Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

November/2004

Spalte:

1182–1186

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Finkelstein, Israel, u. Neil Asher Silberman

Titel/Untertitel:

Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel.

Verlag:

Aus d. Engl. übers. v. M. Magall. München: Beck 2002 (2. Aufl. 2003). 381 S. m. 27 Abb. u. Ktn. 8. Geb. Euro 26,90. ISBN 3-406-49321-1.

Rezensent:

Dieter Vieweger

Das Buch greift zielsicher Probleme auf, die eine größere Öffentlichkeit am Alten Testament interessiert. Dabei ist es den Vf.n gelungen, ein gut lesbares Buch zu schreiben. "Revolutionär" - wie es der Klappentext verspricht (D. N. Freedmann) - ist es allerdings nicht. "Klar und provokant" schon eher. Der Klappentext lobt, dass die Vf. "einen großen Teil der bisherigen Weisheiten ... vieler ihrer Fachkollegen an[greifen]. ... Allen, die morgens gern kalt duschen, sei dieses Buch wärmstens empfohlen". In der Tat, möchte man die Texte des Alten Testaments biblizistisch lesen und behaupten, deren Historizität sei über allen Zweifel erhaben, dann wird man es schwer haben mit diesem Buch und seinen Argumenten. Spätestens aber bei einer Übersetzung des Buches in europäische Sprachen hätten sich die Vf. im Klaren sein müssen, dass sie hier vielfach auf ein aufgeklärtes Publikum treffen, das die im Buch angegriffenen biblizistisch-historisierenden Vorstellungen längst ad acta gelegt hat.

Zunächst ein paar grundlegende Monita: 1. Ein Problem des Buches ist die von den Verfassern verweigerte Methodendiskussion. Was kann die Archäologie im Bereich alttestamentlicher Fragestellungen tatsächlich historisch erkennen und bewerten - und was nicht? Der Untertitel "Die archäologische Wahrheit über die Bibel" lässt erwarten, dass es der Archäologie gelingen könne, die Fragen der Historizität des Alten Testaments zu klären. Aber das trifft in dieser Pauschalität nicht zu.

2. Wer "die archäologische Wahrheit über die Bibel" im Munde führt, sollte mit der langen Tradition der historisch-kritischen Exegese vertraut sein und auch deren methodische Möglichkeiten und Grenzen bestimmen können. Er sollte vor allem über das zwingend notwendige Zusammenspiel zwischen Theologie und Archäologie reflektieren. Hier bleiben die Vf. trotz der von ihnen zu Rate gezogenen theologischen Gesprächspartner Nadav Naaman und Baruch Halpern einiges schuldig. Nicht wenige Aussagen klingen wagemutig wie die hier zitierte: "... mit ihrer Hilfe konnten wir die komplizierten Probleme der Redaktion der Bibel und der biblischen Geschichtsschreibung lösen" (11).

3. Der (auch in der deutschen Übersetzung) durchgehaltene journalistisch-unterhaltsame Schreibstil wird von einer für ein wissenschaftliches Sachbuch erstaunlichen und oftmals ungerechtfertigten Selbstsicherheit begleitet: "... mehr als zweihundert Jahre gründliches Studium der Bibel und die immer umfangreichere archäologische Forschung ... lassen uns heute verstehen, wann, warum und wie die Bibel entstanden ist" (15). Ein entsprechendes Sachbuch zur Thematik hätte sicher weniger Käufer, dafür aber insgesamt mehr Verständnis für die alttestamentlichen und archäologischen Sachverhalte geweckt.

4. Manchmal verquicken sich im Buch auch alle drei bisher genannten Probleme. Hier sei beispielhaft das Verständnis der archäologischen Quellen aufgeführt: "In den folgenden Kapiteln rekonstruieren wir die Geschichte des alten Israel auf der Grundlage archäologischer Befunde - der einzigen Informationsquelle über die biblische Zeit, die nicht von vielen Generationen biblischer Schreiber umfassend korrigiert, rezensiert oder zensiert wurde. Anhand archäologischer Befunde und außerbiblischer Berichte wird verfolgt, wie die biblischen Berichte selbst Teil der Erzählung sind, nicht aber der unbestrittene historische Rahmen ..." (35). - So wenig wie letztere Aussage falsch ist, so sicher bedürfen aber auch alle archäologischen Quellen, die selbst immer mehrdeutig sind, ebenso wie die außerbiblischen Texte der Interpretation.

