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Ausgabe:

Mai/2004

Spalte:

539–541

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Schenke H.-M. (+), H.-G. Bethge u. U. U. Kaiser

Titel/Untertitel:

Nag Hammadi Deutsch. 2. Band: NHC V,2-XIII,1, BG 1 und 4. Eingeleitet u. übers. von Mitgliedern des Berliner Arbeitskreises für Koptisch-Gnostische Schriften.

Verlag:

Berlin-New York: de Gruyter 2003. XXVI, S. 399-918. gr.8 = Die Griechischen Christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte. Neue Folge, 8: Koptisch-Gnostische Schriften, 3. Lw. Euro 98,00. ISBN 3-11-017656-4.

Rezensent:

Michael Lattke

Nur zwei Jahre nach Erscheinen des 1. Bandes (vgl. meine Rez. in ThLZ 128 [2003], 409-412), das der Hauptherausgeber noch erleben durfte, wurde der 2. und abschließende Band fertig, an dem außer H.-M. Schenke (NHC VI,1; VI,4-5; VII,1; VII,4-5; VIII,1; IX,1; XII,1; BG 4), H.-G. Bethge (VIII,2) und U. U. Kaiser (V,4 und IX,2, beides zusammen mit U.-K. Plisch) wiederum U.-K. Plisch (V,2-4; VI,2; IX,2-3; XI,1; XII,1, zusammen mit H.-M. Schenke), I. Schletterer (V,3, zusammen mit U.-K. Plisch), C. Kulawik (VI,3, zusammen mit K. Heyden), S. Pellegrini (VII,2), J. Hartenstein (BG 1) und B. C. Weigel mitgearbeitet haben. Neu hinzugekommen sind außer den allgemeinen Mitarbeiterinnen R. Hempel und Ch. Reiher die Autoren bzw. Autorinnen W. Beltz (V,5), K. Heyden (VI,3, zusammen mit C. Kulawik), K.-W. Tröger (VI,6-7), J. Holzhausen (VI,8), H. Havelaar (VII,3), W.-P. Funk (VII,4, zusammen mit H.-M. Schenke; X; XI,2-4) und G. Schenke Robinson (XIII,1). Die editorischen Vorbemerkungen stammen von H.-G. Bethge und U. U. Kaiser (S. XI-XIII). Es ist gut, dass im Unterschied zum 1. Band, in dem BG 2 und 3 mitbehandelt wurden, nun BG 1 und 4 im Titel stehen.

Mancher Rezensionswunsch wurde erfüllt (z. B. Erklärung von Q [XII, vgl. 863], Hinzufügung der Grammatik von Layton [XVI] und "Alphabetische Übersicht" der in Bd. 1 und 2 behandelten Traktate [XXIII-XXV]). Die "Kennzeichnung von Lakunen" (XI) wurde zwar ein wenig verbessert, ist aber immer noch vor allem dadurch problematisch, dass der koptische Text mit seinen unzähligen Lücken fehlt. Auch das weitgehende Fehlen der griechischen Wörter ist besonders in denjenigen Fällen zu bedauern, in denen es sich um wichtige mythologische und philosophisch-theologische Begriffe handelt. Wiederum zu loben sind die Einleitungen zu den einzelnen Traktaten und die Sorgfalt bei der schwierigen Herstellung.

Außer einigen typographischen Unebenheiten (XXIV-XXV, bei Silv, StelSeth und Zostr; 677, Myszor), Zeichensetzungsfehlern (z. B. 496. 521.536.538-540.594-597.601.663.666-670.678.715) und griechischen Nachlässigkeiten (533, Anm. 31, Z[eile] 2; 534, Anm. 39, Z. 1; 539, Z. 15; 804, Anm. 28, Z. 3; 846, Anm. 4, Z. 1) sind ein paar Stellen folgendermaßen zu verbessern bzw. zu ergänzen: Gnosticism (467, Z. 14), Studia ... oblata (467, Z. 22), besonderen (474, Anm. 25, Z. 3), zu (544, Z. 27; 582, Anm. 49, Z. 2; 654, Z. 14; 803, Anm. 27, Z. 5), Kennzeichen (594, Z. 2-3), Sophiamythos (664, Z. 7), Controversies (Z. 9), (WUNT 2.15.) (Z. 10), bestimmbare kirchliche (666, Z. 6), ihren (667, Z. 4), sie (667, Z. 10), Anhaltspunkte (669, Z. 3), genaue (693, Z. 11), Sabbat (742, Z. 27), siehst (801, Z. 29), Diphthonge (884).

