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Ausgabe:

September/2005

Spalte:

922

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

[Müller, Karlheinz]

Titel/Untertitel:

Paradigmen auf dem Prüfstand. Exegese wider den Strich. Festschrift für K. Müller zu seiner Emeritierung. Hrsg. v. M. Ebner u. B. Heininger.

Verlag:

Münster: Aschendorff 2004. VIII, 208 S. m. 1 Porträt. gr.8 = Neutestamentliche Abhandlungen. Neue Folge, 47. Lw. Euro 40,00. ISBN 3-402-04795-0.

Rezensent:

Karl-Wilhelm Niebuhr

Durch die vorliegende Festschrift wird der Würzburger Neutestamentler Karlheinz Müller geehrt, der insbesondere durch wegweisende Untersuchungen zur Apokalyptik und zum Toraverständnis im Frühjudentum und Konsequenzen daraus für ein historisch zutreffenderes Bild Jesu und des Urchristentums hervorgetreten ist. Der Untertitel spielt auf Anstöße auch im wörtlichen Sinn an, die aus dem wissenschaftlichen Werk M.s der Forschung erwachsen sind (vgl. den Titel seiner Dissertation zum jüdischen Hintergrund des paulinischen Skandalon-Begriffs: Anstoß und Gericht, erschienen München 1969). Hervorzuheben ist vor allem die forschungsgeschichtliche Studie: Das Judentum in der religionsgeschichtlichen Arbeit am Neuen Testament, Frankfurt a. Main 1983, die entscheidend zur Neubewertung des Frühjudentums in der neutestamentlichen Exegese beigetragen hat.

Die Einzelbeiträge der Festschrift sind weder thematisch noch durch unmittelbaren Bezug auf das Werk M.s zusammengehalten. Am nächsten steht diesem der Beitrag von B. Hose, Reich Gottes kontra Gesetz? Anmerkungen zur bleibenden Heilsrelevanz des Gesetzes in Mk 10,17-27 (103-115). Exegetisches Gewicht hat der Aufsatz von B. Heininger, Jenseits von männlich und weiblich: das Thomasevangelium im frühchristlichen Diskurs der Geschlechter. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Jesustradition (63-102), eine dicht belegte Analyse der Traditionsgeschichte von EvThom 22 unter Einbeziehung von Gal 3,26-28 in seinem religionsgeschichtlichen Kontext. Primär exegetisch angelegt ist auch die Studie von G. Dautzenberg, Die siebte Posaune. Beobachtungen zur Eschatologie und Christologie der Offenbarung des Johannes in ihrem Verhältnis zur paulinischen Theologie und zur frühjüdischen Eschatologie (1-15). M. Ebner, Die Etablierung einer "anderen" Tafelrunde. Der "Einsetzungsbericht" in Mk 14,22-24 mit Markus gegen den Strich gelesen (17-45), konstruiert aus dem Vergleich der beiden Mahlszenen in Mk 6,14-29 und 14,22-24 sowie weiteren Anklängen an "Tafelrunden" im Markusevangelium zwei vorwiegend sozialgeschichtlich voneinander unterschiedene "Tafelrunden-Welten", durch die sich nach Markus Jesus und seine Nachfolger von den politisch und religiös Führenden ihrer Umwelt absetzen. H.-J. Klauck, Religionsgeschichte wider den Strich - ein Perspektivenwechsel? (117-140), setzt sich kritisch-konstruktiv mit dem Ansatz von G. W. Bowersock auseinander, der nach Einwirkungen frühchristlicher Impulse auf die religiöse Welt der römischen Kaiserzeit fragt.

Die weiteren Beiträge: F. Hahn, Sprache, Übersetzung und Aneignung des biblischen Zeugnisses (47-62); J. Maier, Beobachtungen zum Text von Gen 18,21 (141-154); T. Seidl, Tränenschlauch und Lebensbuch. Syntax und Semantik von Psalm 56,9 (155-172); E. Zenger, Die Komposition der Wallfahrtspsalmen Ps 120-134. Zum Programm der Psalterexegese (173- 190). Ein Werkverzeichnis und Register beschließen den Band.