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Ausgabe:

Januar/2005

Spalte:

77 f

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Stock, Alex

Titel/Untertitel:

Bilderfragen. Theologische Gesichtspunkte.

Verlag:

Paderborn-München-Wien-Zürich: Schöningh 2004. 242 S. m. Abb. gr.8 = ikon - Bild und Theologie. Kart. Euro 24,90. ISBN 3-506-70250-5.

Rezensent:

Wolfgang Erich Müller

Mit seinem neuen Buch verfolgt Stock das Ziel, das Arbeitsfeld der Bildtheologie zu erkunden, um ihr als Disziplin zu einem eigenen Stand zu verhelfen. Grundsätzlich stellt er heraus, dass eine (katholische) Theologie als kritische Reflexion der Ausübung christlicher Religion den vielfältigen Bildgebrauch wahrzunehmen und zu reflektieren hat und sich dabei nicht an der ästhetischen Klassifikation der Bilder durch die Kunstwissenschaft zu orientieren hat. S. nennt mit Kult - Lehre - Meditation - Schmuck - Rhetorik wichtige Felder des zu reflektierenden Bildgebrauchs seitens einer Bildtheologie. "Bilder, die in der Praxis verschiedene Rollen wahrnehmen, werden nicht, der Theorie zu Liebe, auf einen gemeinsamen Nenner gebracht und ihrer Gebrauchsspuren entkleidet" (20 f.), sondern in ihrer Vielfalt berücksichtigt.

Als weiteren nicht minder wichtigen Bereich der Bildtheologie weist S. auf die Aufgabe hin, "Kunst als Quelle der Theologie" (14) zu reflektieren. Dabei geht es um Bilder, die ikonographisch nicht auf die christliche Überlieferung verweisen. Denn gerade sie vermitteln der Theologie viele Aufschlüsse über die Wirklichkeit, wenn sie bereit ist, sich darauf einzulassen - und "den langen Weg der Bildhermeneutik nicht scheut oder überspringt" (16).

Dazu muss eine eigenständige Bildtheologie ihre Hermeneutik aus "der lebensmäßigen Zugehörigkeit zur Religiosität" (29) der jeweiligen Bildwelten entwickeln. Dieses Verfahren sieht S. mit der kunstwissenschaftlichen Methodik der Ikonik von Max Imdahl korrespondieren, da beide Male das, "was aus der Vergangenheit in die Gegenwart hineinragt" (30), vergegenwärtigt wird. Systematisch-theologisch kann bei der Reflexion moderner Kunst, die ohne Sujets klassischer biblischer oder hagiographischer Ikonographie auskommt, etwa über die Kosmologie, Anthropologie oder Erkenntnistheorie die hier angestrebte Anschlussfähigkeit zwischen Kunst und Theologie herausgearbeitet werden.

Dieser hier nur skizzierbare Ansatz wird in einzelnen Schritten entwickelt und im letzten Kapitel anhand einer Betrachtung verschiedener Bilder des Heiligen Hieronymus konkretisiert (197-232). Da die Kunstwissenschaft und die Theologie beide interpretationserfahren sind, sieht S. die Möglichkeit, in den Bildern, neben der Bibel, wichtige Erkenntnisquellen der Theologie zu sehen, wobei die Theologen den "Lebenszusammenhang zu den überlieferten Werken der eigenen Religion" (231) eintragen, auch wenn er sich gegenwärtig gelockert hat.

Damit hat die in der Systematischen Theologie angesiedelte Bildtheologie das wichtige Anliegen, am Beispiel der Kunst die Aussagen und Anfragen der Welt für die Theologie zu hören und nicht gleich Antworten aus der Dogmatik abzuleiten. Nachdem also in diesem anregenden Buch das Arbeitsfeld der Bildtheologie abgeklärt ist, warten wir auf deren systematische Ausführung.