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Ausgabe:

Mai/2004

Spalte:

573 f

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Mostert, Christiaan

Titel/Untertitel:

God and the Future. Wolfhart Pannenberg's Eschatological Doctrine of God.

Verlag:

London-New York: T & T Clark 2002. XVI, 262 S. 8. Kart. £ 14,99. ISBN 0-567-08850-2.

Rezensent:

Alf Christophersen

Nur wenige systematisch-theologische Entwürfe der Gegenwart haben eine derart breite internationale Rezeption gefunden wie das Werk Wolfhart Pannenbergs. Die Fülle gerade auch englischsprachiger Publikationen, die sich mit den unterschiedlichen Facetten seiner zahlreichen, zumeist in viele Sprachen übersetzten Arbeiten befassen, dokumentiert eindrücklich seinen herausgehobenen Rang.

Der in Melbourne lehrende Christiaan Mostert hat jetzt mit einem Schwerpunkt auf der Eschatologie- und der Trinitätsthematik den Versuch einer kompakten Einführung in die Theologie Pannenbergs vorgelegt. Seine Monographie ist in sechs Kapitel unterteilt, die unter konsequentem Rekurs auf Texte Pannenbergs entfaltet werden: Das erste Kapitel (1-25) liefert eine Bestandsaufnahme der Eschatologiedebatte innerhalb der Theologie des 20. Jh.s. Es schließt sich 2. unter der Überschrift "The appeal of apocalyptic" (27-54) eine Erörterung der zunehmend in den Vordergrund tretenden apokalyptischen Perspektive an, die M. mit dem Reich-Gottes-Begriff und der Frage nach der Auferstehung Jesu verbindet. Unter der Leitlinie "An ontology of the whole" (55-88) werden interdisziplinäre Absicherung und universalhistorische Ausrichtung der Theologie Pannenbergs in den Blick genommen, wobei Wilhelm Dilthey mit Recht als für Pannenberg besonders einflussreich hervorgehoben wird. Das vierte Kapitel "The ontological priority of the future" (89-126) läuft auf den Antizipations- bzw. Prolepsegedanken zu. Eine abschließende, etwas umfangreichere Vertiefung leisten die beiden Schlussabschnitte "The God of the future" (127-182) und "The reign of the triune God" (183-236), in denen der Gottesbegriff im Verhältnis zu Zeit, Ewigkeit und Determination behandelt sowie unter Rückgriff auf Pannenbergs dreibändige "Systematische Theologie" die Trinitätslehre in ihrer Verbindung mit dem eschatologisch bestimmten Reich Gottes erörtert werden. "The kingdom of God is indeed the glory of the Trinity, demonstrated in God's eschatological rule over all created things" (236). M.s Untersuchung steht ein knappes Vorwort Pannenbergs voran. Das Buch zeige, "how the idea of God in terms of the power of the future requires for its explication a reinterpretation of the trinitarian doctrine of the church" (ix).

M. sieht in Pannenberg "one of the leading theologians of his time". Sein Werk sei "innovative and comprehensive in unusual degree", und es könne, so der Schlusssatz des Nachworts, davon ausgegangen werden, dass er als einer der "great teachers and defenders of the Christian faith of the twentieth century" (238) gelten werde. Eine hagiographische Tendenz wird M.s Einführung nicht abgesprochen werden können. Kritische Einwürfe erweisen sich für ihn zumeist als spätestens durch die "Systematische Theologie" eingeholte Missverständnisse. Unabhängig von dieser mangelnden Distanz zum Gegenstand überzeugt M.s Darstellung durch eine prägnante Wiedergabe einschlägiger Positionen Pannenbergs. Der Duktus der Monographie ist allgemeinverständlich und zielt auf ein breites Publikum ab. Dabei kommt es hier und da zu überdehnten Elementarisierungen, die hinter dem eigentlichen Problemhorizont zurückbleiben: "He [scl. Pannenberg] is indeed a strongly philosophical theologian, but no reader of the Systematic Theology could fail to discern a very theological theologian" (123). Oder beispielsweise: "Reality is a process, not a fixed structure; the element of time cannot be left out of it" (69).

Während die Passagen, die sich unmittelbar auf Pannenbergs Werk beziehen, den Kern der Sache in der Regel treffen, fallen die beiden Eingangskapitel deutlich zurück und lassen eine gewisse Orientierungslosigkeit erkennen. Die vom ersten Kapitel intendierte Übersicht zur "Eschatology in twentieth-century theology" ist nur rudimentär vorhanden und bleibt ganz und gar im Allgemeinen. Nach wenigen Hinweisen auf Karl Barth und Rudolf Bultmann (von Paul Tillich ist keine Rede) wird zügig der Bogen zu Jürgen Moltmanns "Theologie der Hoffnung", die in Gegenüberstellung zu Pannenberg gebracht wird, gezogen. Im Anschlusskapitel gelingt es M. nicht, eine dem gegenwärtigen Forschungsstand entsprechende Verbindung von Eschatologie und Apokalyptik herzustellen, doch wird Pannenbergs Rezeption apokalyptischer Traditionselemente hinreichend deutlich.

Trotz der kritischen Einwände hat M. eine brauchbare und zur weiteren Auseinandersetzung mit Pannenberg anregende Arbeit vorgelegt. Mit Schwerpunkt auf dem englischsprachigen Raum liefert die angefügte Bibliographie hilfreiche Literaturhinweise, wenngleich die unmittelbare Auseinandersetzung mit den aufgeführten Schriften innerhalb der Monographie selbst nur ansatzweise geleistet wird.