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Ausgabe:

Mai/2005

Spalte:

544 f

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Garhammer, Erich, u. Wolfgang Weiß [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Brückenschläge. Akademische Theologie und Theologie der Akademien.

Verlag:

Würzburg: Echter 2002. 391 S. gr.8. Geb. Euro 28,00. ISBN 3-429-02480-3.

Rezensent:

Wolfgang Vögele

Der Band ist dem katholischen Würzburger Dogmatiker Fritz Hofmann (1902-1977) zum 100. Geburtstag gewidmet. Hofmann hatte einen Lehrstuhl an der theologischen Fakultät inne, wirkte aber auch an der Würzburger Domschule, einer katholischen Akademie für Erwachsenenbildung. Der Band stellt in drei Teilen biographische und theologische Beiträge zur Person des Jubilars (17-65), danach Arbeiten aus den theologischen Fachdisziplinen, geschrieben von Mitgliedern der Würzburger Fakultät (69-286), schließlich Essays und Aufsätze zur Akademiearbeit (289-388) vor.

In diesem letzten Teil präsentieren Direktoren und Studienleiter katholischer und evangelischer Akademien ihre Reflexionen. Vertreten sind die katholischen Akademien von Bayern, Münster, Würzburg, Schwerte und Berlin sowie die Evangelische Akademie Thüringen (366-379, Frank Hiddemann).

Akademien im kirchlichen Raum sind in mehrfacher Hinsicht dritte Orte: Sie vermitteln zwischen Kirche und universitärer Theologie, zwischen Kirche und Gesellschaft bzw. einzelnen gesellschaftlichen Gruppen; sie fördern den ökumenischen und den interreligiösen Dialog. Der Band macht zum einen den spezifisch katholischen Beitrag zur Akademiearbeit deutlich. Der Aufsatz von Florian Schuller erhellt, wie sehr die Arbeit der Akademien mit dem 2. Vatikanischen Konzil verknüpft war und ist (289 ff.). Zum anderen wird die Ortsgebundenheit von Akademiearbeit sichtbar: Der Münchener und der bayerische Katholizismus spiegeln einen anderen Typus von Akademie-Arbeit wider als derjenige von Berlin. Dort ist die katholische Kirche eine Minderheit, die auf ein weitgehend säkulares Umfeld trifft. Dies arbeitet die Direktorin der Berliner Akademie Susanna Schmidt heraus (357 ff.). Thomas Sternbergs Beitrag macht deutlich, wie sich eine Akademie, ausgehend von katholisch bestimmten Grundkoordinaten, in den über 50 Jahren ihres Bestehens verändert hat (305 ff.).

Die klassischen Arbeitsformen der Akademie sind Tagung, Kongress, Konsultation. Frank Hiddemanns Beitrag zeigt sehr anschaulich, wie sich eine evangelische Akademie langsam von diesen Arbeitsformen verabschiedet und sich statt dessen auf "Projekte" konzentriert. Die Thüringer Akademie geht mit ihren Veranstaltungen unmittelbar an aktuelle und historische Orte des Geschehens (366 ff.).

Damit wird der lesenswerte Band in seinem letzten Teil zu einer ebenso durchdachten wie reflexiven ökumenischen Bestandsaufnahme der Arbeit katholischer wie evangelischer Akademien. Als solcher kann er in einer Zeit der finanziellen und ekklesiologischen Infragestellung vieler kirchlicher Arbeitsfelder wertvolle Dienste leisten.