfang des 4. Jh.s eine Apologie des Alexandriners vorlegt; schließlich auf Rufin, der an der Wende zum 5. Jh. im Streit um Häresie und Orthodoxie Position bezieht. Während der vorliegende Band sich im Wesentlichen auf die Edition der beiden Schriften beschränkt, wird der noch ausstehende Band 2 die inhaltliche Analyse und Kommentierung enthalten. Man darf darauf gespannt sein.

2. Griechische Vätertheologie

Aus dem Corpus der griechischen Kirchenväter sind zunächst zwei Schriften des Gregor von Nyssa (+ 394) anzuzeigen. Bei der ersten Schrift handelt es sich um eine Psalmenauslegung des Kappadoziers, die dieser 380 n. Chr. geschrieben hat.5 Gregor hat sie, wie er zu erkennen gibt, auf Bitten eines Freundes verfasst, der ihn nach dem Verständnis der Überschriften der Psalmen befragt hatte. Tatsächlich aber beschränkt sich Gregor nicht auf eine Erläuterung der Überschriften, sondern gibt in seiner Schrift einen geistlichen Kommentar der Psalmen. Das gilt insbesondere für den Eingangsteil der Schrift, der eine allgemeine Einführung in den Psalter bietet: Anhand von Ps 1 gibt Gregor eine Definition tugendhaften Lebens und nennt die zur Erlangung dieses Zieles erforderlichen Regeln; zugleich begründet er die Aufteilung des Psalters in fünf Abschnitte. Gregor zeigt, dass die Psalmen nicht zufällig in einer bestimmten Reihenfolge zusammengestellt sind, sondern eine aufwärtsführende Bewegung zum Ausdruck bringen, die den Gläubigen vom Bösen zum Guten, vom Fleischlichen zum Geistlichen, vom Irdischen zum Himmlischen führt. Im zweiten Teil der Schrift widmet sich Gregor dem Thema seiner Schrift, den Überschriften der Psalmen. Er macht deutlich, dass sie den Geist auf das wahre Ziel ausrichten und Markierungen zur Erlangung der göttlichen Glückseligkeit darstellen. Ob sich in der Systematik und Entfaltung seines exegetischen Ansatzes neuplatonischer Einfluss zeigt, wird in der Forschung erwogen, vom Herausgeber dieser Edition, Jean Reynard, jedoch für unwahrscheinlich gehalten. Auffällig ist, dass Gregor seine Ausführungen mit Ps58,17 abbricht, was wohl damit zu erklären ist, dass er sein Programm einer geistlichen Wegweisung als erfüllt anssieht. Die vorliegende Edition beruht auf einem neu erarbeiteten kritischen Text, den Jean Reynard erstellt hat. Den Anlass bildeten Ungenauigkeiten und Irrtümer, die in dem in der Werkausgabe Gregor von Nyssa (Gregorii Nysseni Opera Bd. 5) von J. Mc- Donough edierten Text festgestellt worden waren. Unter Heranziehung aller vorhandenen Textzeugen wird in dem vorliegenden Band ein neuer Text vorgelegt, der allen Ansprüchen der Textkritik genügt und mit einer Einführung, Übersetzung und Kommentierung versehen worden ist.

Das an zweiter Stelle zu nennende Katechetische Handbuch gehört zu einer für die Kirchenväterzeit charakteristischen Gattung von Schriften, die entstanden war, um die Katechumenen, bevor sie am Osterfest das Sakrament der Taufe empfingen, im christlichen Glauben und in der Moral zu unterrichten. Im Unterschied zu ihnen richtet Gregor sich jedoch nicht direkt an die Katechumenen, sondern an diejenigen, denen die Verantwortung für die katechetische Unterweisung obliegt, den Bischof sowie die Presbyter. Ihnen soll eine Hilfestellung, insbesondere für die Auseinandersetzung mit jüdischen und hellenitischen Kritikern, an die Hand geben werden.6 Die Bedeutung dieser Schrift Gregors ergibt sich daraus, dass sie eine Summe der christlichen Lehre darstellt und einen Gesamtblick auf das Geschehen der Heilsgeschichte wirft. Teil 1 (Kapitel 1-4) behandelt die trinitarische Gotteslehre: den Glauben an den einen Gott, den Logos und das Pneuma, das Verhältnis von Einheit und Dreiheit sowie die Trinität in der Schrift. Teil 2 (Kapitel 5-32) setzt mit der Schöpfung des Menschen ein, dem Ursprung des Bösen und der Frage, wer dafür verantwortlich ist. Sodann folgt eine Erklärung des Heilswerkes des fleischgewordenen Logos und der rechten Weise, die Inkarnation zu verstehen. Gregor wirft die Frage nach dem Motiv der Inkarnation auf. Er begründet sie damit, sie sei notwendig, um das Heil des Menschen zu sichern. Er fragt, warum Gott akzeptiert habe, sich einer menschlichen Geburt zu unterwerfen, und warum der Erlöser nicht allen Folgen des Bösen ein Ende bereitet habe. Teil 3 (Kapitel 33-40) zeigt, wie durch die Sakramente das Heil vermittelt und angeeignet wird. Gregor erklärt die Taufe als Sakrament der Wiedergeburt und betont die Notwendigkeit, das Leben nach der Taufverpflichtung zu führen; außerdem geht er auf die Eucharistie, den Glauben und das Geheimnis der Trinität ein. Dabei wird ein Spezifikum der Argumentation Gregors erkennbar. Während die katechetischen Schriften üblicherweise die christliche Lehre ausgehend von der in der Schrift oder in der Glaubensregel bezeugten Offenbarung Gottes entfalten, geht es Gregor darum zu zeigen, dass der christliche Glaube, sofern er nach den Regeln der Logik entfaltet wird, mit der menschlichen Vernunft nicht unvereinbar ist. Philosophie und Theologie bilden keinen Gegensatz, sondern unterschiedliche Zugänge zur Wahrheit. Daran wird deutlich, dass Gregor in der Denkbewegung des Neuplatonismus steht und den christlichen Glauben in die philosophische Kultur seiner Zeit einbindet. Die Textfassung beruht auf der von Ekkehard Mühlenberg erarbeiteten und in Gregorii Nysseni Opera Bd. 3 und 4 vorgelegten kritischen Edition. Raymond Winling, Kirchenhistoriker an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Straßburg, hat eine Einführung vorangestellt, die den Zeitkontext erläutert, die Schrift in das Werk des Kappadoziers einordnet sowie eine inhaltliche Analyse hinsichtlich Aufbau, Argumentation und Lehre (Gott, Christologie, Anthropologie, Soteriologie, Sakramente) bietet. Dem Verhältnis von Vernunft und Glauben, Philosophie und Theologie ist ein eigener Abschnitt gewidmet, der auf Origenes, Methodius von Olymp und Athanasius Bezug nimmt. Dem griechischen Text ist eine französische, mit inhaltlichen Kommentaren versehene Übersetzung zur Seite gestellt. Register mit Schriftstellen, Personen, griechischen Schlüsselbegriffen und theologischen Themen runden diese vorbildliche Edition ab.

