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Ausgabe:

Februar/2004

Spalte:

143

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Dresner, Samuel H.

Titel/Untertitel:

Heschel, Hasidism, and Halakha.

Verlag:

New York: Fordham University Press 2002. 133 S. 8. Geb. US$ 35,00. ISBN 0-8232-2115-6.

Rezensent:

Michael Heymel

Rabbi Samuel H. Dresner (1924-2000), Professor für Philosophie am Jewish Theological Seminary (New York), erzählt in diesem von seiner Witwe herausgegebenen Buch von seinem Lehrer Abraham Joshua Heschel (1907-1972) und erläutert in prägnanter Kürze dessen Verhältnis zum Chassidismus und zu den für das Tun verbindlichen Rechtssätzen (halacha). Der erste Teil (1-36) bietet Biographisches: Heschel, der einer alten chassidischen Rabbinerfamilie entstammte, verband profunde Gelehrsamkeit mit seltenen humanen Gaben und Vorzügen. D. beschreibt ihn als schalem, einen wunderbar ganzen Menschen, und Prinzen seines Volkes (nasi), der auch von Christen und Muslimen hoch geachtet wurde. Heschel sei der chassidische Meister (zaddik) seiner Generation gewesen. Ihn zu lesen bedeute, "ins Herz des seltensten menschlichen Phänomens einzutreten: des heiligen Menschen".

Zwei gegensätzliche chassidische Meister, der Baal Schem Tov und Rabbi Mendel von Kotzk, waren seine Vorbilder. Im zweiten Teil (36-83) weist D. darauf hin, dass Heschel, wie kein anderer prädestiniert den Chassidismus zu erforschen, nie dazu kam, das definitive Werk darüber zu schreiben. Auch sein Plan einer Biographie des Baal Schem Tov blieb unausgeführt; lediglich in vier Essays und seinem letzten Buch "A Passion for Truth" hat Heschel chassidische Meister dargestellt. Wie D. im letzten Teil (84-123) erklärt, hob Heschel einerseits die Notwendigkeit der Halacha und das Ungenügen bloßer Innerlichkeit für ein Leben als Jude hervor, andererseits wollte er das Judentum nicht als legalistische Religion aufgefasst wissen. Ohne Halacha sei es eine Seele ohne Körper, ohne Haggada hingegen, die erzählt, wie wir denken und handeln sollen, ein Körper ohne Seele. Diese Spannung polarer Gegensätze ("tension of polarities") charakterisiert Heschels Judentum.

Mit Recht hat Elie Wiesel dieses Buch als D.s "spirituelles und intellektuelles Testament" bezeichnet. Es bringt auf inspirierende Weise Heschels Tiefentheologie ins Gespräch und eignet sich hervorragend zur Einführung in sein Denken.