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Ausgabe:

November/2004

Spalte:

1189 f

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Koehler, Ludwig, and Walter Baumgartner

Titel/Untertitel:

The Hebrew and Aramaic Lexicon of the Old Testament. Subsequently Revised by W. Baumgartner and J. J. Stamm with Assistance from B. Hartmann, Z. Ben-H.ayyim, E. Y. Kutscher, and Ph. Reymond. Study Edition.

Verlag:

Transl. and ed. under the supervision of M. E. J. Richardson. Leiden-Boston-Köln: Brill 2001. Vol. I: Alef-Ajiu. CXII, 906 S. Vol. II: Pe-Taw. XIV, S. 907-2094. 8. Geb. Euro 146,00. ISBN 90-04-12445-4.

Rezensent:

Udo Rüterswörden

"The first semitic dialect you have to learn is german." Jonas Greenfield zitierte zuweilen diesen Spruch seines akademischen Lehrers aus der Mitte des letzten Jh.s; mittlerweile droht den letzten Inseln der Wissenschaft, auf denen noch Deutsch verstanden wird, der Untergang.

Insofern ist das Unternehmen des Verlagshauses Brill, das von Ludwig Köhler begonnene Wörterbuch ins Englische zu übersetzen, mit Nachdruck zu begrüßen. Köhlers Vorarbeiten begannen in der ersten Hälfte des 20. Jh.s; der Schweizer Alttestamentlerschaft verdankt die Exegese zwei abgeschlossene Auf- lagen eines hebräischen Wörterbuches - eine bewundernswerte Arbeitsleistung. Diese besteht nicht nur in der Durchsicht des Materials und dem Verfassen der Artikel, sondern auch in der herkuleischen Aufgabe, ein solches Werk mit hebräischem und griechischem Satz sowie semitischen Umschriften durch den Druck zu bringen.

Angesichts des großen damit verbundenen Aufwands könnte die Frage aufkommen, ob nicht auch hier und da vorab eine inhaltliche Revision sinnvoll gewesen wäre. Dieser Versuchung hat der Herausgeber der englischen Übersetzung, M. E. J. Richardson, widerstanden: "Everyone who has been involved in the project realised that in an ideal world we would have taken the opportunity to bring the text completely up-to-date, but we also realised that that option could well delay the appearance of even one volume until the next millenium." (IX) Nicht ohne leises Bedauern ist dem Herausgeber Recht zu geben; seine Eigenleistung besteht zum einen in der Übersetzung, zum anderen in dem Ersatz der Übersetzungen der in HAL benutzten deutschen Referenzwerke durch englische, so AHW - CAD, Bauer - Cowan, usw. Darüber hinaus ist das Layout mancher Artikel übersichtlicher gestaltet und vor allem sind die Abkürzungen entschlüsselt - eine gewisse Crux der deutschen Version.

"Es braucht nicht gesagt zu werden, dass ich mir der Fehler meines Wörterbuches wohl bewusst bin. Nicht sein Verfasser, sondern sein Kritiker zu sein, muss eine Lust sein. Vielleicht werden sich aber einige Kritiker dessen bewusst, dass sie erst dann den rechten Maßstab für ihre Kritik gefunden haben, wenn sie selber einmal den Versuch machen, auch nur ein einziges Dutzend der Seiten eines Wörterbuches bis zur Druckfertigkeit auszuarbeiten." Mit diesen Zeilen aus dem Vorwort der deutschen Version (XVII) hatte Köhler die Zahl der möglichen Rezensenten klug begrenzt; gleichwohl sei anhand einer Stichprobe, S. 536 f. der englischen, S. 509 f. der deutschen Fassung, der Charakter der Übersetzung dargetan.

Unter dem Eintrag lksch, wird in der englischen Fassung auf "Gezer 2" hingewiesen, die deutsche hatte "Gzr 2" - durch etwas übertriebene Sparsamkeit war diese Abkürzung recht kryptisch geraten. Die englische Ausgabe hat zumeist Abkürzungen, die so geschickt gewählt sind, dass sich der Benutzer in vielen Fällen auch ohne Nachschlagen zurechtfindet. Weiter geht es in der englischen Fassung mit: "Diringer 7" - der Kundige vermutet, dass es um Diringers Inschriftenedition geht, eine Vermutung, die das "Dir 7" der deutschen Fassung nicht sofort hervorruft. Allerdings ist diese zumindest in diesem Fall eindeutiger, da sie den Leser in dem Abkürzungsverzeichnis S. LXIII auf Diringers Edition führt; die englische Version nennt S. XXXV unter Diringer zwei Werke des Verfassers und bereitet dem Leser die Qual der Wahl, was denn nun gemeint ist.

Bei der Bedeutung hatte die deutsche Version an "Spätgras" gedacht, so auch die englische mit "aftergrowth, grass growing late in the season, late crop" - damit ist sie ihrer Vorlage treu geblieben. So recht überzeugend war der Vorschlag nicht; KAI II S. 181 f., H. W. Wolff in seinem Amos-Kommentar (sowie die Inschriftensammlung von J. Renz und W. Röllig, 1995 erschienen und daher zu spät, um noch berücksichtigt zu werden) optieren m. E. zu Recht für "Spätsaat". Trotz des neueren Erscheinungsdatums repräsentiert das Werk einen Forschungsstand, der teils schon Jahrzehnte alt ist.

Eine leserfreundliche Verbesserung des Layouts bedeuten die Absätze im Artikel lswn; die Gestaltung erleichtert die Orientierung. Ein kleines typographisches Manko stellen die Vokalisationszeichen dar, die in der verkleinerten englischen Studienausgabe recht dünn geraten sind; dies war in den ersten Lieferungen der deutschen Ausgabe besser gelöst.

Hinter der englischen Ausgabe steckt eine immense Arbeitsleistung. Ein solches Werk durch den Druck zu bringen, ist eine Herausforderung, auf die schon Köhler hingewiesen hat. Daneben hat sich der Herausgeber nach Kräften um eine formale Vereinheitlichung und eine leserfreundliche Gestaltung bemüht. Dieser schwierigen Aufgabe haben sich M. E. J. Richardson und seine Mitarbeiter gestellt, und es ist zu erwarten, dass das Opus magnum der hebräischen Lexikographie aus der Schweiz im anglophonen Bereich die ihm gebührende Verbreitung findet.