Isidor von Pelusium (+ 435), der in Alexandrien geboren wurde und in Pelusium als Presbyter und Mönch lebte, ist einer der wichtigsten Briefeschreiber der christlichen Antike. Von seiner umfangreichen Korrespondenz, die ursprünglich über 3000 Briefe umfasste, sind noch etwa 2000 Briefe erhalten. Um sie lesen zu können, war man bisher auf Migne Patrologia ser. graeca Bd. 78 angewiesen. Nun aber wird die Briefsammlung Isidors in den Sources chrétiennes erstmals kritisch ediert. Nachdem in Bd. 1 (SC 422) die ersten 200 Briefe vorgelegt und mit einer Einleitung versehen wurden, folgen nunmehr in Bd. 2 weitere 300 Briefe.7 In diesen Briefen, die sich an einen weiten Adressatenkreis richten, wird eine Vielzahl von Fragen behandelt, die das klösterliche, kirchliche und alltägliche Leben betreffen. Es sind Ratschläge zur Erziehung für Lehrer wie für Schüler; Aufrufe an Kleriker, sich an die kirchliche Ordnung zu halten; Mahnungen an Personen, die im politischen Leben stehen; Reflexionen zum Wesen der Freundschaft; Erwägungen, ob man sich versöhnen oder der Gerechtigkeit den Vorrang lassen soll; Gedanken zur Kosmologie und zur Medizin; grammatische und exegetische Erwägungen zu Schriften der Bibel. Die reichhaltige Korrespondenz zeigt, dass Isidor für seine brieflichen Adressaten eine unumstrittene Autorität war. Man schrieb ihm, weil man um seine rhetorische Ausbildung, die Qualität seiner Schriftkommentare und um seine Fähigkeit zu reden, zu schreiben und zu urteilen wusste. Herausgeber und Übersetzer ist Pierre Évieux, der bereits mehrere Arbeiten zum Christentum in Ägypten im 4./5. Jh., zum ägyptischen Mönchtum sowie zu Cyrill von Alexandrien und Isidor von Pelusium vorgelegt hat. Zur Erschließung der in den Briefen angesprochenen Themen erweisen sich die Register zu den Bibelstellen, den Zitaten antiker Autoren, den persönlichen und geographischen Namen sowie einer Auswahl von Worten bzw. Sachen als besonders hilfreich.

3. Theologie zwischen Ost und West

Auf der Schwelle zwischen Ost und West steht das Werk des Hilarius von Poitiers (+ 367). In den Sources chrétiennes sind bereits mehrere seiner exegetischen und polemischen Schriften erschienen. Sein Hauptwerk ist die im kleinasiatischen Exil zwischen 356 und 359 entstandene dogmatische Schrift Über die Trinität.8 Darin macht Hilarius das Abendland mit den Argumenten nizänischer Theologie zur Verteidigung der wahren Gottheit des Sohnes vertraut und trägt dadurch wesentlich dazu bei, dass der abendländische Arianismus an Rückhalt verliert. Von dieser Schrift sind in den Sources chrétiennes bereits die Bücher 1-3 (SC 443) und 4-8 (SC 448) erschienen (vgl. ThLZ 126 [2001], 458-460). Der vorliegende Band schließt mit den Büchern 9-12 die Edition dieses Werkes ab. In ihnen setzt sich Hilarius mit der arianischen These von der Unterordnung des Sohnes unter den Vater auseinander. In Buch 9 stellt er Argumente zusammen, die diese These widerlegen. Er schildert das Mysterium der Heilsökonomie, dass Gott als Mensch geboren wird, damit der Mensch Gott werde, und analysiert die von den Arianern zur Begründung ihrer subordinatianischen Christologie herangezogenen Bibeltexte Mk 10,18; 13,32; Joh 5,19; 14,28; 17,3.

In Buch 10 wird das Thema Passion unter der Fragestellung beleuchtet, ob diese der Göttlichkeit Christi widerspreche. Hilarius schreibt, Christus habe vor dem Tode keine Angst gehabt, da sein Leib von dem unsrigen unterschieden sei. Die von den Arianern verwendeten Bibelstellen Mt 26,38; 27,46 widersprechen dem nicht, sondern müssen im Zusammenhang des Mysteriums der Annahme des Fleisches gedeutet werden. Buch 11 behandelt die Göttlichkeit Christi in seiner Auferstehung und seine Rückkehr zum Vater. Auch hier wird die arianische Deutung bestimmter Schriftstellen wie Joh 20,17 und 1Kor 15,21 ff. als Ausdruck eines anderen Glaubens verworfen. Buch 12 entfaltet den theologischen Topos der ewigen Zeugung und stellt ihn dem arianischen Gedanken der Geschöpflichkeit Christi entgegen. Proverbia 8,22 ff., "Der Herr hat mich geschaffen ...", von den Arianern als Beleg ihrer Theologie verwendet, wird nizänisch interpretiert: Die Weisheit ist vor allen Geschöpfen und gleich ewig mit den ewigen Realitäten. Wie bei den beiden vorangegangenen Bänden ist auch diesem die von P. Smulders für Corpus Christianorum Series Latina erstellte kritische lateinische Textedition zu Grunde gelegt. Die Herausgeber Georges-Matthieu de Durand, Gilles Pelland und Charles Morel haben eine französische Übersetzung, eine Einführung und eine Kommentierung hinzugefügt. Ein Bibelstellenregister, ein Personenindex sowie ein Verzeichnis lateinischer Begriffe runden die Edition dieses wichtigen dogmengeschichtlichen Werkes ab, das nunmehr vollständig vorliegt.

4. Lateinische Patristik

Die lateinische Patristik der nachnizänischen Zeit ist mit Texten afrikanischer Theologen vertreten. Die an erster Stelle zu nennende Schrift stammt von Tyconius (+ 395), einem Laien(theologen), der in der zweiten Hälfte des 4. Jh.s in Nordafrika lebte. Er war anfangs ein Anhänger der donatistischen Bewegung, wurde von ihr aber ausgeschlossen, weil er an der katholischen Überzeugung festhielt, dass die Kirche bis zum Ende der Zeiten aus Heiligen und Sündern bestehe. Das einzige Werk, das von ihm vollständig überliefert wurde, ist Das Buch der Regeln.9 Der Kommentar zur Apokalypse jedoch ist verloren und kann nur durch die Aufzeichnungen späterer Exegeten erschlossen werden. Bei dem Liber regularum, der um 380 n. Chr. entstanden ist, handelt es sich um die erste biblische Hermeneutik in lateinischer Sprache. Augustin setzte sich mit ihr in De doctrina christiana (Buch 3) wegen ihrer spiritualisierenden Auslegungsmethode kritisch auseinander, trug dadurch aber dazu bei, dass sie eine bis ins Mittelalter reichende Wirkungsgeschichte entfaltete. In seiner Schrift enwickelt Tyconius eine Lehre zur Erforschung und Auffindung des biblischen Schriftsinnes. Er bedient sich dabei sieben mystischer Regeln, welche der Heilige Geist benutzt hat, um das Verständnis des heiligen Textes zu verschleiern. Sie sind das Mittel, um den geistlichen Schriftsinn zu erheben.

Es ist auffällig, dass Tyconius die Instrumente der traditionellen Rhetorik ausdrücklich heranzieht, um sein hermeneutisches Anliegen zu entfalten. Die vorliegende Edition beruht auf der kritischen Textfassung, die bereits 1894 in der Reihe Text and Studies, herausgegeben von F. C. Burkitt, vorgelegt wurde. Sie wird ergänzt durch einige Veränderungsvorschläge. Einleitung, Übersetzung und Kommentierung stammen von Jean-Marc Vercruysse, Universität Artois. In drei Exkursen werden die Stellung des Tyconius innerhalb des Donatismus und sein Verhältnis zu Augustin behandelt. Nützlich für die Weiterarbeit ist ein Index, der die wichtigsten hermeneutischen Begriffe der Schrift enthält.

Fulgentius von Ruspe (+ 532) ist einer der wichtigsten lateinischen Theologen Afrikas der nachaugustinischen Zeit. Durch sein streitbares Eintreten für die Gnadenlehre Augustins, das ihn zweimal in die Verbannung nach Sardinien führte, hat er wesentlich dazu beigetragen, dass sich der Augustinismus im Abendland durchsetzen konnte. Neben den antipelagianischen und antiarianischen Schriften sind die von ihm geschriebenen sieben Briefe von Bedeutung.10 Diese Briefe, die auf Grund ihrer Länge und ihrer sprachlichen Disposition auch als Traktate bezeichnet werden können, entstanden in den Jahren 510- 523 während der ersten Exilierung. In ihnen behandelt der Bischof von Ruspe asketische und moralethische Themen: Ehe und Familie (1), der Witwenstand als Heirat mit Christus (2), Jungfräulichkeit und Demut (3), das Gebet zur Versöhnung Gottes und die Reue (4), Liebe und Nächstenliebe (5), die Nichtigkeit weltlicher Werte (6), Buße und Bekehrung (7). In allen Briefen zeigt sich der Einfluss augustinischer Theologie, seiner Gnaden- und seiner Prädestinationslehre, allerdings geformt durch ein seelsorgerliches Anliegen und dadurch weniger rigoros und unversöhnlich als bei dem Bischof von Hippo Rhegius. Die Adressaten der Briefe, es handelt sich um Frauen und Männer, die namentlich genannt werden, sind von gehobenem oder aristokratischem Stand. Fulgentius begegnet ihnen als ein gepflegter und gebildeter Schriftsteller von klassischem Format. Das unterstreichen seine gelegentlichen Verweise auf Vergil und auf Augustins Confessiones. Charakteristisch aber ist die Fülle der biblischen Zitate. Mit ihnen erweist sich Fulgentius nicht nur als ein überragender Kenner der Heiligen Schrift. Er begründet mit der Bibel sein Programm des asketischen Lebens, das den Gläubigen zur Vollkommenheit führen soll. Die Textfassung beruht auf der von J. Fraipont in Corpus Christianorum Series Latina Bd. 91 vorgelegten textkritischen Edition. Ihr hat Daniel Bachelet, Professor für klassische Literatur, eine ausführliche Einführung in Leben und Werk des Fulgentius sowie eine kommentierte französische Übersetzung der Briefe, ergänzt durch ein Schrift- und Sachregister, beigefügt.

