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Ausgabe:

März/2004

Spalte:

269 f

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Oeming, Manfred:

Titel/Untertitel:

Das Alte Testament als Teil des christlichen Kanons? Studien zu gesamtbiblischen Theologien der Gegenwart.

Verlag:

3. Aufl. Zürich: Pano 2001. V, 304 S. 8. Kart. Euro 19,50. ISBN 3-907576-45-4.

Rezensent:

Ernst-Joachim Waschke

Den Mittelpunkt dieses Sammelbandes (41-243) bildet die Dissertation des Vf.s, die nach der Erstpublikation 1985 und 2.Auflage 1987 hier in 3. Auflage in einem neuen Kontext erscheint. Die Dissertation "Gesamtbiblische Theologien der Gegenwart. Das Verhältnis von Altem und Neuem Testament in der hermeneutischen Diskussion seit Gerhard von Rad" ist in dieser Zeitschrift (ThLZ 112 [1987], 737-739) von S. Wagner schon ausführlich besprochen worden, auf dessen Rezension nachdrücklich hingewiesen sei.

Den neuen Kontext bilden Aufsätze des Vf.s, die schon an anderen Orten publiziert worden sind. Im Einzelnen handelt es sich um: "Unitas Scripturae? Eine Problemskizze" (15-40 = JBTh 1 [1986], 48-70); "Biblische Theologie - was folgt daraus für die Auslegung des Alten Testaments?" (245-259 = EvErz 37 [1985], 233-243); "Biblische Theologie als Dauerreflexion im Raum des Kanons" (261-274 = Chr. Dohmen/Th. Söding [Hrsg.], Eine Bibel - zwei Testamente [UTB 1893], 1995, 83- 96). Das abschließende Literaturverzeichnis (275-304) bietet eine aktualisierte Fassung desjenigen der Dissertation. Neu für diesen Band ist einzig das Vorwort (5-14) geschrieben. In diesem verweist der Vf. noch einmal auf die Bedeutung des Kanons für die Frage nach dem Verhältnis zwischen Altem und Neuem Testament "im Kontext christlicher Theologie". Die in der Diskussion befindlichen Ansätze werden dabei in vier Modellen knapp skizziert. 1. "Die Reduktion auf das rein Historische" (7ff.), die hinsichtlich der historisch-kritischen Fragestellung notwendig und sinnvoll bleibt, lässt allerdings die Wahrheitsfrage außer Acht und kann diese auch nicht dadurch wiedergewinnen, dass sie die historische Bedeutung des Alten Testaments für das Neue herausarbeitet. 2. Auch "die Bewertung von außen" (9f.) in dem Sinne, dass das Alte Testament auf Grund seiner Wirkungsgeschichte seinen eigenen Wert in sich selbst besitzt, bietet für das Problem einer Biblischen Theologie keine wirkliche Lösung. Denn: "Die Geltung des Alten Testaments in der christlichen Kirche ist mit einer Anerkennung seines historischen, religionsgeschichtlichen, literarischen, ästhetischen oder weltanschaulichen Wertes nicht zu verwechseln und nicht auf sie zu begründen" (10). 3. "Die Beurteilung allein vom Neuen Testament her" (10 f.) bleibt demgegenüber mit dem ständigen Widerspruch konfrontiert, dass die Bedeutung des Alten Testaments in den neutestamentlichen Schriften einerseits bekräftigt und andererseits bestritten wird. So sieht der Vf. in 4. der "Aufdeckung einer Einheit höherer Ordnung" (11 ff.) die einzige Möglichkeit ("vage Hoffnung"), "einen Ausweg aus dem Dilemma des innerbiblischen Pluralismus zu finden" (11). Die Lösung besteht für ihn allerdings nicht in einer "Einheits-Formel" oder einem "Generalschlüssel". Vielmehr soll umgekehrt "die Vielfalt der in der Bibel enthaltenen Theologien erfasst und ihr komplexes Wechselspiel angemessen, d. h. den konkreten geschichtlichen Umständen Aufmerksamkeit schenkend, zur Geltung gebracht werden" (13). Der Vf. ist damit seinem grundsätzlichen hermeneutischen Ansatz treu geblieben. Die einzige Veränderung, die er auch selbst notiert, ist seine neue Bewertung des canonical approach. Nach anfänglicher Kritik (vgl. vor allem den in diesem Band nicht publizierten Beitrag des Vf.s, Text - Kontext - Kanon: Ein neuer Weg alttestamentlicher Theologie? Zu einem Buch von Brevard S. Childs, JBTh 3 [1988], 241-251) ist ihm "dessen Aufwertung der Endgestalt der Texte zur entscheidender [sic!] Sinnebene" immer plausibler geworden (7, Anm. 6). Das werden manche begrüßen, andere werden es bedauern.