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Ausgabe:

Mai/2005

Spalte:

508 f

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Cifrak, Mario

Titel/Untertitel:

Die Beziehung zwischen Jesus und Gott nach den Petrusreden der Apostelgeschichte. Ein exegetischer Beitrag zur Christologie der Apostelgeschichte.

Verlag:

Würzburg: Echter 2003. 381 S. gr.8 = Forschung zur Bibel, 101. Kart. Euro 24,50. ISBN 3-429-02540-0.

Rezensent:

Stefan Krauter

Bei dem zu besprechenden Buch handelt es sich um die überarbeitete Fassung einer im Jahre 2001 von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Freiburg i. Br. angenommenen, von Lorenz Oberlinner betreuten Dissertation.

Auf eine sehr knappe Einleitung (6 Seiten) über die (Petrus-) Reden und die Christologie der Apostelgeschichte folgt die ausführliche Exegese aller Petrusreden der Apostelgeschichte in folgender Untergliederung: I. Teil, Jerusalemer Petrusrede vor Pfingsten, Apg 1,16-22 (Kap. I); II. Teil, Jerusalemer Missionsreden des Petrus: Apg 2,14-39, Pfingstpredigt (Kap. II), Apg 3,12-26, Rede nach der Heilung des Gelähmten am Tempeltor (Kap. III), Apg 4,8-12, Rede vor dem Hohen Rat (Kap. IV), Apg 5,29-32, zweite Rede vor dem Hohen Rat (Kap. V); III.Teil, Missionsrede des Petrus in Cäsarea nach Bekehrung des Cornelius, Apg 10,34-43 (Kap. VI), IV. Teil, Jerusalemer Petrusreden, Apg 11,5-17, Verteidigungsrede des Petrus, als es zur Auseinandersetzung über die Bekehrung des Cornelius kommt (Kap. VII), Apg 15,7-11, Rede auf dem Apostelkonzil (Kap. VIII). Eingestreut sind 20 Exkurse zu verschiedensten Themen- von Maria, der Mutter Jesu, bis zu Paulus als römischem Bürger.

Die einzelnen Kapitel folgen einem einheitlichen Aufbauschema: Überblick über exegetische Probleme der zu besprechenden Rede, Kontextanalyse, Analyse der Semantik, dann unter der Überschrift "Die Beziehung zwischen Jesus und Gott" Exegese einzelner Abschnitte der Rede mit Textkritik, Untersuchung von Vokabular und Syntax, Untersuchung wichtiger Motive und Begriffe, Ertrag. Die herausgearbeitete Beziehung zwischen Jesus und Gott wird auch jeweils in einem Schaubild dargestellt.

Im Anschluss an die Einzelexegesen werden die Ergebnisse nochmals zusammengefasst (317-324): Obwohl letztlich Gott hinter dem Heilsplan stehe, könne man für die Apostelgeschichte nicht von einer theozentrischen Christologie bzw. Soteriologie sprechen, sondern vielmehr von einer christozentrischen Theologie bzw. Soteriologie, weil Jesus den Plan des Vaters kenne und ausführe.

Eine zentrale Stellung in der christologischen Konzeption der Apostelgeschichte nehme die Himmelfahrt ein, weil sie die Aussicht auf die Parusie eröffne. Es wird auch die Beziehung der Christologie der Apostelgeschichte zu verschiedenen alttestamentlichen Textkomplexen (Exodus, Josua, Lev 16 f., Jes 40) angesprochen, und sie wird kurz mit anderen christologischen Konzepten des Neuen Testaments (1Kor 15,3-5; Himmelfahrt in 1Tim und 1Petr) verglichen.

Die Einzelexegese ist sehr sorgfältig durchgeführt, doch bleibt manchmal unklar, wo der exegetische Ertrag einiger Untersuchungsschritte liegt (z. B. bei mehr oder weniger kommentarlos gebotenen seitenlangen Vokabelstatistiken). Was dem Buch etwas fehlt, sind die großen Linien: Die Stellung der Christologie der Apostelgeschichte (bzw. der lukanischen Christologie insgesamt) innerhalb des Neuen Testaments und die Stellung der Ergebnisse des Buches in der aktuellen Forschung zu Apostelgeschichte und Lukasevangelium bleiben doch recht vage. Das liegt auch daran, dass kaum die kritische Diskussion mit der früheren und der aktuellen Forschung gesucht wird.

Die Bibliographie ist nicht sehr umfangreich, was allerdings angesichts der Flut von Literatur zu Lk/Apg auch ganz wohltuend sein kann. Dafür ist sie erfreulich vielsprachig (deutsch, englisch, französisch, italienisch, spanisch). Ein ausführliches, sorgfältig gearbeitetes Bibelstellenregister schließt das Buch ab.

Das Buch ist sehr präzise gearbeitet, es finden sich nur wenige kleinere Versehen oder Fehler. Nicht zu loben ist allerdings der Verlag für das Layout: Dinge wie Überschriften unten auf der Seite und Seiten, die gegen die Konvention von vorne einschließlich Vorwort und Inhaltsverzeichnis durchgezählt sind, machen das Lesen unnötig schwer.