5. Syrische Literatur

Ephraim der Syrer (+ 373) gilt als bedeutender Theologe und großer Dichter in syrischer Sprache. Er stammt aus einem christlichen Elternhaus in Nisibis/Mesopotamien. Er lebte dort als Lehrer, Diakon und Asket, siedelte aber nach der persischen Eroberung auf römisches Gebiet nach Edessa über. Seiner poetischen Ausdruckskraft wegen bezeichnete man ihn als "Zither des Heiligen Geistes". Unter seinem Namen sind zahlreiche exegetische, dogmatische, monastische und liturgische Schriften überliefert, darunter Hymnen über den Glauben und das Geheimnis des Lebens Christi, die jedoch, sofern sie nicht in liturgische Lektionare Aufnahme fanden, in Vergessenheit gerieten und erst im 18. Jh. wiederentdeckt wurden. In den Sources chrétiennes liegen von ihm der Kommentar über das Diatessaron (SC 121) sowie die Hymnen über das Paradies (SC 137) vor. In dem anzuzeigenden Band werden aus seinem liturgischen Schrifttum die Hymnen über die Geburt Jesu Christi veröffentlicht.11 Es handelt sich um 28 lyrische Texte, die für die Liturgie der nächtlichen Vigilien am Epiphaniastag bestimmt sind. In poetischer Sprache entfaltet Ephraim zentrale Inhalte des christlichen Glaubens. Besondere Bedeutung kommt der Person Marias zu, in der sich das Geheimnis der Inkarnation und der Kirche Jesu Christi verdichtet. Ephraim will mit seinen Texten im Glauben unterweisen, er tut dies aber in einer sehr persönlich gehaltenen Weise, die die eigenen Glaubenserfahrungen erkennen lässt. Die vorliegende Ausgabe verzichtet auf den Abdruck der kritischen Ausgabe des syrischen Originaltextes, die von Edmund Beck in Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium Bd. 186 (1959) vorgelegt wurde, und bietet stattdessen aus der Feder von François Cassingena-Trévedy, Mönch an der Abtei Saint-Martin von Ligugé, eine mit Kommentierungen versehene französische Übersetzung. Die Einführung ist von François Graffin, dem ehemaligen Direktor der Patrologia Orientalis und Herausgeber der Hymnen über das Paradies in den Sources chrétiennes. Register mit Bibelverweisen, thematischen Begriffen und Eigennamen runden die Ausgabe ab.

6. Monastische Literatur

Bei der folgenden Edition, die aus dem Bereich monastischer Literatur vorzustellen ist, handelt es sich um den zweiten Teil einer Schriftengruppe, die dem Eremiten Markus den Mönch zugeschrieben wird. In SC 445 wurde die erste Hälfte der insgesamt zehn Texte vorgelegt (vgl. ThLZ 126 [2001], 457), nunmehr folgen die restlichen fünf Traktate.12 Herausgeber ist Georges-Matthieu de Durand, Professor an der Universität von Montreal/Kanada, der mit dieser kurz vor seinem Tod veröffentlichten Edition die Summe seiner Forschungen zu Markus Eremita vorgelegt hat. Die Textgrundlage wurde von ihm völlig neu erarbeitet. War bisher nur der in Migne Patrologia ser. graeca Bd. 65 vorliegende Text mit seinen Unzulänglichkeiten verfügbar, hat de Durand unter Auswertung der vollständigen Manuskriptüberlieferung eine neue Textgrundlage erstellt, die sich nicht mehr auf einen einzelnen Textzeugen stützt, sondern in einem Wort für Wort vorgehenden Verfahren nach der Regel der "lectio difficilior" den Text erhebt. Im Apparat werden die textkritischen Entscheidungen begründet und Alternativen aufgezeigt. Hinsichtlich der Identität des Autors stellen sich ebenfalls Fragen. Bei Palladius, Sozomenus, Dorotheus von Gaza und anderen lesen wir von Markus als Bischof von Arethusien in Syrien, als Schüler des Silvanos in der sketischen Wüste, als Eremiten mit Beinamen Der Athener und als Begleiter eines Bischofs von Gaza namens Porphyrius. Sicher scheint allein zu sein, dass der Zeitpunkt seines Auftretens in das frühe 5. Jh. zu datieren ist. Offen muss jedoch bleiben, wo Markus gewirkt hat. Der Herausgeber bezeichnet ihn als eine "figure mystérieuse", deren Leben und Wirken im Halbdunkel verbleiben. Die fünf Schriften, die in der vorliegenden Edition veröffentlicht werden, haben unterschiedlichen Charakter und sind in ihrer Authentizität umstritten. Das Gespräch mit einem Anwalt reflektiert in der Form eines Dialoges die Schwierigkeiten, die den Christen der ersten Jahrhunderte bei dem Versuch begegneten, die geistliche Seite ihres Lebens mit der Einbindung in das soziale und politische Leben zu versöhnen. Der Text An Nikolaos, der in der Form eines an einen jungen Mönch gerichteten Briefes Ratschläge für das monastische Leben gibt, ist aller Wahrscheinlichkeit nach ebenso wenig authentisch wie der Text Über die Jugend, der vom Vorzug der Jugend schreibt und ein Lob der Demut enthält. Beide Texte werden in dieser Edition veröffentlicht, weil sie in mehreren Manuskripten mit dem Werk des Markus verbunden wurden. Die beiden letzten Texte Über Melchisedek und Über die Menschwerdung verdienen besondere Aufmerksamkeit, weil sie das christologische Dogma auf eine vom Herausgeber als archaisch bezeichnete Weise entfalten, die dogmengeschichtlich noch vor dem Konzil von Ephesus (431) einzuordnen ist. Die theologische Argumentation, wie sich in Christus Gottsein und Menschsein verbinden, stellt diese Texte in eine Reihe mit den ältesten Zeugen theologischer Reflexion. Register mit einem Verzeichnis biblischer Stellen und griechischer Begriffe runden diese Edition ab.