Die (von der Redaktion) vorgegebene Platzbeschränkung zwingt zur beispielhaften Vorstellung ausgewählter Kapitel der drei Hauptteile des Buches, die in etwa dem gleichen Aufbau folgen: Nach einer kurzen Einführung in die geschichtliche Thematik wird mehr oder weniger frei die biblische Geschichtsdarstellung nacherzählt (Erzväter, Auszug aus Ägypten, Eroberung Kanaans etc.). Daran schließen sich kritische Gedanken an, eingeleitet mit prägnanten Überschriften - oft als Fragen oder Einwände formuliert: "Wäre ein Massenauszug zur Zeit Ramses' II. überhaupt möglich gewesen?" (72) Die Klärungen des Sachverhalts verweisen dann in einem resümierenden Kapitel stets mehr oder weniger stereotyp ins 7. Jh.: "Zurück in die Zukunft: die Anhaltspunkte für das 7. Jahrhundert v. Chr." (78).

Der Prolog (12-14) beschreibt die Bedeutung der deuteronomistischen Kreise - die im Folgenden für weite Passagen des Alten Testaments recht pauschal verantwortlich gemacht werden - und kulminiert in Aussagen wie: "Während einiger weniger außerordentlicher Jahrzehnte geistiger Gärung und politischer Agitation gegen Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. fand sich eine zufällige Koalition von judäischen Hofbeamten, Schreibern, Priestern, Bauern und Propheten zusammen, um eine neue Bewegung zu schaffen" (12). - Das klingt sehr nach Beliebigkeit. Die Herausforderung der religiösen Situation in der zweiten Hälfte des 7. Jh.s war vom Ende der assyrischen Beeinflussung/Überfremdung und der drängenden Frage nach dem politischen und religiösen Selbstverständnis in Jerusalem geprägt. Diese Rückbesinnung ist übrigens nicht allein in Juda nachzuweisen. Die undifferenzierte Zuweisung der behandelten Bibeltexte an den Dtr und in die josianische Zeit überschätzt das, was der biblische Wortlaut hergibt. Dort handelt es sich eben nicht um einen einheitlichen Sprachbrei, auch nicht um ein "nationales Epos" aus dem 7. Jh., sondern um ein über viele Jahrhunderte entstandenes Werk mit bemerkenswert vielen Varianten. Genau das führte die historisch-kritische Beurteilung einst auf den Plan und wird hier nahezu post-kritisch negiert.

Der erste Teil "Die Bibel als historischer Bericht?" enthält folgende Punkte: 1. Die Suche nach den Erzvätern (39-60); 2. Hat sich der Auszug aus Ägypten wirklich zugetragen? (61-85); 3. Die Eroberung Kanaans (86-111).

Unter dem Tenor "die Archäologie hat eine dramatische Diskrepanz zwischen der Bibel und der Lage in Kanaan zum vorgeblichen Zeitpunkt der Einnahme zwischen 1230 und 1220 v. Chr. aufgedeckt" (89) werden nach einer Zusammenfassung von Jos 6 die hinlänglich bekannten Einwände gegen eine unkritische Historisierung vorgebracht. Dabei kommen auch Übertreibungen nicht zu kurz ("Kanaan in der Spätbronzezeit war ... kaum mehr als ein Schatten der wohlhabenden Gesellschaft, die ... zur mittleren Bronzezeit dort gelebt hat" (91), oder: "Im Fall Jericho existierte nicht einmal die Spur irgendeiner Besiedlung im 13. Jahrhundert" (96). Natürlich darf auch der forschungsgeschichtlich falsche Hinweis nicht fehlen, dass "erst in jüngster Zeit ... die Gelehrten sich einig" wurden, "auf die Geschichte mit der Einnahme zu verzichten". So läuft zwar alles auf die korrekte Einschätzung zu, die historische Umwälzung am Ende der Spätbronzezeit beruhe historisch auf unterschiedlichen Gründen (u. a. Hethiter, Seevölker, Bürgerkrieg, Zusammenbruch einer Gesellschaft ...) und nicht auf der gewaltsamen Eroberung Palästinas durch Israel, doch wird dann wieder diese gesamte "Sage" (107) viel zu pauschal ins Juda des 7. Jh.s datiert.

