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Ausgabe:

April/2005

Spalte:

411 f

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Hauschild, Wolf-Dieter, u. Volker Henning Drecoll

Titel/Untertitel:

Pneumatologie in der Alten Kirche.

Verlag:

Bern-Berlin-Bruxelles-Frankfurt a. M.-New York-Oxford-Wien: Lang 2004. LX, 372 S. gr.8 = Traditio Christiana, 12. Geb. Euro 79,30. ISBN 3-906768-73-2.

Rezensent:

Reinhart Staats

Die beiden Bearbeiter dieses Bandes der bewährten patristischen Themenserie "Traditio Christiana" (auch französisch erscheinend), W.-D. Hauschild (Münster) und sein Assistent V. H. Drecoll (jetzt Professor in Tübingen), sind ausgewiesene Fachleute auf dem Gebiet der altkirchlichen Geistlehre. So konnte hiermit ein dreiteiliges Kompendium zur bibeltheologisch-hermeneutischen Funktion der patristischen Pneumatologie (I) sowie zu ihrer anthropologischen (II) und zu ihrer trinitätstheologischen Funktion (III) mit insgesamt 217 Testimonien gut gelingen. Die Dokumente reichen von den Apostolischen Vätern über Origenes, der das Thema erstmals systematisch erfasste, bis zu den kappadozischen Klassikern des 4. Jh.s im Osten und im Westen bis zu Ambrosius und den ältesten Filioque-Texten bei Augustin. Der Abdruck richtet sich nach den anerkannten Editionen, bietet sogar Texte in koptischer und in syrischer Sprache (Oden Salomos, Aphraates) und will mit gelegentlichen textkritischen Varianten für philologische Solidität einstehen. Jedem Text ist eine deutsche Übersetzung gegenübergestellt.

Erfreulich ist, dass auch die für die Spiritualität der Ostkirche (Palamismus) wie übrigens auch für den deutschen Pietismus wichtige Geistlehre des Ps. Makarios (= Makarios-Symeon) präsentiert wird. Der Spezialist wird natürlich hier und da nach mehr Kontext und Kommentar verlangen. Z. B. wird unter Nr. 144 "Der christliche Unterricht" (eine treffliche Übersetzung von "De instituto christiano") die Autorschaft des Gregor von Nyssa kommentarlos in Frage gestellt und die textkritische Göttinger Edition wird nicht benutzt. In Nr. 211 wird der wissende Leser im Zitat des Synodalschreibens über die Ergebnisse des Konzils von Konstantinopel 381 n. Chr. die auch antiapollinaristische Spitze dieses Konzils und dann ebenfalls die vermutlich älteste Bezeugung seines Credos (unser "Nizänum") mit der bekannten pneumatologischen Formel (vgl. Nr. 212) schon auf der Synode von Antiochien 379 vermissen. Als Einführung in die Pneumatologie der Alten Kirche empfiehlt sich dennoch dieses Werk unbedingt.

Eine Frage, die sich schon an die Einleitung stellt, in der mit dem Pfingstereignis nach Lukas und nicht mit dem Taufmandat nach Mt 28,19 eingesetzt wird, betrifft die Bedeutung der Liturgiegeschichte für die Dogmengeschichte: Müsste in einer Sammlung zur Systematik der altkirchlichen Pneumatologie der Bezug zum Taufsakrament nicht deutlicher hervortreten? Nicht nur bei Basilius und den beiden Gregoren ist die taufliturgische Voraussetzung der Trinitätstheologie evident. Hier aber ist der erste Zeuge der ganzen Kollektion die Didache (11,7-12 über falsche Propheten), wobei die triadische Taufformel zweimal ebendort (Did 7) unbeachtet bleibt. Beiläufig taucht sie dann erstmals auf bei Irenäus (Nr. 100). Der trinitätstheologische Teil (III) beginnt mit der Taufe Jesu nach dem Hebräerevangelium, wo Pneumatologie und Christologie ineinander liegen (Nr. 157).