Aus dem 6. Jh. stammen die Briefe des Barsanuphius (+ 540) und seines Schülers Johannes von Gaza (+ 530), zweier Eremiten, die sich Anfang des 5. Jh.s im Kloster des Abbas Séridos nahe Gaza niedergelassen haben. Ihre Korrespondenz, deren erster Teil in SC 426/427 vorgelegt wurde, wird mit den anzuzeigenden Bänden 2 und 3 abgeschlossen.13 Die Briefe haben unterschiedliche Adressaten. Die in Bd. 2 gesammelten Schreiben sind an die Mönche gerichtet, die im Kloster Séridos leben. Mehr als 80 Briefe haben Dorotheus von Gaza zum Adressaten. Die Schreiben geben Einblick in das tägliche Leben: die Gebäude, in denen die Mönche wohnen, den Ort, an dem sie beten; das Refektorium, die Krankenstube, das Zimmer, in dem Gäste und fromme Frauen empfangen werden; die manuellen und geistlichen Aktivitäten: die Handarbeit und das persönliche Gebet; die Lesung der Psalmen, der Vitae Patrum und anderer patristischer Werke, die Unterweisung durch den Abt, den Gehorsam und die Absage an den eigenen Willen. Die Briefe geben auch Hinweise auf die Liturgie, die Sakramente und die gottesdienstlichen Feiern. Die in Bd. 3 gesammelten Schreiben sind an Laien, Priester und Bischöfe gerichtet, darunter an den Metropoliten von Caesarea und den Patriarchen von Jerusalem. Die Themen ergeben sich aus den Lebenszusammenhängen der Fragesteller: bei den Laien sind sie auf das persönliche Vollkommenheitsstreben, bei den Klerikern auf die Herausforderungen der Kirche bezogen. Insgesamt bilden die Briefe eine wichtige Quelle zum Studium der palästinischen Kirche im 6. Jh. Die Textedition ist von Francois Neyt, Professor an der Katholischen Universität Löwen und Mönch im Benediktinerkloster St. André de Clerlande (Belgien), und Paula de Angelis-Noah, Autorin einer Untersuchung zur Meditation bei Barsanuphius, erstellt. Der Text der Edition beruht wie in Bd. 1 auf den ältesten griechischen Manuskripten (11. bis 14. Jh.) und ist mit einem textkritischen Apparat versehen. Nach der unvollendeten Edition von D. J. Chitty in der Patrologia Orientalis (1966) liegt damit erstmals eine vollständige kritische Textausgabe vor, die durch die von Louis Regnault, Mönch in der Zisterzienserabtei von Solesmes, erstellte französische Übersetzung sowie beigefügte Register leicht zu erschließen ist.

Eine Entdeckung unter den Neuerscheinungen der Sources chrétiennes ist das Stundenbuch vom Sinai.14 Es handelt sich dabei um ein Zeugnis klösterlicher Gebetspraxis aus der Bibliothek des berühmten, auf dem Sinai gelegenen Katharinenklosters. Schon früher war der Codex Sinaiticus graecus 864 Forschern, welche in der an Manuskripten reichen Bibliothek gearbeitet hatten, aufgefallen. Eine Edition aber war ausgeblieben, was sich aus den Schwierigkeiten der Textüberlieferung erklärt. Dass diese jetzt vorliegt, ist Maxime Ajjoub zu verdanken, die diese Schrift in ihrer Dissertation analysiert, ediert und kommentiert hat. In ihrer Einführung beschreibt die Herausgeberin den Weg von der Entdeckung dieses Stundenbuchs bis zu seiner Edition. Darin wird die Bedeutung des unter Justinian gegründeten Sinaiklosters deutlich, das durch die Jahrhunderte und auch unter muslimischer Herrschaft ein lebendiges geistliches Leben bewahrt hat. Bei dem vorliegenden Stundenbuch handelt es sich um das älteste seiner Art in der griechischen Kirche. Die Entstehungszeit wird auf die zweite Hälfte des 9. Jh.s datiert. Ob es von den Mönchen des Katharinenklosters selbst verfasst oder von ihnen nur kopiert wurde, muss offen bleiben. Auch die Frage, ob es ursprünglich mehrere Codizes gegeben hat, kann angesichts der Handschriftenlage nicht entschieden werden. Auf jeden Fall erlaubt das Stundenbuch einen wertvollen Einblick in die liturgische Gebetspraxis der in der Zurückgezogenheit der Wüste lebenden Mönche. Der Ablauf wird durch wenige kurze Stundengebete (sext, non) strukturiert. Auffällig ist eine Serie von zwölf Psalmen, die nach der Non gesprochen wird, für die es keine Vorbilder in anderen liturgischen Traditionen gibt. Von zentraler Bedeutung ist das lange mitternächtliche Gebet, das aus Psalmen, Hymnen und Anrufungen besteht. Auffällig ist, dass weder ein Morgen- noch ein Abendgebet (matutina, vesper) erwähnt werden. Der Edition sind Register der Bibelstellen, des liturgischen Vokabulars, der Eigennamen sowie der Titel und Symbole der Mutter Gottes beigefügt, welche den liturgischen und mariologischen Reichtum der Texte erschließen. Die französische Übersetzung hält sich eng an das griechische Original und verzichtet um der Ursprünglichkeit des Verstehens willen darauf, sprachliche Eleganz zu erzielen; manche liturgischen Fachausdrücke werden darum nicht übersetzt, sondern in einem Glossar erläutert.

7. Schriften aus byzantinischer Zeit

Die erste der aus byzantinischer Zeit anzuzeigenden Schriften ist die Kirchengeschichte des Sokrates zu Konstantinopel (+ 439/ 450).15 Bei diesem Werk handelt es sich um eine Fortsetzung und Weiterführung der Kirchengeschichte des Euseb von Caesarea. In sieben Büchern stellt Sokrates die von der konstantinischen Wende (305) bis zu Theodosius II. (439) reichende Geschichte der Christenheit dar. Die Edition enthält Buch 1, das ausschließlich der Regierungszeit Kaiser Konstantins gewidmet ist. Sokrates setzt mit der Bekehrung und dem Herrschaftsantritt ein und beschreibt Geschehnisse, welche die Kirche geprägt und verändert haben: die Auseinandersetzungen um Arius, das Konzil von Nizäa, die christliche Politik des Kaisers, die Gründung Konstantinopels, die Entdeckung des Grabes Christi, die Bekehrung heidnischer Völker, die Anfänge des Manichäismus. Bischöfe, Theologen und Mönche werden ausführlich dargestellt: Novatian, Paphnutius, Eutyches, Athanasius, Antonius und Arius. Am Schluss stehen Tod und Begräbnis Konstantins 337 n. Chr. Sokrates hat auf zahlreiche Quellen zurückgegriffen. Die Einleitung nennt Rufin von Aquileja, Gelasius von Caesarea, Euseb von Caesarea, Athanasius von Alexandrien, Sabinus von Heraklea. Außerdem werden Briefe von Bischöfen, kaiserliche Dokumente und Dekrete der Synoden ausführlich zitiert, was das Werk zu einer wichtigen Quelle der Kirchengeschichtsschreibung macht. Im Unterschied zu seinem Vorbild und Vorgänger beschreibt Sokrates die Geschichte der Kirche jedoch nicht als eine Geschichte des Kampfes zwischen Gott und Teufel, Glauben und Unglauben. Seine Darstellung entwickelt keine Heilsgeschichte, sondern orientiert sich an dem Streben der profanen Geschichtsschreibung nach objektiver Darstellung. Ziel ist es, der Gegenwart den normativen Maßstab der Antike vor Augen zu stellen. Kennzeichnend ist eine ausgleichende, irenische Grundhaltung, die sich möglicherweise daraus erklärt, dass Sokrates der Gemeinschaft der Novatianer angehörte, gleichzeitig aber an der nizänischen Orthodoxie orientiert blieb. Der griechische Text beruht auf der kritischen Edition, die Günther Christian Hansen in GCS NF Bd. 1 (1995) vorgelegt hat. Eine erste Fassung der französischen Übersetzung stammt von Pierre Périchon. Sie wurde überarbeitet von Pierre Maraval, Patristiker an der Sorbonne in Paris und Autor mehrerer Bücher zur christlichen Antike, der auch die Einleitung und die Kommentierung des Textes verfasst hat.