Des Weiteren gehören zum ersten Teil die Punkte: 4. Wer waren die Israeliten? (112-139) und 5. Erinnerung an ein Goldenes Zeitalter? (140-163).

"Bis vor kurzem stimmten viele Gelehrte darin überein, daß die vereinte Monarchie die erste biblische Zeit ist, die als wirklich historisch betrachtet werden kann" (140). Die Vf. unterstützen die Ansicht, es habe keine "wohlhabende vereinte Monarchie unter David und Salomo" gegeben (141). Nach der Auffindung der Dan-Stele scheint eine Zurückweisung der Historizität Davids (wie früher bei Thompson, Lemche und Davies) nicht mehr denkbar (146). Damit befinden sich die Vf. im main stream der gegenwärtigen Forschungslandschaft. Dann wird aber - gegen wohlbekannte archäologische Fakten - das Kind mit dem Bade ausgeschüttet: "Soweit auf der Grundlage der archäologischen Sondierungen zu erkennen ist, war Juda auch noch nach der vorgeblichen Zeit Davids und Salomos relativ frei von einer dauerhaften Bevölkerung, isoliert und randständig, ohne größere Zentren ..." (149). Hier sei ein Hinweis auf die Pionierarbeiten Ofers und Suleimanis im fraglichen Bereich geraten, die natürlich das vorhandene Nord-Süd-Gefälle in Palästina bestätigen, doch ein weitaus substantielleres Bild zeichnen.

Bis zu diesem Zeitpunkt haben die Vf. die Leser mit Themen konfrontiert, die schon über viele Jahrzehnte diskutiert werden. Nun folgen recht aktuelle Problemstellungen: Zunächst geht es um den Vorschlag, die chronologische Ansetzung der typischen so genannten philistäischen Keramikstile bis ins 10. Jh. herabzusetzen. Dann wäre diese Keramik nicht mehr der Indikator für die Zeit vor den angeblichen Eroberungen Davids (die archäologisch angeblich durch dessen Monumentalarchäologie sichtbar würden - s. dazu unten).

Der Finkelsteinsche Ansatz der "low chronology" beinhaltet die Neubewertung von ägyptischen und so genannten philistäischen Befunden aus dem späten 2. Jahrtausend. Ägyptische und philistäische Kultur existierten nicht isoliert neben, sondern chronologisch nacheinander (monochrome Keramik ab 1130, bichrome ab 1100). Damit wird der chronologische Rahmen um etwa 50 Jahre nach unten verschoben, was sich nach Finkelstein auch auf die Chronologie der eisenzeitlichen Strata auswirkt. Da weder die Laufzeiten der späten spätbronzezeitlichen noch die der frühen eisenzeitlichen Waren genau definierbar sind, sind aber solche Argumente zu Gunsten der "low chronology" nicht stichhaltig (mündl. Kommunikation mit Detlef Jericke).

Außerdem seien die Architekturstile Megiddos, Gezers und Hazors angesichts vorliegender 14-C-Proben nicht in die Zeit Davids und Salomos, sondern ins 9. Jh. zu datieren (s. Kap. 7). Diese Ideen sind nicht unbegründet, doch wird sogleich wieder eine wichtige Chance vertan: Weder wird die spezielle Problematik der 14-C-Datierungen erklärt noch werden inhaltlich verwertbare Aussagen gemacht: "Eine Reihe von Proben aus wichtigen Orten ... wurden getestet, und die Ergebnisse stützen offenbar die neue Chronologie." Aus Megiddo sollen 15 aussagekräftige 14-C-Proben stammen. Während die in ältere Zeit deutenden Proben - methodisch möglicherweise korrekt - als Wiederverwendung früherer Gebäude unberücksichtigt bleiben, kommen die "meisten Proben aus dem 10. Jh. - lange nach Davids Zeit" (sic! 159). Wäre hier nicht eine stratigraphische Einordnung der beprobten Holzfunde und eine Tabelle der kalibrierten Ergebnisse hilfreich gewesen? Auf welche Zeitspanne im 10. Jh. deuten die angegebenen 14-C-Daten? Hat ein Leser nicht das Recht auf konkrete Belege einer (noch dazu entscheidenden) Aussage!?

