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Ausgabe:

November/2004

Spalte:

1165–1167

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Cancik, Hubert, Gladigow, Burkhard, u. Karl-Heinz Kohl [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe. Bd. V: Säkularisierung - Zwischenwesen. Register.

Verlag:

Stuttgart-Berlin-Köln: Kohlhammer 2001. 496 S. gr.8. Geb. Euro 97,50. ISBN 3-17-011304-6.

Rezensent:

Karl-Wolfgang Tröger

Der fünfte und letzte Band des fast 2500 Seiten umfassenden Handbuchs enthält 63 Artikel, ein kurzes Nachwort, das Gesamtinhaltsverzeichnis, ein alphabetisches Verzeichnis der Artikel mit den Autorinnen und Autoren und ein alphabetisches Verzeichnis der Autorinnen und Autoren mit ihren Artikeln, eine Liste der Corrigenda sowie ein zweispaltiges Register auf 34 Seiten. Das Gesamtwerk, das von 1988 bis 2001 erschien, ist damit bestens erschlossen. Nimmt man Konzeption und Planung des Handbuchs hinzu, dann repräsentiert das Werk religionswissenschaftliche Erkenntnisse der letzten 30 Jahre des 20. Jh.s. Der Versuch, "Religionswissenschaft als eine empirische Wissenschaft im Rahmen der Kulturwissenschaften zu begründen und an ausgewählten Beispielen zu verdeutlichen, welchen Gewinn Begriffsgeschichte, kritische Begriffsanalyse, Wissenschaftsgeschichte für die Arbeit an Religion und Religionen erbringen" (Nachwort, 441), hat sich gelohnt. Er hat kräftige Impulse ausgelöst und seine Wirkung auch auf jene Benutzer des Handbuchs nicht verfehlt, die von der Theologie und von einer anderen Religionskonzeption herkommen. Ziel dieses Handbuchs, so betonen die Herausgeber am Schluss des Gesamtwerkes, ist "die Klärung allgemeiner, fundierender Begriffe der Religionswissenschaft und ihrer Kohärenz mit den Kultur-, Human- und Sozialwissenschaften" (441). Das geht schließlich alle an, die sich mit dieser Materie befassen. Davon abgesehen ist das Handbuch eine Fundgrube an Grund- und Spezialwissen zu den einzelnen Stichwörtern mit Problemstellungen und einer Fülle von Fakten, Namen, Daten und Literaturhinweisen.

Wie in den ersten vier Bänden treten auch in Band V die "Dachartikel" besonders hervor und nehmen mehr als die Hälfte des Gesamtumfangs der Beiträge in Anspruch. Viele von ihnen bieten eine reichhaltige Bibliographie mit Spezialliteratur wie Schamanismus (Begriff, Theorien, sibirischer Sch.; K. Hesse), Sprache (und Religion; R. Wonneberger), Strukturalismus (Begriff, Geschichte, Mythenforschung als Modell; R. Schlesier), religionswissenschaftlicher Vergleich (K. Rudolph), Verwandtschaft (V. Welter) und Weltbild (Forschung, Funktion, Interpretationsmodelle, Probleme; E. Topitsch). Der mit 26 Seiten umfangreichste Artikel ist dem Thema Zwischenwesen gewidmet (Begriff, Theorien, Engel und Teufel im christlichen Weltbild; B. Lang).

In diese Rubrik der "Dachartikel" gehören auch so zentrale Begriffe wie Säkularisierung (Begriffs-, Sprach-, Ideengeschichte; W. Jaeschke), Sinn (Begriff, Sinnerfahrung und Sinngestaltungen; E. List), Symbol (Phänomenologie, Symbolkritik, neues Symboldenken; D. Mieth), Systemtheorie (besonders Parsons und Luhmann; R. Döbert), Tradition (H. Cancik), Wirtschaft (besonders wirtschaftsethnologische Theorien; B. Streck) und Zeit (T. Böhm). Zu Letzterem passt der Beitrag Wiederholung (besonders religiöser Handlungen; D. Baudy). Ausführlich befasst sich G. Baudy mit dem Phänomen Tod (20 Seiten, Theorie und konstitutive Elemente, idealtypische Wandlungen des Todesbildes im zivilisatorischen Prozess; viel Literatur). Ihm folgen Tötung (U. Enderwitz) und Totenkult (H.-P. Hasenfratz). Aus kritischer Sicht behandelt M. Massenzio den Komplex Vegetationskult (Theorien und ihre Vertreter).

Weitere Grundartikel sind Theologie (und Religionswissenschaft; K. Rudolph), Theokratie (Religion und Staat) und Urreligion (Theorien; speziell Urreligion im Selbstverständnis des Islam; beide Artikel von B. Lang), flankiert von Beiträgen über Sünde (religionswissenschaftliche Verortung, religionshistorische Konkretisierungen; A. Bendlin), Schuld (E. Drewermann) und Urschuldvorstellungen (H. Cancik-Lindemaier), Theogonie (viel Literatur; J. Ebach) und Trinität (in verschiedenen Kultursystemen; C. Elsas) sowie Synkretismus (Sprachgebrauch, terminologisches Modell; U. Berner) und Tradition (Begriff, Systematik; H. Cancik).

Neben weiteren größeren Beiträgen wie Spiel (und Kult/Divination; V. Harms), Tier (und Mensch, u. a. in Mythos und Ritual; M. Massenzio), Traum (psychologisch und religionsgeschichtlich; E. Drewermann) und Zeichen (theoretisch und in Religionen; S. Monhardt) stehen zahlreiche Kurzartikel - von Seele und sensus numinis bis Tabu, verkehrte Welt und Weltanschauung. Auch die religiösen Spezialisten (G. Kehrer) und die Zensur (J. Neumann) sind vertreten.

Wenn auch bei weitem nicht alle Beiträge genannt und die genannten nicht näher vorgestellt werden können, so lässt doch schon diese Übersicht die Vielfalt und den Reichtum des vorliegenden Bandes erahnen. Dafür und für das nunmehr komplette, wertvolle Nachschlagewerk als Ganzes gebührt den Herausgebern und dem Verlag ebenso wie allen Mitwirkenden Dank und Anerkennung!