Einen Einblick in die theologischen Spannungen zwischen westlicher und östlicher Kirche im 6. Jh. bietet die von dem nordafrikanischen Bischof Facundus von Hermiane (+ um 570) verfasste und an Kaiser Justinian gerichtete Schrift Verteidigung der drei Kapitel (Pro defensione trium capitulorum).16 Sie ist veranlasst durch die in der byzantinischen Kirche heftig geführten Auseinandersetzungen um die Christologie von Chalcedon, die 544/545 n. Chr. mit der Verurteilung des Theodor von Mopsuestia, Theodoret von Cyrus und Ibas von Edessa durch Kaiser Justinian einen ersten Höhepunkt erreichten. In der westlichen, insbesondere in der afrikanischen Kirche wurde daraufhin die Befürchtung laut, dies könne eine Abkehr vom Chalcedonense bedeuten. Die 546-548 n. Chr. verfasste Schrift des Facundus ist die wichtigste abendländische Reaktion auf die theologische Entwicklung im Osten. Mit rhetorischem Talent schaltet sich der Bischof von Hermiane in den Konflikt ein und verteidigt die Position der verurteilten Theologen (der Drei Kapitel) mit historischen und theologischen Argumenten. Von dieser Schrift liegen in den Sources chrétiennes bereits die Bücher 1-2 (SC 471), 3-4 (SC 478) und 5-7 (SC 479) vor. Mit dem vorliegenden Band, der die Bücher 8-10 enthält, wird die Edition fortgesetzt. Darin entfaltet Facundus eine flammende Verteidigung des Theodor von Mopsuestia. Dokumente und Texte werden herangezogen, um seine Rechtgläubigkeit zu erweisen. Der Inhalt lässt sich in drei Sätzen zusammenfassen: Theodor ist von den Vätern nicht verurteilt worden, er vertritt nach seinen Schriften eine orthodoxe Theologie, deswegen darf er auch jetzt nicht verurteilt werden. Mit dieser klaren Position unterscheidet sich Facundus von Papst Vigilius. Dieser war nach der Eroberung Roms auf den Stuhl Petri gehoben worden, was zur Folge hatte, dass sein Pontifikat unter der Übermacht der byzantinischen Kirchenherrschaft stand. Im Drei-Kapitel-Streit vertrat Vigilius eine schwankende Haltung. Zunächst sah er sich unter dem Druck Justinians genötigt, der Verurteilung zuzustimmen. Als in der abendländischen Kirche Protest laut wurde, widerrief er seine Zustimmung, schwenkte 550 n. Chr. jedoch auf kaiserlichen Kurs ein. 553 distanzierte er sich erneut, stimmte dann allerdings der Verurteilung der Drei Kapitel durch das Konzil von Konstantinopel zu. Die Folge war, dass sich Teile der westlichen Kirche, u. a. Afrika und Gallien, von der päpstlichen Oberherrschaft lossagten. Die Schrift des Facundus von Hermiane ist das wichtigste abendländische Dokument im Drei-Kapitel-Streit. Sie erhellt die christologische Position des Westens und das hier vertretene Verständnis von Häresie. Außerdem sind uns durch diese Schrift zahlreiche Hinweise auf theologische und politische Quellen erhalten geblieben, die ansonsten als verloren gelten müssen. Der Text der Ausgabe beruht auf der von J.-M. Clément und R. Vander Plaetse erstellten Edition in Corpus Christianorum Series Latina. Die französische Übersetzung sowie die Einführung und Kommentierung wurden von Anne Fraïsse-Bétoulières, Universität Paul-Valéry in Montpellier, angefertigt.

Symeon der Studite (+ 986/7) ist Verfasser eines Asketischen Traktates.17 Wir wissen von seinem Leben nicht viel. Zu dem Wenigen gehört, dass er als Mönch in das ehrwürdige Stoudios-Kloster in Konstantinopel eintrat - ein städtisches Kloster, das Berühmtheit erlangte, weil seine Mönche während des Bilderstreites die Verehrung der Bilder standhaft verteidigten. Der Einfluss dieses Klosters war groß: auf die byzantinische Politik, auf das geistliche Leben der Kirche sowie auf benachbarte Klöster wie die auf dem Berg Athos. Der Studite erlangte Bekanntheit durch seine Visionen des göttlichen Lichtes, die ihm den Ruf eintrugen, ein "Narr in Christus" zu sein. Wir wissen davon, weil er der geistliche Vater von Symeon dem "Neuen Theologen" wurde. Symeon, der von dem Studiten in das monastische Leben eingewiesen wurde, nimmt in seinem Werk immer wieder auf seinen Lehrer Bezug und zeigt sich von seinen mystischen Gedanken beeinflusst. Der Ruhm des Schülers begann jedoch bald den des Lehrers zu überstrahlen. Das hatte zur Folge, dass Texte des Studiten nicht unter dem Namen ihres Verfassers, sondern unter dem des Schülers verbreitet wurden und als solche in die Philokalie aufgenommen wurden. Erst Ende des 18. Jh.s wurde die wirkliche Verfasserschaft entdeckt und dem Studiten zugeordnet. Mit der Edition in den Sources chrétiennes wird seine Schrift, die als Logos Asketikos überschrieben ist, nun erstmals unter dem Namen des Studiten in einer kritischen Textausgabe vorgelegt. Dabei handelt es sich nicht um eine systematisch entfaltete Schrift, sondern um eine Sammlung kürzerer oder längerer Belehrungen. Sie richten sich an Mönche, insbesondere an diejenigen, die in einem Kloster und nicht in der Einsamkeit leben. Die Themen sind charakteristisch für die monastische Literatur des christlichen Orients: die Grundlegung des monastischen Lebens, die tägliche Buße, der geistliche Vater, die Demut, das Leben in der Einsamkeit und in der Gemeinschaft, die Armut, die Arbeit, der Gehorsam, das unablässige Gebet, die Liebe zur Klosterzelle, die Selbstvergessenheit, Ratschläge für das Gebet, die geistliche Wegweisung, asketische Übungen.

Der Herausgeber der kritischen Textedition ist Hilarion Alfeyev, ein ausgewiesener Kenner der byzantinischen und syrischen Patristik. Von ihm stammen auch die Einführung sowie die Kommentierung. Die französische Übersetzung hat Louis Neyrand verfasst, der in den Sources chrétiennes bereits mehrere Schriften aus byzantinischer Zeit übertragen hat. Die Register mit Schriftstellen und griechischen Begriffenn erweisen sich als nützliche Instrumente, den Text zu erschließen.

Symeon der "Neue Theologe" (+ 1022) ist der bedeutendste Mystiker und Dichter der mittelbyzantinischen Zeit. Seinen Ehrennamen erhielt er von seinem Schüler Niketas Stethatos, der ihn damit an die Seite des Evangelisten Johannes und des Gregor von Nazianz stellen wollte, die in der byzantinischen Kirche ebenfalls als Theologen bezeichnet werden. Symeon war zunächst Novize im Stoudios-Kloster, wo er sich der geistlichen Leitung des Symeon Studites anvertraute, und wechselte dann ins Mamas-Kloster in Konstantinopel, wo er zum Abt ernannt wurde. Die meisten seiner Schriften sind in den Sources chrétiennes bereits erschienen: Katechesen (SC 96, 104, 113), Kephaleia (SC 51) sowie theologische und ethische Traktate (SC 122, 129). Von seinen Hymnen lagen bisher Nr. 1-40 (SC 156, 174) vor. Der vorliegende dritte und letzte Band der Hymnen enthält Nr. 41-58.18 Diese Hymnen sind als Zeugnisse einer tiefen mystischen Erfahrung von den Visionen geprägt, in denen Symeon den göttlichen Logos in Lichtoffenbarungen geschaut hat. Ihre Themen sind die Erkenntnis Gottes und die Gemeinschaft mit Gott durch Anrufung des göttlichen Lichtes; die Vergottung des Menschen durch die Teilhabe an der vergotteten Menschheit Christi im Heiligen Geist; die Aufgabe eines jeden Christen, sein geistliches Charisma zu entdecken, um es in den Dienst der Kirche zu stellen. Symeon vertrat nicht nur innerhalb seines Klosters eine streng asketische Lebensführung. Er wandte sich auch an Bischöfe, Priester, Mönche und sogar an die politischen Herrscher, um sie an ihre Aufgaben und Pflichten zu erinnern. Möglicherweise war das der Grund, warum er 1009 aus Konstantinopel verbannt wurde. Band 3 der Hymnen knüpft an die beiden vorangegangenen Bände an und enthält darum keine inhaltliche Einführung. Die kritische Textfassung beruht auf der Edition von Johannes Koder (byzantinischen Institut der Universität Wien). Die französische Übersetzung haben Joseph Paramelle und Louis Neyrand verfasst, beide als Byzantinisten und Kenner der Werke Symeons ausgewiesen. Der Edition sind nützliche Register beigegeben: Das Verzeichnis der Bibelstellen lässt erkennen, wie sehr das Denken Symeons von der Schrift geprägt und gesättigt ist; das Verzeichnis mit griechischen Begriffen ist ein wichtiges Hilfsmittel, seine mystische Theologie und Spiritualität zu erschließen.

