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Ausgabe:

Juni/1998

Spalte:

592 f

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Aejmelaeus, Lars:

Titel/Untertitel:

Jeesuksen Ylösnousemus. I: Tausta ja paavalin Todistus. VII, 306 S. II: Synoptiset evankeliumit ja apostolien teot. VII, 335 S. III: Johanneksen Evankeliumi ja Systemaattinen Tarkastelu. VII, 351 S.

Verlag:

Helsinki: Suomen Eksegeettinen Seura 1996. 8 = Suomen Eksegeettisen Seuran Julkaisuja, 57, 59, 66. ISBN 951-9217-12-6, 951-9217-14-2, 951-9217-21-5.

Rezensent:

Heikki Räisänen

Lars Aejmelaeus (Helsinki), der Exegetenzunft bekannt u. a. durch eine bahnbrechende Arbeit über die lukanische Benutzung der Paulusbriefe1, hat eine finnische Trilogie über die "Auferstehung Jesu" vorgelegt.2 Er will erneut die historische Frage stellen: Wie ist der Glaube an die Auferstehung Jesu entstanden? Daneben will er die theologische Frage über die Bedeutung und den Wahrheitsgehalt jenes Glaubens beantworten.

Das Werk trägt ein uneinheitliches Gepräge. Einerseits handelt es sich um geduldige Kleinarbeit; andererseits läßt sich der Vf. auf harte polemische Debatten vor allem mit finnischen Kollegen (K.-G. Sandelin, R. Uro, M. Myllykoski) ein.

Das Beste sind die umfangreichen Analysen der einschlägigen Berichte. Der Vf. will die ältesten Schichten der Traditionen von den Erscheinungen und vom leeren Grab herausarbeiten und macht guten Gebrauch von der Literarkritik (alten Stils) sowie der Traditionsgeschichte. Natürlich sind alle Rekonstruktionen hypothetisch, aber die des Vfs. sind zumeist ziemlich plausibel. Auch wo man ihm nicht zu folgen vermag, sind seine Erwägungen immer hilfreich.

Die Analysen ergeben folgendes Gesamtbild: Einige Frauen haben von ferne zugeschaut, wie Jesus beigesetzt wurde. Später haben sie jedoch kein Grab mehr finden können, in dem Jesu Leichnam gewesen wäre. Das war ein verwirrendes Erlebnis, worüber sie zunächst schwiegen. In Furcht versetzt sind sie nach Galiläa zurückgekehrt. Dort waren inzwischen männliche Jünger durch Visionen zu der Überzeugung gelangt, Jesus sei auferweckt worden. Als die Frauen davon erfuhren, verstanden sie, warum sie den Leichnam nicht finden konnten.

Wegen der Erwartung, der erhöhte Jesus werde bald zurückkommen, sind führende Jünger nach Jerusalem zurückgekehrt, wo sie weitere Erscheinungen erlebt haben. Später hatte auch Paulus ein ähnliches Erlebnis. - Der Vf. setzt also die "Jüngerflucht" nach Galiläa voraus. Er begründet sie durch eine (uncharakteristisch spekulative) Rekonstruktion postulierter vormarkinischer Traditionen; aber auch allgemeinere Gründe sprechen durchaus für seine Sicht.

Alle Beteiligten, auch Paulus, haben ein leeres Grab vorausgesetzt, aber nichts Sicheres darüber gewußt. Es handelt sich dabei also um einen "Nebenkrater" im Auferstehungsglauben der Urkirche.

Letztlich kommt es nur auf die Erscheinungen an. Hier ist Paulus der einzige authentische Zeuge - und die durch ihn erhältlichen Informationen sind knapp. Klar ist nur, daß es sich um eine Vision einer "geistigen" bzw. "verherrlichten" Gestalt handelte. An dem durch Paulus gewonnenen Bild müssen sich alle anderen Berichte messen lassen. Die konkret-"realistischen" Traditionen in den Evangelien sind schon sehr stark legendarisch gefärbt. Verworrene Widerspiegelungen ursprünglicher Erlebnisse haben sich höchstens in Joh 20 (Maria beim Grab) und im Mahlbericht in Joh 21 erhalten könne.

In fühlbarer Spannung zu diesen eher mageren historischen Resultaten steht die Vehemenz, mit der der Vf. im systematischen Teil die historische Plausibilität und die theologische Unaufgebbarkeit des leiblich verstandenen Auferstehungsglaubens verficht. Er betont die "Einzigartigkeit" des Erlebnisses der Zeugen. Aber wie kann man für oder wider Einzigartigkeit argumentieren, wo die Zeugnisse so knapp sind? Die spärlichen Andeutungen bei Paulus geben keine Basis für einen sinnvollen Vergleich etwa mit anderen visionären Erlebnissen her. Die Einzigartigkeit entpuppt sich als ein theologisches Postulat.

Der Vf. hat eintausend Seiten über die Auferstehung Jesu geschrieben, ohne ein Wort über das reiche Material an Erscheinungen und Visionen aus späterer Zeit zu verlieren - ein Mangel, den er allerdings mit fast allen anderen teilt. Dale Allison bemerkt in einem Buch, das Aejmelaeus leider entgangen ist: "The most profitable parallels with which to approach the resurrection appearances are ... to be found ... in the extensive literature on apparitions. Whatever one makes of the fact, it cannot be disputed that visions of the recently deceased are rather commonplace. Even collective perceptions of the departed are well attested ... any satisfactory account of Easter should come to terms with the series studies of apparitions".3

Die deutsche Zusammenfassung des Werkes ist viel zu kurz (zwei Seiten!), um ein Bild von dem Reichtum an Ideen und Einsichten vermitteln zu können. Es ist zu hoffen, daß der Vf. sein Werk in einer gekürzten Fassung auch einer internationalen Leserschaft zugänglich machen wird.

Fussnoten:

1 Die Rezeption der Paulusbriefe in der Miletrede (Apg 20:18-35). AASF B 232, Helsinki 1987.

2 Bd. I "Der Hintergrund und das Zeugnis des Paulus". Bd. II: "Die synoptischen Evangelien und die Apostelgeschichte". Bd. III: "Das Johannesevangelium und die systematische Betrachtung".

3 Dale C. Allison, Jr.: The End of the Ages Has Come. An Early Interpretation of the Passion and Resurrection of Jesus. T. & T. Clark, Edinburgh 1987, 167 f.