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Ausgabe:

September/2005

Spalte:

921

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

[Löning, Karl]

Titel/Untertitel:

Die Weisheit - Ursprünge und Rezeption. Festschrift für Karl Löning zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. M. Fassnacht, A. Leinhäupl-Wilke u. S. Lücking.

Verlag:

Münster: Aschendorff 2003. IV, 308 S. m. 1 Porträt. gr.8 = Neutestamentliche Abhandlungen. Neue Folge, 44. Lw. Euro 55,00. ISBN 3-402-04792-6.

Rezensent:

Karl-Wilhelm Niebuhr

Der Münsteraner katholische Neutestamentler Karl Löning, der Forschung zunächst durch seine Monographie zur Saulustradition in der Apostelgeschichte bekannt (erschienen Münster 1973), ist in jüngerer Zeit mit einer eigenständig profilierten Sicht der Rezeption weisheitlicher Überlieferungen im Frühjudentum und im frühen Christentum hervorgetreten. Einer von M. Küchler eingeführten Terminologie folgend, unterscheidet L. idealtypisch zwischen Toraweisheit und apokalyptischer Weisheit. Während im Frühjudentum beide Typen nachweisbar sind, vor allem aber die Toraweisheit vielfältig ausgeprägt wurde, an die auch das rabbinische Judentum anknüpfen konnte, habe die Jesus-Bewegung in besonderer Weise an die apokalyptische Weisheit angeknüpft und auf dieser Traditionsgrundlage eigene theologische Konzeptionen ausgebildet, die sich bei den neutestamentlichen Autoren wiederfinden.

Fast alle Beiträge der vorliegenden Festschrift nehmen auf diese Konzeption ausdrücklich Bezug, eine ganze Reihe von ihnen setzt sich in Kritik und Weiterführung mit ihr auseinander. Stark in der Fluchtlinie L.s steht M. Ebner, Wo findet die Weisheit ihren Ort? Weisheitskonzepte in Konkurrenz (79- 103), der in Sir einerseits und äthHen andererseits "Produktionen aus konkurrierenden Schulhäusern" (82) sieht, deren Trägergruppen sich mit ihren Weisheitskonzeptionen gegenseitig bekämpfen. Vorwiegend kritisch-distanziert setzt sich demgegenüber H. Frankemölle, "Apokalyptische Weisheit" bei Paulus? Hermeneutische Prolegomena (211-241), mit der Anwendung des Modells auf Paulus bei L. auseinander und verbindet dies mit weitreichenden Erwägungen zur Bedeutung der Tora für jüdische und christliche, insbesondere paulinische Theologiebildung. Hervorgehoben seien darüber hinaus noch die exegetischen Beiträge von zweien der Herausgeber, die sich, offenbar geschult durch L., durch sorgfältige narratologische Analysen auszeichnen: M. Faßnacht, Konfrontation mit der Weisheit Jesu. Das Verhältnis von Wissen und Rettung dargestellt an der Wundergeschichte Mk 5,21-43 (105-124); A. Leinhäupl-Wilke, "Die Stunde des Menschensohnes" (Joh 12,23). Anmerkungen zur "heimlichen Mitte" des Johannesevangeliums (185- 210). Der einzige englischsprachige Beitrag, S. Emmel, Exploring the Pathway That Leads from Paul to Gnosticism (257- 276), untersucht die Rezeption paulinischer Gedanken im Traktat "Die Interpretation der Gnosis" aus dem Nag Hammadi-Fund (NHC XI,1).

Außerdem werden geboten: M. Küchler, Die Weisheit der Paradiese. Ein Essay (5-15); P. Weimar, Spuren der verborgenen Gegenwart Gottes in der Geschichte. Anmerkungen zu einer späten Redaktion der Josefsgeschichte (17-36); E. Zenger, Dimensionen der Tora-Weisheit in der Psalmenkomposition Ps 111-112 (37-58); E. Sevenich-Bax, Schule in Israel als Sitz der Weisheit (59-77); L. Schenke, Jesus als Weisheitslehrer im Markusevangelium (125-138); U. Busse, Die Unterweisung des Lesers im so genannten "Reisebericht". Dargestellt an Lk 10,25-42 (139-153); D. Dormeyer, Weisheit und Philosophie in der Apostelgeschichte (Apg 6,1-8,1a und 17,16-34) (155-184); B. Aland, Die Weisheit bei Irenäus von Lyon (243-255); J. Bickmann, Weitergabe lebensrelevanten Wissens - aber wie? Reflexionen zum Bibelunterricht im Gymnasium ab Klasse 10 (277-296). Zu allen Beiträgen gibt es zum Teil umfangreiche Literaturverzeichnisse. Ein Werkverzeichnis des Geehrten sowie Register runden den sorgfältig gestalteten Band ab.