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Ausgabe:

Juli/August/1998

Spalte:

801 f

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Alberto, Stefano

Titel/Untertitel:

"Corpus Suum mystice constituit" (LG 7) La Chiesa Corpo Mistico di Cristo nel Primo Capitolo della "Lumen Gentium". Storia del Testo dalla "Mystici Corporis" al Vaticano II con riferimenti alla attività conciliare del P. Sebastiaan Tromp S. J.

Verlag:

Regensburg: Pustet 1996. 663 S. gr.8 = Eichstätter Studien, NF 37. Kart. DM 98,-. ISBN 3-7917-1537-2.

Rezensent:

Wolfgang Beinert

Mit diesem voluminösen Band, der ersten fremdsprachlichen Promotionsarbeit ihrer Editionsreihe, unterstreicht die Eichstätter Katholische Fakultät, "die Sprachen und Nationen übergreifende Dimension der Katholizität von Glaube und Theologie", bemerkt stolz Michael Seybold, der Betreuer und Vorwort-Beiträger dieser im Wintersemester 1994/95 eingereichten Arbeit eines heute in Mailand Einleitung in die Theologie dozierenden jungen Italieners aus dem Umkreis der Bewegung "Communione e Liberazione"; dem Gründer Don Giussani ist sie auch dediziert. Man wird also alles in allem ein eher konservativ ausgerichtetes Werk erwarten - und wird auch nicht enttäuscht. Seit der Veröffentlichung der Kirchenkonstitution "Lumen Gentium" des Zweiten Vatikanischen Konzils (1965) diskutieren die Ekklesiologen über die "eigentliche" Kirchenkonzeption des Dokumentes - ist sie eher hierarchologisch und damit dem seit der Enzyklika "Mystici Corporis" (1943) Pius XII. geltenden Leib-Christi-Modell in dessen mittelalterlich-tridentinischen Verständnis verpflichtet und von der Ekklesiologie Sebastiaan Tromps, des Redaktors der Enzyklika, zu interpretieren (so die ursprüngliche Konzeption der Konstitution) oder nimmt sie die patristische Vorstellung der Kirche als Communio auf, deren Leitbegriff "Volk Gottes" ist? Seit A. Acerbi spricht man inzwischen von den zwei (per Saldo nicht auf einen Nenner zu bringenden) Ekklesiologien der vatikanischen Bischofsversammlung. Albertos Buch ist ein lebhaftes und außerordentlich akribisches Plädoyer für die erstgenannte Vermutung.

Eine Einleitung bietet einen sehr raschen Überblick über die dogmengeschichtliche Entwicklung bis zum Vorabend des Konzils, natürlich unter besonderer Fokussierung von "Mystici Corporis", aber nur marginaler Erwähnung des Volk-Gottes-Themas sowie des Kirche-Sakrament- und Kirche-Communio-Begriffs (auf etwa 15 Seiten von knapp 60). Kapitel 1 bespricht das Erste Schema der vorbereitenden Konzilskommissionen (Antepraeparatoria- und Praeparatoria-Phase). Die folgenden fünf Kapitel gehen minutiös der Leib-Christi-Vorstellung in den einzelnen Entstehungsphasen der Konstitution nach, um endlich in den "Conclusioni" diese als die eigentliche, unveränderte und wahre zu behaupten. "Vergleicht man die Behandlung der Lehre vom Mystischen Leib im 1. Schema von 1962 mit der Endredaktion LG 7 (und 8), ergibt sich mit Evidenz, daß die Rezeption seiner theologischen Fundamentalinhalte, wie sie sich in "Mystici Corporis" angedeutet finden, innerhalb einer differenzierten methodologischen Formulierung und mittels einer Reihe aufeinander folgenden Verdeutlichungen und Vertiefungen erfolgt ist" (540 f.). Der Volk-Gottes-Begriff und die Problematik der Korrelierung zum Leib-Christi-Modell wird nicht besonders thematisiert. Die dem Autor sich zeigende Kirche ist vor allem Mysterium - unter anderem hat das zur Folge, daß sie weitgehend der Zeitkritik enthoben ist.

Der wissenschaftliche Wert der Dissertation liegt in der entsagungsvollen Erschließung nicht nur der schon seit langem publizierten Konzilsakten, sondern darüber hinaus auch vieler Archivalien durch Alberto, die bisher nicht zugänglich bzw. nicht ausgeschöpft worden waren, so z. B. des Konzilsarchivs selber, des Nachlasses von H. Schauf im Aachener Domarchiv und des "Fondo Gagnebet" in Rom. Als Anhang (Allegati) druckt er verschiedene Entwürfe zu LG ab, so von Tromp, Lattanzi, Philips. Unter dem Strich werden auch ausführlich die Voten der Konzilsbischöfe zu einzelnen Passagen des werdenden Textes wiedergegeben.