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Ausgabe:

Mai/2004

Spalte:

552–554

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Franz, Albert, Baum, Wolfgang, u. Karsten Kreutzer [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Lexikon philosophischer Grundbegriffe der Theologie.

Verlag:

Freiburg-Basel-Wien: Herder 2003. 520 S. m. CD-ROM. 8. Geb. Euro 29,90. ISBN 3-451-28068-X.

Rezensent:

Ingolf U. Dalferth

Die Theologie, von der im Titel dieses Lexikons die Rede ist, ist- auch wenn das nirgends ausdrücklich gesagt wird - pointiert und durchgängig römisch-katholische Theologie. Nach dem Vorwort seiner Herausgeber ist das Lexikon von der Überzeugung getragen, "dass es heute mehr denn je der Theologie Not tut, sich ihrer philosophischen Grundlegung neu zu vergewissern. Denn nur so kann sie zeitgemäß Rede und Antwort stehen (1Petr 3, 15)" (7). Auch wer es aufgegeben hat, sich über diesen Missbrauch des 1. Petrusbriefes zur Rechtfertigung neuzeitlicher Grundlegungspostulate für die Theologie zu wundern, wird dem Anliegen dieses Lexikons Respekt zollen: Ohne Kenntnis der philosophischen Argumentationstraditionen und kulturellen Problemkonstellationen wird sich das Denken der (systematischen) Theologie nicht verstehen und mit vollziehen lassen.

Das vorliegende Lexikon will das nicht in seiner ganzen geschichtlichen Weite und systematischen Breite einlösen. Sein Anspruch ist nur, "die Begriffe zu erklären, die einem Team von jungen und nicht mehr ganz jungen in Forschung und Lehre Arbeitenden heute wichtig und unverzichtbar erscheinen" (7). Das daraus resultierende "Artikelverzeichnis" (514-518) spiegelt die gegenwärtige Interessenlage der katholischen Fundamentaltheologie in Deutschland wider. Gerade deshalb kann und will das Lexikon auch nicht mehr als "eine auf den theologischen Kontext zugeschnittene Ergänzung" anderer philosophischer Nachschlagewerke sein (8).

Seiner Zielsetzung entsprechend enthält das Lexikon keine Personen-, sondern nur Begriffsartikel. Diese sind meist kurz, nur in wenigen Ausnahmefällen länger als zwei Seiten (Abstrakt- Konkret/Abstraktion, Analogie, Argument, Ästhetik/Ästhetisch, Bild, Denken, Dialektik, Differenz, Ding, Ding an sich, Eigenschaft, Einheit, Ethik/Ethisch, Exaktheit/Vagheit, Gemeinschaft, Geschichte, Gestalt, Glaube, Gott, Hypostase, Idee, Identität, Kausalität, Kultur, Kunst, Leib-Körper, Metasprache, Mögliche Welt(en), Mythos, Natur, Naturrecht, Paradox, Platonismus, Psyche, Relation - analytisch, Relativ, Säkularisierung, Seele, Solidarität, Sünde, Symbol, Theologie, Tod, Verdinglichung, Wahrheit). Nicht alle längeren Artikel bieten allerdings auch mehr oder bessere Informationen (der Artikel Glaube etwa lässt viel zu wünschen übrig), und nicht alle kurzen Artikel informieren so präzis wie (in der Regel) diejenigen, die Saskia Wendel oder Klaus Müller verfasst haben. Man wird daher in vielen Fällen nicht darauf verzichten können, andere Nachschlagewerke mit zu Rate zu ziehen.

Die Artikel sind (mit wenigen Ausnahmen) formal so aufgebaut, dass nach einer kurzen Worterklärung eine knappe Begriffsgeschichte geboten und die theologische Relevanz des Begriffs erläutert wird. Zitierte Quellen sind in einem "Quellenverzeichnis" (450-471) zusammengefasst, genannte Personen in einem "Personenverzeichnis" (507-513). Unter dem Artikelcorpus werden jeweils Stichworte geboten, die auf thematisch relevante andere Artikel verweisen. Eine Liste aller behandelten Stichworte findet sich im "Artikelverzeichnis" (514-518), das unter 489 Stichwörtern allerdings auch 131 enthält (u. a. Autonomie, Gegenstand, Hypothese, Ich, Person, Raum, Theorie, Wirklichkeit u. v. a. m.), zu denen es keinen eigenen Artikel gibt. Jeder Artikel schließt mit Literaturhinweisen, die im "Literaturverzeichnis" (472-506) aufgeschlüsselt sind. Ein knappes "Vorwort" (7 f.), "Praktische Hinweise" zum Gebrauch des Lexikons (9) sowie eine Liste der Mitwirkenden (519 f.) runden den gut und lesbar produzierten Band ab.

Zu dessen auffälligsten Zügen gehört allerdings, dass es keine Indices mit Seitenangaben gibt. Über keines der genannten Verzeichnisse wird man auf die Seiten verwiesen, auf denen das entsprechende Stichwort behandelt wird. Stattdessen ist dem Band eine CD-Rom beigelegt, die den gesamten Inhalt des Buches bietet und leicht zu handhabende elektronische Recherchen möglich macht. Sobald man diese CD-Rom entdeckt und geladen hat, wird das Buch überflüssig. Da man ein Lexikon in der Regel nicht liest, sondern als Nachschlagewerk benützt, erweist sich die Arbeit mit der CD-Rom als sehr viel effektiver als der Gebrauch des Buches. Und dabei zeigt sich noch deutlicher, was dieses Lexikon vor allem bietet: eine konzise Einführung in das Problempanorama gegenwärtiger katholischer Fundamentaltheologie in Deutschland.