Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Februar/2005

Spalte:

211 f

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Kollmann, Roland

Titel/Untertitel:

Wegmarken in der religionspädagogischen Landschaft. 2 Teilbde.

Verlag:

Essen: Die Blaue Eule 2002. X, 366 S. u. VIII S. u. S. 367-725 m. insg. 24 Abb. 8. Kart. Euro 49,00. ISBN 3-89206-013-4.

Rezensent:

Gottfried Adam

Roland Kollmann, bis zum Jahre 2000 Professor für Katholische Theologie und ihre Didaktik mit Schwerpunkt Religionspädagogik an der Universität Dortmund, legt mit diesen beiden Bänden seine kleineren Arbeiten vor.

Wie er im Vorwort schreibt, entstanden die meisten Beiträge zwischen den umfänglichen universitären Lehr-, Verwaltungs- und Prüfungsverpflichtungen. Dabei waren die Verpflichtungen im Rahmen von Berufungen und Gutachtertätigkeiten, bei der Mitarbeit in Lehrplankommissionen sowie in der Verbandsarbeit gewiss oft "Verhinderer" des Veröffentlichens. Sie waren aber zugleich auch Anlass, sich mit konkreten Fragen und Problemen auseinander zu setzen und das Ergebnis dann auch niederzuschreiben. Solche Anlassbezogenheit von Veröffentlichungen sorgt für die notwendige Erdung der religionspädagogischen Reflexion. Vorträge auf Kongressen, in der theologischen Erwachsenenbildung sowie Gastvorlesungen bilden in besonderem Maße die Grundlage für eine Reihe der vorgelegten Veröffentlichungen.

In den beiden Bänden sind insgesamt 78 Texte von ganz unterschiedlicher Länge enthalten. Dabei werden 20 Prozent der Beiträge hier erstmals veröffentlicht. Als Motive für die Veröffentlichung nennt K. zum einen die Absicht, einen Überblick über die eigenen Arbeiten und die religionspädagogischen Fragestellungen, die ihn beschäftigt haben, geben zu wollen. Zum anderen ist es die Intention, jüngeren Religionspädagoginnen und Religionspädagogen zu ermöglichen, an den religionspädagogischen Themen der zweiten Hälfte des 20. Jh.s zu partizipieren (IX). Dabei ist es für K. selbstverständlich, dass die nachwachsende Generation das Recht auf einen eigenen Standpunkt hat und dass sie sich gegenüber der vorherigen Generation durch Anknüpfung im Sinne der Weiterführung und des Widerspruchs profilieren muss.

K. gehört zu jener Gruppe von Religionspädagoginnen und Religionspädagogen, die Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre bewusst das Gespräch mit der Erziehungswissenschaft aufgenommen und eine Religionspädagogik ausgearbeitet haben, deren Profil als wissenschaftliche Disziplin durch die kritische Kooperation von Theologie und Erziehungswissenschaft gekennzeichnet ist. Dem entspricht auf der biographischen Ebene, dass K. in Ergänzung zur Theologie ein volles Lehramtsstudium absolviert und daneben auch noch Philosophie und Psychologie studiert hat. Bevor er mit seiner wissenschaftlichen Karriere begann, war er zunächst fünf Jahre lang Lehrer in der Schule.

In den beiden Bänden sind ganz unterschiedliche Beiträge enthalten, was die literarischen Genera betrifft. Neben religionspädagogischen Abhandlungen und neben Artikeln zu theologischen Grundfragen sowie Lexikonartikeln finden sich Rezensionen, bildungspolitische Stellungnahmen und Texte autobiographischen Charakters. In all dem ist die vorliegende Veröffentlichung in der Tat Dokumentation der religionspädagogischen Entwicklungen in der zweiten Hälfte des 20. Jh.s. Dabei fallen deutliche Schwerpunkte auf. Da ist einmal die Gottesfrage. Im Laufe der Jahre wird sie immer wieder thematisiert - und zwar in ihrer systematischen, empirischen, religionspädagogischen und seelsorgerlichen Dimension. Eng damit verbunden sind Bearbeitungen der Theodizeefrage und der Frage nach dem Leid und seiner Bewältigung. - Fragen des Zugangs zu biblischen Texten mit Hilfe von Bibliodrama sind in den letzten Jahren in besonderem Maße Gegenstand von Veröffentlichungen gewesen.

Ein weiterer Bereich, dem K.s Aufmerksamkeit gilt, ist die Frage der Behinderung. Die Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen, die Ausarbeitung einer entsprechenden Religionsdidaktik und die Frage nach dem Verhältnis von Kirche und Behinderung werden ausführlich behandelt. Im Bereich der katholischen Religionspädagogik ist K. bis zum heutigen Tage jener Wissenschaftler, der sich in dieser Frage am stärksten engagiert hat. Er war auch über ein Jahrzehnt, von 1986 bis 1998, einer der entscheidenden Mitarbeiter und Motoren bei den "Würzburger Religionspädagogischen Symposien", auf denen das Gespräch zwischen Religions- und Sonderpädagogik in ökumenischer Zusammenarbeit geführt wurde. K. hat immer wieder seine eigene Kirche gefragt, wie sie in ihrem Wirken den Menschen mit Behinderungen Rechnung tragen will.

Ein ungewöhnliches Thema greift die Abschiedsvorlesung an der Universität Dortmund auf: "Spaß am Reli. Darüber lacht man nicht ...". Dieser Vortrag wendet sich dem Zusammenhang von Humor und Religion zu. Er vermittelt manch interessante Einsicht und lädt zum Lächeln und Lachen ein über Kirche, Bischöfe und Theologieprofessoren. Auch Fragen der Methodik des Religionsunterrichts sind immer wieder eingehend von K. behandelt worden.

Diese wenigen Hinweise mögen genügen, um die inhaltliche Fülle und Breite der Beiträge zu charakterisieren. Aus Raumgründen kann nicht auf die Artikel im Einzelnen genauer eingegangen werden. K. hat durch die Zusammenstellung seiner kleineren Studien noch einmal nachdrücklich belegt, dass er - wiewohl er systematisch und bibelwissenschaftlich versiert ist - weder Systematiker noch Exeget im Gewande des Religionspädagogen ist, sondern genuin Religionspädagoge, der seine Religionspädagogik nicht nur in erziehungswissenschaftlicher, sondern auch in theologischer Verantwortung entfaltet hat. Dabei ist diese Religionspädagogik zugleich durch einen kommunikativen Grundzug gekennzeichnet. Die vorliegende Veröffentlichung ist mit ihren Beiträgen in der Tat eine Dokumentation der religionspädagogischen Entwicklungen in der zweiten Hälfte des 20. Jh.s. Insofern tragen die beiden Bände zu Recht den Namen "Wegmarken in der religionspädagogischen Landschaft".