Zur Schreibung "Nous" statt "Nus" wurde schon in der ersten Rezension genug gesagt (vgl. dagegen 608, Z. 22: "Theologumenon"). Der Neologismus "pseudepigraph" (604, Z. 23; 635, Z. 30) - statt "pseudepigraphisch" (715, Z. 20) - hat sich auch hier eingeschlichen (vgl. meine Rez. von A. D. Baum in ThLZ 128 [2003], 754-756). In eine der Übersetzungen ist offenbar eine Dittographie geraten (539, Z. 2-3). Manchmal ist die Syntax nicht nur ein wenig überzogen, sondern geradezu unverständlich (z. B. 582, Anm. 49, letzter Satz). Im etwas erweiterten allgemeinen Literaturverzeichnis (XV-XVII) vermisse ich die Compléments au dictionnaire copte de Crum von Rodolphe Kasser (BEt 7; Le Caire 1964). Bei der Sekundärliteratur zu Sextus wäre ein Hinweis angebracht auf The Sentences of Sextus von Henry Chadwick (TaS 5; Cambridge 1959) und "Die Sprüche des Sextus" von Josef Kroll (NTApo 21924, 624-643). Und fürs Literaturverzeichnis zu BG 1 (834) wäre hinzuweisen auf die von F. Stanley Jones edierte Sammlung Which Mary? The Marys of Early Christian Tradition (SBL.SS 19; Atlanta 2002).

Bei den Titeln von Tröger (1973, 1973a, 1973b) hätte die Redaktion besser aufpassen müssen (501-502.506-507.519. 528). Die Erwähnung der vorzüglichen Beiträge von Karl-Wolfgang Tröger gibt mir aber Gelegenheit, auf sein neuestes Büchlein hinzuweisen: Die Gnosis. Heilslehre und Ketzerglaube (Herder spektrum 4953; Freiburg u. a. 2001). In einer seiner zahlreichen und beispielhaften Anmerkungen müsste wohl "p. 63,21-23" durch "p. 57,13-17" ergänzt werden (512, Anm. 77). Hätten alle Autorinnen und Autoren ihren Übersetzungen mehr Anmerkungen beigegeben, wäre die Qual des Lesens in einigen Fällen (z. B. von NHC V,5, VII,1 oder VIII,1) erheblich gelindert worden. Denn trotz der großen religions- und kirchengeschichtlichen Bedeutung der koptisch-gnostischen Schriften, die fast alle auf griechische Originale zurückgehen, könnte man manchmal mit H.-M. Schenke am irren "Gestammel" fast verzweifeln (547) oder sogar mit Adolf von Harnack sagen, dass mancher Traktat "zum Zwecke der Verbreitung des systematischen Blödsinns geschrieben zu sein" scheint (Über das gnostische Buch Pistis-Sophia [TU 7,2; Leipzig 1891], 1).

Da sowohl das gut gegliederte "Stellenregister" (855-875) als auch das ausführliche "Namens- und Sachregister" (877-918) der "besseren Erschließung beider Bände" (XII) dienen sollen und werden, mache ich zum Abschluss auf einige Desiderata aufmerksam.

Das "Unbekannte altgnostische Werk" (XII: UAW) gehört ins Stellenregister (vgl. 913). Im Register der "Nag-Hammadi-Texte und Schriften" (865-869) wäre es gut gewesen, stets die Nummern von NHC und BG genau anzugeben. "Rechter Ginza" (875) sollte an anderer Stelle stehen, z. B. unter "7. [Mandaica und] Manichaica" (869). Querverweise zwischen Lk (859) und Q (863) wären angebracht. Beim "Papyrus Berolinensis (PapBerol 22220)" handelt es sich um UBE = "Unbekanntes Berliner Evangelium" (889; vgl. dazu jetzt St. Emmel in HThR 95 [2002], 45-72; P. Nagel in ZNW 94 [2003], 215-257). Der Eintrag "Asclepius (Ascl)" (870) führt zu Verwechslungen mit "Asklepios (Ascl; s. auch Stellenregister)" (881). Bei "Hippolyt" fehlt die Abkürzung "Hipp" (873), bei "Porphyrius" vermisst man die Abkürzungen "Porphyr" und "VitPlo" (874). Querverweise wären hilfreich zwischen "Abbild" (877), "Bild" (882) und "Ebenbild" (885); "Äon" (879) und "Ewigkeit" (889); "Christus" (883), "Gesalbter" (891) und "Messias" (902); "erlösen" (887) und "retten" (907); "Geist" (890) und "Heiliger Geist" (894; vgl. auch "Charisma" [883]); "Hymnus" (895) und "Lobpreis" (900); "Kraft" (898) und "Macht" (900); "Mittelplatonismus" (902), "Neuplatonismus" (903) und "Platonismus" (906). Die erwähnte "Doppelgeschlechtlichkeit" (884) bezieht sich nur auf Gott.

Was leider völlig im Register fehlt, sind die wichtigen und z. T. äußerst problematischen Begriffe "Existenz" und "Wesen". In welcher Weise diese Begriffe mit "Seiender/s" (909) und vielleicht auch mit "Substanz" (911) zusammenhängen, wäre eine eigene Untersuchung wert.