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Ausgabe:

Juni/1998

Spalte:

634

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Wolff, Ansgar

Titel/Untertitel:

Der Zeuge als Überlieferungsträger personaler Offenbarung. Zur Korrelation von Offenbarungsgehalt und Vermittlungsgestalt im Kontext der entfalteten Moderne.

Verlag:

Frankfurt/M.-Berlin-Bern-New York-Paris-Wien: Lang 1996. 291 S. 8 = Europäische Hochschulschriften. Reihe XXIII: Theologie, 590. Kart. DM 84,-. ISBN 3-631-30467-6.

Rezensent:

Wolfgang Beinert

Die Bochumer Dissertation (Betreuer: H.-J. Pottmeyer) befaßt sich mit einem genuin fundamentaltheologischen Fragenkomplex: Thema ist die Offenbarungsvermittlung im Kontext der Moderne. Der Impuls für die Arbeit geht vom Zweiten Vatikanischen Konzil aus, welches dem hergebrachten neuscholastischen instruktionstheoretischen Offenbarungsmodell den Abschied gegeben hat, Gott erscheint nicht mehr als Autor von Sätzen, die dann am besten schriftlich weitergegeben werden, sondern er schenkt sich selber als der Offenbarer den Menschen. Mit diesem kommunikationstheoretischen Paradigma ergibt sich die Notwendigkeit, einen neuen Vermittlungsmodus zu suchen. Wolff erkennt ihn in der Figur des personalen Zeugen. Dazu führt ihn als ersten Schritt eine Analyse der Moderne auf den Spuren von K. Rahner, N. Greinacher, P. M. Zulehner und F. X. Kaufmann mit dem Ergebnis, daß gegenwärtig personale Glaubensvermittlung für einen personalen Glaubensvollzug dringend gefragt ist. Eine "Anthropologie" und anschließend eine "Theologie des Zeugnisses" liefert im zweiten und dritten Schritt die Subsidien zur Erarbeitung der Gestalt des Zeugen. Von Interesse ist in diesem Block vor allem die akribische Erhebung der Texte des jüngsten Konzils. Im Kontext der jüngsten Ereignisse ist die Erinnerung wichtig, daß nach dessen Dokumenten alle Getauften, gerade und vornehmlich auch die Laien, zum Zeugnis für Christus aufgerufen sind.

Das eigentliche Fundament liegt freilich in der Besinnung auf das Wirken des Heiligen Geistes, die folgerichtig auch den Abschluß der Untersuchung in einer "Pneumatologie des Zeugnisses" als vierten und letzten Schritt bildet. Zeugnis erscheint dann als wesentlicher Vollzug einer kommunional sich vollziehenden Vermittlung des Gotteswortes und Gotteswollens, als "Leben der neuen Beziehung mit Gott und untereinander. Der Zeuge wird zum Subjekt des Vermittlungsgeschehens, in dem der Offenbarungsgehalt transparent wird" (204). - Der Wert und die Bedeutung des Buches von Wolff ist zum einen in der Beibringung reichen Materials zu wichtigen Themen nicht allein der Fundamentaltheologie, sondern auch der Dogmatik, zum anderen in der Bewußtmachung wesentlicher Elemente für die Überwindung der derzeitigen Tradierungskrise zu sehen: Offenbarung kann nur personal weitergegeben werden - das freilich stellt nun sofort ungeheuere Anforderungen an jenes "Personal" der Kirche, das sich dieser Aufgabe stellen muß. Aber damit wird der Rahmen des Buches und auch der Rezension überschritten. Letztere darf an ersterer noch die flüssige Sprache, die geschickte Darbietung, die vorzügliche Kenntnis der Sache loben, das Fehlen eines Registers mit leichtem Stirnrunzeln vermerken.