8. Die Rezeption Gregors des Großen

Von der christlichen Spätantike ins hohe Mittelalter führt der Kommentar über das erste Buch der Könige (entspricht dem ersten Buch Samuel), der Gregor dem Großen zugeschrieben wird. Von dem Gesamtwerk liegen die Bände 1-5 (SC 351, 391, 432, 449, 469) bereits vor (vgl. ThLZ 124 [1999], 1078; 126 [2001], 466-468). Mit dem sechsten Band wird die Edition zum Abschluss gebracht.19 Die Textfassung beruht weitgehend auf der im Corpus Christianorum vorgelegten kritischen Edition, die jedoch an zahlreichen Stellen korrigiert wurde. Herausgeber ist Adalbert de Vogüé, Herausgeber der Werke Gregors d. Gr. Auf ihn geht der Vorschlag zurück, die gregorianische Verfasserschaft dieses Kommentars zu überdenken. Während de Vogüé noch in Band 1 von der Autorschaft Gregors überzeugt war, änderte er in Band 3 sein Urteil und stellte fest, dass der Kommentar nicht auf den Bischof von Rom zurückgehen könne, sondern von Petrus von Cava (+ 1156), einem aus Kampanien stammenden Mönch, der sich der Gedankenwelt und der Lehre Gregors weitgehend angeschlossen hat, verfasst sein müsse. Der Grund ist, dass dieser Kommentar erstmals im hohen Mittelalter erwähnt wird, zuvor aber unbekannt gewesen zu sein scheint. Demnach handelt es sich bei dieser Schrift also nicht um ein Werk Gregors d. Gr., sondern um das eines seiner mittelalterlichen Schüler und Verehrer. Der im sechsten Band aufgezeichnete Kommentar teilt sich in zwei Abschnitte: Der erste erhebt den Inhalt des Bibeltextes nach seinem moralischen Sinn und handelt von der Schuld und der Verwerfung König Sauls; der zweite erschließt den Bibeltext nach seinem geistlichen Sinn und handelt von der göttlichen Erwählung und der königlichen Salbung des jungen David. Petrus von Cava deutet beide als Repräsentanten des christlichen Priesteramtes: Saul als Zeichen für die gefallenen Bischöfe, die durch ihr unbußfertiges Wirken die Unzucht im Klerus vervielfacht haben; David als Zeichen für den idealen Priester, der Strenge gegen die Sünde mit Güte gegen die Sünder verbindet. Mit diesen Bildern wendet sich Petrus zunächst an die Kleriker und fordert sie zu einem Leben in Keuschheit auf. Darüber hinaus spricht er auch die Mönche seines Klosters an: Sie sollen das gemeinsame Leben vollkommen und im Gehorsam gegenüber den Oberen praktizieren. Petrus beschließt seinen Kommentar mit einem christologischen Ausblick: Die Salbung Davids proklamiert Christus. David repräsentiert Christus seiner menschlichen wie seiner göttlichen Seite nach: Die Jugend weist auf die Demut Jesu; dass er Hirte ist, lässt an die Majestät Christ denken. Mit diesen Bemerkungen kann nur angedeutet werden, welche Vielfalt an Textzugängen sich in diesem Zeugnis mittelalterlicher Schriftauslegung findet, das zugleich die mittelalterliche Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte Gregors des Großen erhellt. Mit der vorliegenden Ausgabe liegt der Kommentar in einer vollständigen und mustergültigen Edition vor und wartet darauf, von Exegeten und Theologen erschlossen zu werden.

9. Monastische Literatur im Mittelalter:
Bernhard von Clairvaux

Im letzten Abschnitt dieses Literaturüberblicks sind Werke Bernhards von Clairvaux (+ 1153) vorzustellen. Sie sind Teil der in den Sources chrétiennes geplanten Gesamtausgabe Bernhards, von der mehrere Bände bereits veröffentlicht wurden. Das Editionsvorhaben umfasst das Corpus der insgesamt 551 Briefe. Erschienen ist Band 1 mit den ersten 41 Briefen (SC 425). Dieser hat mit dem anzuzeigenden Band 2, der die Briefe Nr. 42-91 enthält, eine Fortsetzung gefunden.20 Die Briefe finden unter den Werken Bernhards seit langem besondere Aufmerksamkeit, weil sie wie kaum eine andere Schriftengruppe Einblick in das weit gespannte geistliche, kirchliche und politische Wirken des Abtes von Clairvaux geben. Die Briefe des zweiten Bandes sind mit wenigen Ausnahmen von 1125 bis 1130 entstanden. Es sind Jahre, in denen sich Bernhard strenger Askese und dem Streben nach persönlicher Vollkommenheit widmet. Als Abt von Clairvaux ist er vor allem darum bemüht, sein Kloster auszubauen und die wirtschaftlichen Grundlagen zu sichern. Sein Ruf reicht aber schon jetzt weit über das eigene Kloster und den Zisterzienserorden hinaus. Das zeigen die Adressaten der in Band 2 veröffentlichten Briefe. Es sind Mönche, Äbte und Bischöfe, denen Bernhard bei Problemen täglichen Lebens, klösterlicher Disziplin oder sittlicher Lebensführung rät. Hugo von St. Viktor schreibt er einen langen Brief, in dem er in der Form eines Traktates eine Theologie der Taufe entfaltet. Bernhard wendet sich in seinen Briefen auch an Persönlichkeiten der kirchlichen und politischen Öffentlichkeit. Auffällig ist der überlegene Ton, in dem er ihnen begegnet. Den Bischof von Sens belehrt er über das sittliche Leben und die Aufgabe der Bischöfe. Dem französischen König Ludwig macht er schwere Vorwürfe und droht ihm mit der Appellation an den päpstlichen Stuhl. Papst Honorius wird wegen seines widersprüchlichen Handelns gemahnt. Die Briefe zeigen, dass Bernhard bereits in diesen frühen Jahren weit mehr als nur Abt eines Zisterzienserklosters ist. In den folgenden Jahren wird er zur wichtigsten kirchenpolitischen Person seiner Zeit aufsteigen. Der lateinische Text der vorliegende Ausgabe beruht auf der in den Sancti Bernardi Opera, Bd. 7, von Jean Leclercq und Henri Rochais erstellten kritischen Edition. Monique Duchet-Suchaux hat die inhaltliche Einführung, Henri Rochais die französische Übersetzung verfasst.

Von den Predigten über das Hohelied liegen in den Sources chrétiennes bisher zwei Bände vor (SC 414/431), über die bereits berichtet wurde (ThLZ 122 [1997], 410 f.; 124 [1999], 1077 f.). Die Edition wird mit Band 3 fortgesetzt, der die Predigten 33-50 enthält.21 Diese Predigten sind zwischen 1139 und 1143 n. Chr. entstanden. Es sind Jahre intensiver kirchlicher und kirchenpolitischer Aktivitäten. Durch die Parteinahme Bernhards wird das Papstschisma beendet. Auf Reisen durch Frankreich, die Niederlande und Italien setzt er sich für Innozenz III. als den rechtmäßigen Nachfolger Petri ein. Im Streit mit Abaelard und seiner Theologie der Vernunft erreicht Bernhard dessen Verurteilung auf dem Konzil von Sens. Bernhard streitet gegen Arnold von Brescia und seine Aufstandsbewegung und bekämpft auf Predigtreisen im Languedoc die in Südfrankreich aufbrechenden Irrlehren. Er steht in diesen Jahren auf dem Gipfel seines öffentlichen Einflusses und genießt in der Kirche und besonders in Rom höchste Autorität. Es ist erstaunlich, dass es ihm gleichwohl gelingt, an den Predigten zum Hohenlied weiter zu schreiben. In ihnen klingt die dramatische Zeitsituation nicht an. Bernhard bleibt vielmehr eng am Gedankengang des Hohenliedes. Je nach Textstelle erhebt er den wörtlichen, allegorischen, moralischen oder anagogischen Schriftsinn und bezieht ihn auf die jeweilige Hörersituation. Dabei erweist er sich nicht nur als guter Menschenkenner, der die Bestrebungen und Gefährdungen der Mönche genau zu beschreiben vermag. Er gibt seinen Hörern auch Weisung für den monastischen Lebensweg und übt sie in die Demut als die oberste aller Christustugenden ein. In seiner Auslegung zielt Bernhard insbesondere auf das kontemplative Leben. Er macht deutlich, dass die wichtigste Quelle des Lebens die Liebe Christi ist, der sich dem Menschen zuwendet und ihn zur antwortenden Liebe bewegt. Es ist das Bild des Zwiegesprächs von Braut und Bräutigam, das Bernhard die Vision einer mystischen Begegnung mit dem im Geist gegenwärtigen Gott durch die Liebe Christi entwerfen lässt. Wie in den vorangegangenen Bänden wird für die lateinische Textfassung die kritische Edition der Sancti Bernardi Opera Bd. 1 mit wenigen Korrekturen übernommen. Die Einführung, Übersetzung und Kommentierung haben Paul Verdeyen, Mitglied des Jesuitenordens und Hochschullehrer an der Universität von Anvers, und Raffaele Fasseta, Zisterziensermönch in der Abtei Notre-Dame von Tamié verfasst. Ein ausführliches Bibelstellenregister ist beigefügt.