Der zweite Teil "Aufstieg und Niedergang des alten Israel" enthält: 6. Ein Staat, eine Nation, ein Volk? (ca. 930-720 v. Chr.) (167-187) und 7. Israels vergessenes erstes Königreich (884- 842 v. Chr.) (188-215).

Mit der Ausgrabung von Jesreel wird eine beeindruckende These zum ersten Mal einem weiten Leserkreis vorgestellt. "Da Jesreel nur für eine kurze Zeit im 9. Jahrhundert v. Chr. bewohnt war, lag hier der einmalige Fall vor, daß die unverkennbaren Stile der hier gefundenen Keramik als eindeutige Hinweise auf eine Datierung in die Omriden-Zeit an anderen Stätten verwendet werden konnten" (207). Gemeint sind insbesondere Megiddo, Hazor, Gezer und Samaria. "Damit werden die einzigen archäologischen Beweise zunichte gemacht, die es für eine vereinte Monarchie mit einem Zentrum in Jerusalem gegeben hat." David und Salomo werden so zu "kaum mehr als Stammesoberhäupter(n) mit einer ziemlich kleinen, lokalen Verwaltung ..." (ebd.). Undenkbar sind diese Schlussfolgerungen nicht, doch Beweise sind diese Argumente erst, wenn ausgeschlossen werden kann, dass sich die in Jesreel aufgefundene Keramik und ihre Baustile angesichts der üblichen Langläufigkeit solcher Stileigenschaften nicht auch früher in anderen Städten (wie Samaria, Hazor und Megiddo) hätten finden können. Die Funde in Jesreel belegen zunächst allein, dass die genannten Merkmale im 9. Jh. dort bekannt waren, sie schließen aber nicht aus, dass es früher schon zu Anwendungen dieses Stiles kam (der ja nicht völlig unbekannt war), zumal "... aus konzeptioneller und funktioneller Sicht ... die großartigen Omriden-Zitadellen denn auch den Hauptstädten der großen kanaanäischen Stadtstaaten der Spätbronzezeit ..." ähnelten (213).

Das traditionelle Datierungsschema Yadins schreibt die repräsentative Bautätigkeit in Hazor, Megiddo und Gezer (besonders die 6-Kammer-Tore dieser Städte) unter Berufung auf 1Kön 9,15 dem König Salomo zu. Dies wird im vorliegenden Buch nachhaltig bestritten. Die relative Zeitgleichheit der befestigten Podien in den nach alttestamentlichen Mitteilungen erst im 9. Jh. erbauten Städten Samaria und Jesreel zu Hazor (Stratum X/IX), Megiddo (Stratum VA/IVB) und Gezer (Stratum VIII) könnte letztgenannte Strata nun ebenfalls in die Zeit der Omriden datieren. Wightman (G. J., The Myth of Solomon, BASOR 277/78, 1990, 5-22) hatte dies bereits 1990 unter Berufung auf K. Kenyons Keramikanalysen aus Samaria behauptet. Dem entspricht, dass im judäischen Bereich südlich von Jerusalem eine urbane Kultur erst für das 9. Jh. feststellbar ist.

