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Ausgabe:

September/2005

Spalte:

965 f

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Hausammann, Susanne

Titel/Untertitel:

Alte Kirche. Zur Geschichte und Theologie im 4./5. Jahrhundert. Bd. 3: Gottes Dreiheit - des Menschen Freiheit. Trinitätslehre - Anfänge des Mönchstums - Augustin und Augustinismus.

Verlag:

Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 2003. XII, 512 S. 8. Kart. Euro 38,00. ISBN 3-7887-1922-2.

Rezensent:

Silke-Petra Bergjan

Der dritte Band des detailreichen Überblicks über die Alte Kirche handelt in einem ersten, kürzeren Teil von der Entwicklung der Trinitätslehre bis zum "Scheitern der Einigungsbemühungen zwischen Ostkirche und Westkirche 381/82". Der zweite, größere Teil ist dem Mönchtum gewidmet, zunächst den Anfängen in Ägypten, Syrien, Kleinasien, Palästina, Italien und Gallien, dann der weiteren Entwicklung im Westen. Augustin wird dem Thema Mönchtum zugeordnet. Wie in den vorangegangenen Bänden arbeitet H. quellendurchsichtig, ist stark biographisch orientiert und nimmt persönlich Stellung. Sie gibt ausführliche Paraphasen und Auszüge aus den patristischen Werken.

In der Darstellung der Entwicklung der Trinitätslehre geht H. den Synoden und Bekenntnissen des 4. Jh.s nach (mit Exkursen zu Euseb von Caesarea, Euseb von Nikomedien, Hilarius, Athanasius, Markell, Ambrosius). Die Kappadokier kommen daher erst im zweiten Teil zur Sprache. Gregor von Nazianz wird als der Theologe gekennzeichnet, der "klarer als sein Freund Basilius die Trinitätslehre in eine verkündbare Formel zu fassen" vermochte. Er "war kein Rationalist, aber wo es um den lehrmässig weiterzugebenden Glauben ging, da forderte er die Klarheit des Denkens und des Ausdrucks" (250). Basilius wird demgegenüber vor allem auf der Ebene der Kirchenpolitik fassbar, allerdings erscheint sein Wirken verwoben mit den Auseinandersetzungen um Eustathius von Sebaste. H. nimmt die Bemerkung, dass Eustathius Schüler des Arius gewesen sei, aus den späten Briefen des Basilius auf. Die Leitung des Hospizes in Sebaste soll Eustathius nach H. zeitweilig dem Eunomianer Aëtius übergeben haben. In der Darstellung H.s erscheint sein weiteres Wirken im Schatten seiner arianischen Herkunft. Die Bedeutung von Eustathius für die Formierung der Homoiousianer wird von dort nicht deutlich. Lediglich seine Teilnahme an der Synode von Seleukia 359 und der Gesandtschaft nach Konstantinopel wird erwähnt (233, vgl. 71, Anm. 254). In der Darstellung von Arius folgt H. der Arbeit von R. Lorenz. Sie stellt Arius unter anderen in einen Zusammenhang mit ebionitischen Kreisen und mit Paul von Samosata. Neben der Betonung der Transzendenz Gottes - H. spricht von "Monarchie" - geht sie der für Arius bezeugten Vorstellung der Adoption des Sohnes nach (11). Die Frage nach einer spezifisch platonischen Prägung des arianischen Denkens wird zurückgestellt. Die Position der Eunomianer wird daher kaum kommentiert. Gegen Campenhausen nimmt H. die ältere These, dass es sich in dem Bekenntnis von Euseb von Caesarea in Nizäa um ein lokal gebundenes Bekenntnis gehandelt habe, wieder auf. H. geht von einer kontinuierlichen Bedeutung des nizänischen Bekenntnisses aus. Auf der Kirchweihsynode in Antiochien sei das Bekenntnis von Nizäa "nicht etwa unterdrückt, sondern vielmehr erweitert und interpretiert" worden (57). Ähnliches gilt von der Synode in Ankyra. "Die Homoiousianer wollten das Nizänum nicht abschaffen, sondern sie interpretierten es auf dem Hintergrund der Dreihypostasenlehre, wobei die Position der Eusebianer weitgehend übernommen wurde" (72). Die biographischen Abschnitte werden stark aus der Perspektive des Dargestellten geschrieben. Man erfährt, dass Chrysostomus die Menschen vom Theater fernhalten wollte und Frauen ihren Kleiderluxus vorhielt, in welchen städtischen Konfliktzusammenhang aber solche Äußerungen gehören, wird nicht erklärt. Von der Rede anlässlich des Sturzes von Eutropius heißt es: "Johannes Chrysostomus rettete ihm mit einer wohlberechneten Rede das Leben. ... Doch seine Feinde liessen nicht locker und Arkadius gab, wie so oft, nach ... Chrysostomus aber nahm man sein Eintreten für Eutropius übel, obwohl er ihm nur, wie jedem anderen auch, das Kirchenasyl gesichert hatte" (317). Die Gründe dafür, dass gerade diese Rede zu einem Akzeptanzverlust für Chrysostomus in der Bevölkerung führte, werden nicht erwogen. H. referiert, dass in der Vita des Martin von Tours auch von Gegnern die Rede ist, aber warum das Wirken des Martin umstritten war, wird nicht erörtert, und dass verschiedene Konzeptionen des Bischofsamtes im Hintergrund standen, bleibt unerwähnt (336 f.).