Ein großes Editionsvorhaben ist die Veröffentlichung der Predigten durch das Kirchenjahr, die insgesamt fünf Bände umfassen wird. Anzuzeigen ist Band 1, der in zwei Teilbänden die Predigten für die Zeit Von Advent bis zu den weihnachtlichen Vigilien (I/1) sowie Von Weihnachten bis zum Fest der Reinigung der Jungfrau (Maria Lichtmeß) enthält (I/2).22 Entstanden ist die Predigtsammlung jedoch nicht innerhalb eines Kirchenjahres, sondern über einen längeren Zeitraum, vermutlich von 1138 bis 1148 n. Chr. Dieser Wachstumsprozess lässt sich in der Überlieferung der Manuskripte verfolgen. Die Predigten erhellen die in den Viten und Berichten bezeugte überragende Bedeutung Bernhards als Prediger. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass sie in dieser Form mündlich vorgetragen wurden. Zwar lässt sich auf die Verwurzelung in der Tagesliturgie und auf die Anrede an die Klostergemeinde verweisen. Doch sprechen dagegen der literarische Stil und die durchdachte Komposition der Predigten, die diese zu Texten werden lassen, die gelesen und meditiert werden sollen. In der vorliegenden Form gleichen sie weniger gesprochenen Texten als vielmehr Traktaten, in denen Bernhard seine mystische Theologie entfaltet. Thematisch kreisen die Predigten zu Advent und Weihnachten um die Erniedrigung des barmherzigen Gottes in der Inkarnation und der Geburt des Wortes im Fleisch, als Armer unter Armen, unterworfen unter das Gesetz der Beschneidung, zur Taufe der Sünder. Von der ersten Predigt an ist jedoch das Ziel deutlich: Derjenige, der hinabgestiegen ist in die Tiefe bis in die Hölle, ist derselbe, der aufgefahren ist in den Himmel. Bernhard zeichnet den Weg des Heils nach und stellt ihn denen vor Augen, die Christus in seiner Demut nachahmen wollen. Er entwickelt seine Ausführungen als einen Kommentar zum liturgischen Jahr. Darin beruht die innere Einheit der Predigten, auch wenn ihnen jeweils unterschiedliche Bibeltexte zu Grunde gelegt werden. Durch seine Predigten hat Bernhard die Spiritualität des Zisterzienserordens wesentlich geprägt, wie sich an Guerricus von Igny, Isaac de Stella und Aelred von Rievaulx zeigt. Dass er auch darüber hinaus gewirkt hat, bezeugen Jean Gerson und Franz von Sales.

Der lateinische Text beruht auf der kritischen Edition der Sancti Bernardi Opera Bd. 4 und 5 (1966/68), die von J. Leclercq in Zusammenarbeit mit H. Rochais und C.-H. Talbot erstellt wurde. Die Übersetzung ist verfasst von Marie-Imelda Huille, Abtei Notre-Dame d'Igny. Die Einführung hat Marielle Lamy, Universität Paris, geschrieben. Die Kommentare stammen von Aimé Solignac, eeinem Mitherausgeber der Sources chrétiennes.

Abschließend ist die Edition zweier kleinerer Spätschriften Bernhards anzuzeigen: An die Kleriker über die Bekehrung (1139/40) und Über Gebot und Entpflichtung (1140/41).23 Bei der Schrift Ad clericos de conversione handelt es sich um eine Predigt, die Bernhard wenige Monate vor dem Konzil von Sens, auf dem Abaelard verurteilt wurde, in Paris vor Klerikerstudenten gehalten hat. Sie beschreibt den Weg der Seele auf der Suche nach dem Heil. Der erste Teil nennt die drei Stufen der "conversio": die Erleuchtung in der Erkenntnis der Sünde, die Reinigung in der Abkehr von den Lastern und die Einigung, die nach dem Sieg der Seligpreisungen in die Schau Gottes mündet. Im zweiten Teil entwirft der Abt von Clairvaux Grundsätze priesterlichen Lebens. Er ruft seine Hörer auf zu prüfen, ob sie enthaltsam leben können, und warnt sie, sich vorschnell weihen zu lassen. Der wahre Seelsorger sei der, welcher bereit sei, sein Leben für die Gläubigen einzusetzen. Ob Bernhard die Bekehrung (conversio) als einen Übertritt in den Mönchsstand verstanden hat, bleibt offen. Falls dies so war, hatte er mit seiner Predigt großen Erfolg. Gottfried von Auxerre berichtet in der Vita, dass Bernhard anschließend mit zahlreichen Novizen nach Clairvaux zurückgekehrt ist.

Der Liber de praecepto et dispensatione behandelt die Frage nach der moraltheologischen Verbindlichkeit sittlicher Normen am Beispiel der Mönchsregel. Anlass sind die Bitten zweier benediktinischer Mönche aus Chartres, die Fragen zum Verständnis der Regel Benedikts gestellt hatten. Bernhard beantwortet sie in seiner Schrift, indem er zwischen der objektiven Verbindlichkeit der verschiedenen Gebote bzw. Verbote und der subjektiven Verantwortlichkeit unterscheidet. Der rote Faden in der Argumentation ist die Zurückweisung des juridischen Voluntarismus, d. h. der Vorstellung, dass das Recht seine verbindliche Kraft aus dem Willen des Gesetzgebers zieht und nicht aus seiner Übereinstimmung mit einer objektiven Norm der Wahrheit und der Gerechtigkeit. Bernhard hält dieser Lehre entgegen: Gott lebt nach einem einzigen Gesetz, der Liebe, die mit seinem Sein identisch ist. Was aber auf einem göttlichen und ewigen Grund beruht, kann nicht verändert werden.

Der lateinische Text beider Schriften beruht auf der von J.Leclercq in Sancti Bernardi Opera Bd. 3 und 4 vorgelegten kritischen Edition. Einführung, Übersetzung und Kommentierung sind von Françoise Callerot, Jürgen Miethke und Christiane Jaquinod erstellt. Beiden Schriften sind Register zu Bibelstellen, Eigennamen und thematischen Bezügen beigegeben.

Fussnoten:

1) Tertullien: Contre Marcion. Tome IV (Livre IV). Texte critique par C. Moreschini. Introduction, traduction et commentaire par R. Braun. Paris: Cerf 2001. 545 S. 8 = Sources chrétiennes, 456. Kart. Euro 48,00. ISBN 2-204-06585-4.

2) Clément d'Alexandrie: Les Stromates. Stromate IV. Introduction, texte critique et notes par A. van den Hoek. Traduction par C. Mondésert (+). Paris: Cerf 2001. 368 S. 8 = Sources chrétiennes, 463. Kart. Euro 26,00. ISBN 2-204-06733-4.

3) Origène: Homélies sur les nombres. Tome III: Homélies XX- XXVIII. Texte latin de W. A. Baehrens. Nouvelle édition par L. Doutreleau. Paris: Cerf 2001. 396 S. 8 = Sources chrétiennes, 461. Kart. Euro 39,03. ISBN 2-204-06708-3.

4) Pamphile et Eusèbe de Césarée: Apologie pour Origène suivi de Rufin d'Aquilée. Sur la falsification des livres d'Origène. Texte critique, traduction et notes par R. Amacker et É. Junod. Paris: Cerf 2002. 337 S. 8 = Sources chrétiennes, 464. Kart. Euro 31,00. ISBN 2-204-06849-7.