Die von Finkelstein angeführte Stratigraphie von Megiddo ist heute allerdings weitgehend nur als Interpretation von Grabungsbefunden aus der ersten Hälfte des 20. Jh.s zu erheben. Will man dieses Feld wirklich diskutieren, dann gehören mit großer Wahrscheinlichkeit (so D. Ussishkin gegen Y. Yadin) das 2-Kammer-Tor, die Gebäude 6000 und 1723 zu Stratum VA/IVB (nach D. Ussishkin die Zeit Salomos) und das 6-Kammer-Tor, die massive Stadtmauer und die Pfeilerhäuser zum nachfolgenden Stratum IVA. Dass dies das 9. Jh. sei, vertritt Finkelstein und verweist neben der ähnlichen Anlage des Podiums von Jesreel und der Akropolis von Samaria auf die Keramik der Kasemattenräume in Jesreel und Megiddo Stratum VA/IVB. Wenn die befestigte Anlage in Jesreel mit der dort aufgefundenen Keramik dem 9. Jh. angehört, so bedeutet das nicht zwangsläufig die Spätdatierung der zugegeben eng verwandten Anlagen in Hazor X, Gezer VIII und Megiddo VA/IVB und von deren Keramik: Zunächst laufen grundsätzlich einzelne keramische Warengattungen über sehr lange Zeiten, denn sie sind nicht allein dem Geschmack und den Normen ihrer Zeit, sondern vor allem auch den jeweiligen (herstellungs-) technischen Möglichkeiten der Töpfer mit all ihren lokalen Besonderheiten unterworfen. Eine derart scharfe chronologische Unterteilung wie im vorliegenden Fall bedarf mehr als der bisher vorgelegten Beweise im Keramikrepertoire. Die Keramik von Tel Rehov (Stratum C2) bewegt sich in eben diesem Kontext von Hazor X-VIII, Megiddo VA/IVB und Jesreel. Die Ausgräber geben zu verstehen, dass das Siedlungsstratum zwar erst nach der Mitte des 9. Jh.s zerstört, aber bereits im 10. Jh. erbaut worden sei, da z. B. in der Ober- und Unterstadt Red Slipped Burnished Ware aufgefunden wurde, die schon im 10. Jh. hergestellt wurde. Damit ist für Hazor X, Gezer VIII und Megiddo VA/IVB auch eine frühere Ansetzung möglich. Folgt man der "low chronology", so entsteht z. B. auch eine ungewöhnlich "dichte Stratigraphie" in Hazor, wo dann nicht weniger als drei Strata (X-VIII) in der ersten Hälfte des 9. Jh.s untergebracht werden müssen.

Die entscheidende Frage ist hier nicht die "Historisierung" der biblischen Darstellung von 2Sam 5 ff. mit einer bis 926 (1Kön 11 f.) reichenden glanzvollen vereinten Monarchie Juda-Israel. Nichts, was wir bisher in der Erde fanden, hat dies auch nur annähernd bewiesen. Die oben angedeutete Sachlage spricht für eine bescheidene Machtentfaltung Davids/ Salomos (z. B. die Gründung von Lachisch V als Fort; vgl. auch die Argumentation Dietrichs zur Schoschenkliste, zum Stelenfragment des Pharaos Schoschenk aus Megiddo und zur Dan-Inschrift). Finkelstein kennt ohnehin aus der Zeit des Feldzugs Schoschenks in der zweiten Hälfte des 10. Jh.s die Ansiedlung in Arad Stratum XII und hält dies kurioserweise für "the only stratum in Israel which can be securely associated with the Schoschenkq campaign". Die entscheidende Frage, ob die urbane Prägung im 9. Jh. völlig neu und unabhängig sowie vorbildlos hereinbricht und man erst dann von einem "voll entwickelten Königtum" sprechen kann, ist nicht zu bejahen. Im Rahmen der Entstehung nationaler Reiche im syrischen Norden und selbst im Ostjordanland legte Israel seine Wurzeln zumindest im Laufe des 10. Jh.s.

Zum zweiten Teil gehört noch: 8. Im Schatten des Reichs (ca. 842-720 v. Chr.) (216-246).

Der dritte Teil "Juda und die Entstehung der biblischen Geschichte" enthält: 9. Die Transformation des Königreichs Juda (ca. 930-705 v. Chr.) (249-271); 10. Zwischen Krieg und Überleben (705-639 v. Chr.) (272-295); 11. Eine große Reform (639-586 v. Chr.) (296-316) und 12. Exil und Rückkehr (586 bis ca. 440 v. Chr.) (315-335).

Der Epilog "Die Zukunft des biblischen Israel" (336-339) und ein Anhang mit Literaturhinweisen (343-371) und Registern (Orte, Personen, Völker; 373-381) beschließen das Buch. Insgesamt liegt eine interessante Lektüre vor, die auf fundamentalistisch geprägte Kreise des Juden- und Christentums zielt.