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Ausgabe:

September/2004

Spalte:

959 f

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Titel/Untertitel:

Handbuch der Dogmengeschichte.

Verlag:

Hrsg. v. M. Schmaus , A. Grillmeier , L. Scheffczyk u. M. Seybold. III: Christologie, Soteriologie, Ekklesiologie, Mariologie, Gnadenlehre. Fasz. 1d: Christologie. Von der Reformation bis ins 19. Jahrhundert. Hrsg. v. F. Courth . Freiburg-Basel-Wien: Herder 2000. 67 S. gr.8. Kart. Euro 24,50. ISBN 3-451-00750-0.

Rezensent:

Ulrich Kühn

Das von Michael Schmaus und Alois Grillmeier (beide inzwischen verstorben) sowie von Leo Scheffczyk und Michael Seybold herausgegebene, in einzelnen Faszikeln erscheinende Handbuch der Dogmengeschichte hat auf Grund seiner detaillierten Informationen, insbesondere zur Theologie in der alten und der mittelalterlichen Kirche, einen unverzichtbaren Platz auch für die evangelische Theologie gewonnen. Es ist nach Sachthemen, die dann geschichtlich erarbeitet werden, in vier Bände mit jeweils mehreren thematischen Kapiteln gegliedert.

Der hier anzuzeigende, der Entwicklung der Christologie gewidmete Teilband III/1d ist von dem 1998 verstorbenen Dogmatiker und Dogmengeschichtler Franz Courth (Theologische Hochschule Vallendar) verfasst. Dieser Teilband sollte ursprünglich die Christologie bis zur Gegenwart behandeln. Der Nachlass des Vf.s enthielt jedoch nur die Darstellung der Christologie von der Reformation bis zum 19. Jh. Das Hauptgewicht dieser insgesamt relativ schmalen Darstellung liegt auf der Entwicklung der evangelischen Christologie (Kap I: Reformation: Luther, Calvin; Kap. III: Aufklärung und Deutscher Idealismus: Spinoza, Lessing, Kant, Schleiermacher, Hegel und ausblickhaft F. C. Baur und A. Ritschl), die die Darstellung der katholischen Christologie seit Trient (Kap. II: Katholische Reform) gewissermaßen umrahmt. Für Luther wird mit Recht seine Gründung in der altkirchlichen Tradition unterstrichen, wenn auch seine Kreuzestheologie darüber hinausgreift.

Ob man Luthers Kampf um die Zweinaturenchristologie, veranlasst durch die Abendmahlskontroverse mit den Schweizern, allerdings zutreffend unter der Überschrift "Christologische Detailfragen" zusammenfassen sollte, mag dahingestellt sein. Wichtig ist, dass der "Monophysitismuseinwand" gegen Luther als ungerechtfertigt angesehen wird (16). Dennoch wird richtig festgestellt, dass die konfessionelle Differenz in der Frage der Zuordnung von Gnade und Werk (im Zusammenhang der Rechtfertigung) sich bereits in der Christologie anbahnt (vgl. 18.33). Die pauschale Rede von einem "symbolischen Abendmahlsverständnis der Reformation" (32) verwundert allerdings, weil sie zumindest dem Tatbestand bei Luther nicht gerecht wird. Informativ für den evangelischen Leser ist besonders der 4 über die nachtridentinische Theologie (Franz Suarez, Ignatianischer Impuls, École Française, 34 ff.). Schade, dass im III. Kapitel der Pietismus keine Berücksichtigung findet. Im 19. Jh. wäre ein Blick auf S. Kierkegaard wichtig gewesen, wünschenswert ebenso ein Bezug auf katholische Theologen (z. B. J. A. Möhler und M. J. Scheeben). Wohltuend ist die durchweg unpolemische Art der Darstellung der Entwicklung im evangelischen Raum.

Auf die in den 80er Jahren erschienenen Faszikel, die dem Rez. vorliegen, sei in diesem Zusammenhang empfehlend hingewiesen: aus Bd. I: Fasz. 2c, Glaube und Gotteserkenntnis. Von der Reformation bis zur Gegenwart (H. Petri); aus Bd. II: Fasz. 1a, Trinität. In der Schrift und Patristik, sowie Fasz. 1b, dass. In der Scholastik (beide F. Courth); ebenfalls aus Bd. II: Fasz. 3a (1. Teil), Urstand, Fall und Erbsünde. Von der Schrift bis Augustinus (L. Scheffczyk); Fasz. 3c, dass. Von der Reformation bis zur Gegenwart (H. Köster).