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Ausgabe:

März/2005

Spalte:

339

Kategorie:

Kirchenrecht

Autor/Hrsg.:

Neijenhuis, Jörg [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Evangelisches Gottesdienstbuch und Kirchenrecht.

Verlag:

Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2002. 188 S. 8 = Beiträge zu Liturgie und Spiritualität, 7. Kart. Euro 12,80. ISBN 3-374-01956-0.

Rezensent:

Christian Grethlein

Der Band gliedert sich in zwei Teile: Der erste Teil umfasst die Beiträge des 4. Liturgiewissenschaftlichen Fachgesprächs des Liturgiewissenschaftlichen Instituts Leipzig (28.2.-1.3.2000); im zweiten Teil hat Jörg Neijenhuis, der damalige Geschäftsführer des Leipziger Instituts, die jeweiligen Rechtstexte der einzelnen Kirchenbünde und Kirchen zur Einführung des Evangelischen Gottesdienstbuches zusammengestellt.

Der den 1. Teil eröffnende Beitrag von Hans Krech, Das Evangelische Gottesdienstbuch in den Ordnungen der Kirche (11-19), kann als eine gedrängte Darstellung, die gleichwohl auf wichtige Probleme und Schwachstellen des Entscheidungsprozesses im Bereich der VELKD hinweist, gelesen werden. Im Weiteren tritt jedoch die vom Buchtitel offerierte kirchenrechtliche Ausrichtung erst einmal fast vollständig zurück. Das Thema der Leipziger Tagung "Kreativität ohne Normen? Gottesdienste gestalten mit den Evangelischen Gottesdienstbuch" wäre hier genauer. Michael Meyer-Blanck arbeitet - z. T. mit erfrischender Polemik gewürzt - mittels vorwiegend semiotische Analyse "Bleibende Spannungen im Grundverständnis des Evangelischen Gottesdienstbuches" - so der Untertitel seiner Ausführungen - heraus (21-35). Hier wird das Evangelische Gottesdienstbuch als "Kompositions-Arbeitshilfe" verstanden (30). Völlig gegensätzlich, ohne jeden Bezug zur kommunikativen Realität versucht aus dogmatischer Perspektive Bernd Wannenwetsch durch Kritik am Gestaltungsbegriff die "Ökonomie" Gottes als zentrales Fundament eines lutherischen Gottesdienstverständnisses zu erweisen (37-55). Es kommt dabei geradezu zu einer Generalabrechnung mit einer in der Tradition Schleiermachers stehenden Liturgik. In ruhigere Gewässer führen dann wieder die historisch argumentierenden Überlegungen von Wolfgang Ratzmann, Die Wandlungen von Liturgie zwischen Kreativität und Normativität (57-71), und die vorwiegend auf die Geschichte und gegenwärtige Praxis der Gottesdienst-Visitationen in Anhalt bezogenen Ausführungen von Helge Klassohn (73-92). Erst der letzte Beitrag des 1. Teils von Gustav Reingrabner kehrt in den kirchenrechtlichen Teil zurück: Das Ius liturgicum und die Frage der Verbindlichkeit von Agenden, wobei hier der Bezug zum Evangelischen Gottesdienstbuch hinter grundsätzlicheren Reflexionen zurücktritt. - So liegt ein Buch vor, dessen 2. dokumentarischer Teil die Aufmerksamkeit von Kirchenjuristen verdient, in dessen ersten Teil sich dagegen recht disparate liturgiewissenschaftliche Ausführungen finden.