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Ausgabe:

Oktober/2005

Spalte:

1053 f

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Heintz, Jean-Georges

Titel/Untertitel:

Le livre prophétique du Deutéro-Ésaïe. Texto-Bibliographie du XXème siècle. Avec la collaboration de D. Hornicar et L. Millot.

Verlag:

Wiesbaden: Harrassowitz 2004. XIV, 302 S. gr.8 = Travaux du Groupe de Recherches et d'Études Sémitiques Anciennes, Université des Sciences Humaines de Strasbourg, 6. Geb. Euro 82,00. ISBN 3-447-04810-7.

Rezensent:

Hans-Jürgen Hermisson

Diese Text-Bibliographie zu Jes 40-55 beschränkt sich auf das 20. Jh. und lässt die Kommentare beiseite, da sie mit ihren Ergebnissen zu einzelnen Passagen und Versen leicht zu finden seien. Die Bibliographie geht neue Wege der Dokumentation der Sekundärliteratur: Sie berücksichtigt nicht allein die Arbeiten, die ausdrücklich Deuterojesaja gelten, sondern darüber hinaus einschlägige Partien aus Veröffentlichungen zu umfangreicheren oder anderen Themen. Das betrifft das Deuterojesajabuch im Ganzen wie seine einzelnen Teile bis hin zu den Einzelversen: Die Bibliographie beginnt mit einer alphabetisch nach Verfassernamen angeordneten "Bibliographie générale" (A, 1-50) und sammelt dann im Hauptteil "Études référenciées sur II Ésaïe" (B, 51-302). Dieser Hauptteil ist nach Kapiteln und Versen des Buchs geordnet und beginnt jeweils mit den größten Einheiten, um absteigend über die nächst kleinere Einheit zu den Einzelversen fortzuschreiten: Darauf bezieht sich wohl der Untertitel "Texto-Bibliographie". Innerhalb der einzelnen Rubriken sind die bibliographischen Angaben des Hauptteils chronologisch nach dem Erscheinungsdatum geordnet.

Ein Beispiel: Auf Jes 40-55 folgen 40,1-55,5; 40,1-54,17; 40-49; 40,1- 49,13; 40-48; 40-44; 40-41; 40,1-31; 40,1-26; 40,1-11; 40,1-8; 40,1-5; 40,1-3; 40,1-2; 40,1; 40,2; dann wieder 40,3-18; 40,3-11 usw. Ausgangspunkt ist also jeweils der erste Vers eines in der Sekundärliteratur untersuchten Textblocks.

Eine Begründung und Erläuterung seines Verfahrens gibt der Vf. einleitend auf S. VII-XI; eine ähnliche Arbeit hat er 1999 zum Hoseabuch vorgelegt. Die Sekundärliteratur ist in einer Datenbank der G.R.E.S.A. (Groupe de Recherches et d'Études Sémitiques Anciennes an der Straßburger Universität) gesammelt, die auch die Umwelt des Alten Testaments einschließt.

Diese Bibliographie ist ein sehr nützliches Hilfsmittel, besonders wenn man Literatur zu einem einzelnen Text oder Vers des Deuterojesajabuchs sucht. Für diesen Fall ist es auch hilfreich, wenn man jedes Mal wieder auf durchgehende Studien, z. B. die literarkritischen Untersuchungen von R. Kratz oder J. van Oorschot oder die formgeschichtlichen Arbeiten von C. Westermann ("Sprache und Struktur der Prophetie Deuterojesajas") oder A. Schoors ("I am God your Saviour") oder die Textkritik von D. Barthélemy verwiesen wird. Die Auswahl scheint indes ein wenig zufällig: Ebenso wichtige Untersuchungen zu allen oder den meisten Texten Deuterojesajas wie die von L. Köhler, K. Elliger oder J. Begrich u. a. werden nur in der allgemeinen Bibliographie, nicht zu den einzelnen Texten aufgeführt. Dagegen findet man gegen die erklärte Absicht mehrfach die bedeutenden Kommentare von W. A. M. Beuken oder P. E. Bonnard zitiert. Solche Inkonsequenzen mindern den Wert der vorgelegten Arbeit natürlich nicht.

Die elektronische Verarbeitung der Daten bedingt wohl die etwas mechanische Einteilung des Hauptteils nach Anfangsversen und in der Sekundärliteratur damit verbundenen Textblöcken. So kann zwar die umstrittene Abgrenzung einzelner Texte offen bleiben; andererseits sind die Umfangsangaben der Literatur des Öfteren gar nicht an der Einheit eines Textes orientiert, die den Ausleger interessiert. Bei aller Differenz in der Bestimmung der größeren Aussageeinheiten gibt es doch einen hinreichenden Konsens im Blick auf die Einteilung der Texte, und den sollte man auch der Anordnung der Sekundärliteratur zu Grunde legen.

Verfahrensbedingt ist ebenso die Redundanz der Zitation: Selbst häufig wiederkehrende Studien werden jedes Mal mit vollständigen bibliographischen Angaben zitiert, so wie sie in der Datenbank gespeichert sind. Das erfordert z. B. bei der Arbeit von C. Westermann ("Sprache und Struktur") immer mehr als eine Drittel der Druckseite, und man könnte mit dem üblichen Verfahren eines Literatur- und Abkürzungsverzeichnisses sowie abgekürzter Verweise auf Autor und Werk einigen Raum sparen.

Schließlich ist das hoch gesteckte Ziel einer "kompletten" Dokumentation der Sekundärliteratur zu einzelnen Texten gerade dann nicht zu erreichen, wenn man auch weiträumigere Arbeiten oder solche zu benachbarten Gebieten auswerten will. Das wäre nicht einmal wünschenswert, da man dann auch mit vielen Dubletten konfrontiert würde. Die eigene Suche bleibt einem nicht erspart.

Gleichwohl erhält die Exegese mit dieser Dokumentation der Sekundärliteratur ein sehr empfehlenswertes Hilfsmittel. Es wird andere bibliographische Quellen nicht ersetzen, schon gar nicht das eigene Urteil über den Nutzen der Literatur, kann aber auf manches aufmerksam machen, was sonst in der literarischen Flut unterginge.