5) Grégoire de Nysse: Sur les titres des Psaumes. Introduction, texte critique, traduction, notes et index par J. Reynard. Paris: Cerf 2002. 574 S. 8 = Sources chrétiennes, 466. Kart. Euro 46,00. ISBN 2-204-06851-9.

6) Grégoire de Nysse: Discours catéchétique. Texte grec de E. Mühlenberg (GNO III, IV). Introduction, traduction et notes par R. Winling. Ouvrage publié avec le concours de l'uvre de l'Orient. Paris: Cerf 2000. 360 S. 8 = Sources chrétiennes, 453. Kart. Euro 34,00. ISBN 2-204-06471-8.

7) Isidore de Péluse: Lettres. Tome II: Lettres 1414-1700. Texte critique, traduction et notes par P. Évieux. Paris: Cerf 2000. 520 S. 8 = Sources chrétiennes, 454. Kart. Euro 40,00. ISBN 2-204-06516-1.

8) Hilaire de Poitiers: La Trinité. Tome III (Livres IX-XII). Texte latin de P. Smulders. Traduction, notes et index par G.-M. de Durand (), G. Pelland et Ch. Morel. Paris: Cerf 2001. 501 S. 8 = Sources chrétiennes, 462. Kart. Euro 46,00. ISBN 2-204-06688-5.

9) Tyconius: Le livre des règles. Introduction, traduction et notes par J.-M. Vercruysse. Paris: Cerf 2004. 410 S. 8 = Sources chrétiennes, 488. Kart. Euro 48,00. ISBN 2-204-07739-9.

10) Fulgence de Ruspe: Lettres ascétiques et morales. Texte critique de J. Fraipont (CCL 91). Introduction, traduction et notes par D. Bachelet. Paris: Cerf 2004. 298 S. 8 = Sources chrétiennes, 487. Kart. Euro 26,00. ISBN 2-204-07678-3

11) Éphrem de Nisibe: Hymnes sur la nativité. Introduction par F. Graffin. Traduction du syriaque et notes par F. Cassingena-Trévedy. Paris: Cerf 2001. 344 S. 8 = Sources chrétiennes, 459. Kart. Euro 38,00. ISBN 2-204-06675-3.

12) Marc le Moine: Traités II. Introduction, texte critique, traduction, notes et index par G.-M. de Durand (+). Paris: Cerf 2000. 380 S. 8 = Sources chrétiennes, 455. Kart. Euro 36,00. ISBN 2-204-06584-6.

13) Barsanuphe et Jean de Gaza: Correspondance. Vol. II: Aux Cénobites. Tome I: Lettres 224-398. Texte critique, notes et index par F. Neyt et P. de Angelis-Noah. Traduction par L. Regnault. Paris: Cerf 2000. XIV, 461 S. 8 = Sources chrétiennes, 450. Kart. Euro 29,00. ISBN 2-204-06489-0. Barsanuphe et Jean de Gaza: Correspondance. Vol. II. Aux Cénobites. Tome II: Lettres 399-616. Texte critique, notes et index par F. Neyt et P. de Angelis-Noah. Traduction par L. Regnault. Paris: Cerf 2001. S. 462-911. 8 = Sources chrétiennes, 451. Kart. Euro 35,00. ISBN 2-204-06490-4. Barsanuphe et Jean de Gaza: Correspondance. Vol. III: Aux Laïcs et aux Évêques. Lettres 617-848. Introduction, texte critique, notes et index par F. Neyt et. P. de Angelis-Noah. Traduction par L. Regnault. Paris: Cerf 2002. X, 355 S. 8 = Sources chrétiennes, 468. Kart. Euro 21,00. ISBN 2-204-06853-5.

14) Livre d'Heures du Sinaï (Sinaiticus graecus 864). Introduction, texte critique, traduction, notes et index par M. (L.) Ajjoub avec la collaboration de J. Paramelle. Ouvrage publié avec le concours de l'uvre d'Orient. Paris: Cerf 2004. 491 S. 8 = Sources chrétiennes, 486. Kart. Euro 45,00. ISBN 2-204-07547-7.

15) Socrate de Constantinople: Histoire ecclésiastique. Livre I. Texte grec de l'édition G. C. Hansen (GCS). Traduction par P. Périchon (+) et P. Maraval. Introduction et notes par P. Maraval. Ouvrage publié avec le concours de l'uvre d'Orient. Paris: Cerf 2004. 267 S. 8 = Sources chrétiennes, 477. Kart. Euro 27,00. ISBN 2-204-07214-1.

16) Facundus d'Hermiane: Défense des Trois Chapitres (à Justinien). Tome III (Livres VIII-X). Texte critique (CCL) par J.-M. Clément et R. Vander Plaetse. Introduction, traduction et notes par A. Fraïsse-Bétoulières. Paris: Cerf 2004. 332 S. 8 = Sources chrétiennes, 484. Kart. 28,00. ISBN 2-204-07368-7.

17) Syméon le Studite: Discours ascétique. Introduction, texte critique et notes par H. Alfeyev. Traduction par L. Neyrand. Paris: Cerf 2001. 154 S. 8 = Sources chrétiennes, 460. Kart. Euro 16,00. ISBN 2-204-06676-1.

18) Syméon le Nouveau Théologien: Hymnes III (41-58). Texte critique et index par J. Koder. Traduction et notes par J. Paramelle et L. Neyrand. Réimpression de la première édition (1973) avec additions et corrections. Paris: Cerf 2003. 406 S. 8 = Sources chrétiennes, 196. Kart. Euro 34,00. ISBN 2-204-07372-5.

19) Grégoire le Grand (Pierre de Cava): Commentaire sur le Premier livre des Rois. Tome VI (1-116). Introduction, texte, traduction et notes par A. de Vogüé. Paris: Cerf 2004. 264 S. 8 = Sources chrétiennes, 482. Kart. Euro 24,00. ISBN 2-204-07367-9.

20) Bernard de Clairvaux: Lettres. Tome II (Lettres 42-91). Texte latin des S. Bernardi Opera par J. Leclerq et H. Rochais. Introduction et notes par M. Duchet-Suchaux. Traduction par H. Rochais. Paris: Cerf 2001. 532 S. m. 1 Abb. 8 = Sources chrétiennes, 458. uvres complètes, III. Kart. Euro 36,00. ISBN 2-204-06674-5.

21) Bernard de Clairvaux: Sermons sur le Cantique. Tome III (Sermons 33-50). Texte latin des S. Bernardi Opera par J. Leclerq, H. Rochais et Ch. H. Talbot. Introduction, traduction et notes par P. Verdeyen et R. Fassetta. Paris: Cerf 2000. 407 S. 8 = Sources chrétiennes, 452. uvres complètes, XII. Kart. Euro 30,00. ISBN 2-204-06464-5.

22) Bernard de Clairvaux: Sermons pour l'année. Tome I.1: Avent et Vigile de Noël. Texte latin des S. Bernardi opera par J. Leclercq, H. Rochais et Ch. H. Talbot. Introduction par M. Lamy. Traduction par M.-I. Huille. Notes par A. Solignac. Paris: Cerf 2004. 335 S. 8 = Sources chrétiennes, 480. Kart. Euro 24,00. ISBN 2-204-07365-2. Bernard de Clairvaux: Sermons pour l'année. Tome I.2: De Noël à la Purification de la Vierge. Texte latin des S. Bernardi Opera par J. Leclercq, H. Rochais et Ch. H. Talbot. Introduction par M. Lamy. Traduction par M.-I. Huille. Notes par A. Solignac. Paris: Cerf 2004. 321 S. 8 = Sources chrétiennes, 481. Kart. Euro 24,00. ISBN 2-204-07366-0.

23) Bernard de Clairvaux: Le précepte et la dispense. La conversion. Texte latin des S. Bernardi Opera par J. Leclerq, H. Rochais et Ch. H. Talbot. Introduction, traduction et notes par F. Callerot, J. Miethke et Ch. Jaquinod. Paris: Cerf 2000. 466 S. 8 = Sources chrétiennes, 457. uvres complètes, XXI. Kart. Euro 43,00. ISBN 2-204-06586-2.