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Ausgabe:

April/2004

Spalte:

458 f

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Klein, Wassilios

Titel/Untertitel:

Das nestorianische Christentum an den Handelswegen durch Kyrgystan bis zum 14. Jh.

Verlag:

Turnhout: Brepols 2000. 464 S. m. zahlr. Abb. gr.8 = Silk Road Studies, 3. Geb. Euro 87,00. ISBN 2-503-51035-3.

Rezensent:

Martin Tamcke

Erstmals liegt hier eine umfassende Untersuchung zur Geschichte der Apostolischen (Assyrischen) Kirche des Ostens in einem zentralasiatischen Gebiet vor.

K. entscheidet sich, weiterhin von "nestorianischem Christentum" zu sprechen, nachdem er der Namensgebungsfrage ausdrücklich sein Augenmerk gewidmet hatte. Dies ist zwar die zumeist von westlicher Seite an die Glieder der Kirche des Ostens herangetragene Sicht und schon im Mittelalter setzten sich deren Autoren mit dieser Fremdbezeichnung kritisch auseinander, aber es sind pragmatische Gründe, die K. bei der angestammten Namensgebung bleiben lassen.

Warum wir bisher keine entsprechende Untersuchung hatten, entgeht dem Leser durchaus nicht. Das Material ist bruchstückhaft, manche Materialien lassen sich nicht eindeutig auswerten. Manche Hinweise in der Literatur bleiben nicht zu erhärten. K. diskutiert dies Material ausführlich und vermag so ein Bild vom "nestorianischen" Christentum im Raume Kyrgystans zu geben.

Nach methodischen Überlegungen, Forschungsgeschichte und Klärung der Rahmenbedingungen geht er zunächst zu einer Erfassung der "Quellen zum Christentum in Kyrgystan" über (archäologische Fundstätten, abendländische Reiseberichte, Vita des Yahballaha, die Grabsteininschriften des 13./14. Jh.s, deren bisher bekannte Zahl um 43 erhöht werden kann).

Es folgt die Auswertung zu "Entwicklung und Charakter des Christentums in Kyrgystan" unter dem Gesichtspunkt der bis ins 10. Jh. reichenden sogdischen und der türkischen Phase. Dass hier nicht eine klassische Geschichtsdarstellung zu erwarten ist, versteht sich schon aus dem bis dahin Dargestellten und Erläuterten. So geht es nun um "Sepulkralkultur", die "Zusammensetzung des Klerus", Jurisdiktionsfragen, soziale Stellung, Bildung, Kirchen, geistliches Leben. Den Untergang des Christentums in dieser Region sieht K. als durch die Pest um 1340 erwirkt an, diskutiert aber auch die anderen Thesen hierzu. K. betont, dass - anders als in Mesopotamien durch die Islamisierung seitens der islamischen Mongolen etwa - in Kyrgystan der Niedergang nicht durch andere Religionen kam, sondern durch den Untergang des Fernhandels und die ansonsten die Gemeinden in anderen Regionen nur schwächende Pest. "Nirgendwo sonst in Zentral- und Ostasien konnte der Zeitpunkt des Untergangs so genau bestimmt werden" (293).

Die Arbeit ist K.s Habilitationsschrift im Fach "Vergleichende Religionswissenschaft" in Bonn aus dem Jahr 1999. Das merkt man der Methodik an, die hier weiterführend ist als die herkömmlichen der Kirchengeschichte. Das Buch ist ein Gewinn für alle, die Interesse am "nestorianischen" Christentum haben oder an der Lebenswelt entlang den Fernhandelsrouten vom Vorderen Orient zum ostasiatischen Raum.