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Ausgabe:

Februar/2004

Spalte:

135 f

Kategorie:

Religionswissenschaft

Titel/Untertitel:

Harenberg Lexikon der Religionen. Die Religionen und Glaubensgemeinschaften der Welt. Ihre Bedeutung in Alltag, Geschichte und Gesellschaft. Mit Beiträgen v. Th. Schirrmacher (Christentum), Ch. Schirrmacher (Islam), S. Borchers (Judentum), K.-H. Golzio (Hinduismus), H. Gruber (Buddhismus) u. a.

Verlag:

Dortmund: Harenberg 2002. 1022 S. m. zahlr. Abb. gr.8. Lw. Euro 50,00. ISBN 3-611-01060-X.

Rezensent:

Henning Wrogemann

Das "Harenberg Lexikon der Religionen" ist ein voluminöser Band von über 1000 Seiten und gibt in acht Kapiteln einen Überblick über die Weite seines Gegenstandsbereiches. Zunächst finden sich Kapitel zu Christentum (Thomas Schirrmacher), Islam (Christiane Schirrmacher), Judentum (Susanne Borchers), Hinduismus (Karl-Heinz Golzio) und Buddhismus (Hans Gruber). Dem folgen Abschnitte mit den Überschriften "Die asiatischen Religionen" (Konfuzianismus, Daoismus, Shintoismus, Jainismus, Parsismus), "Traditionelle Religionen" (in Nordamerika, in Mittel- und Südamerika, in Afrika, in Australien und schließlich in Ozeanien) und ein Teil über "Neue Religionen" (dieser Teil verfährt eher summarisch).

Seinem Selbstverständnis nach will dieses Buch einen Beitrag zum interreligiösen Dialog leisten, indem es Informationen bietet, damit der Einzelne seine "kommunikative Kompetenz" (Habermas) verbessern kann. Daher liegt der Schwerpunkt auf der Darstellung der heute praktizierten Religionen und religiösen Gemeinschaften, "ausgestorbene" Religionen finden keine Beachtung. Weltanschauliche oder religiöse Präferenzen sind dem Werk nicht anzumerken. Es geht um Sachinformationen, wobei auf weiterführende Deutungen weitestgehend verzichtet wird.

Die einzelnen Kapitel gliedern sich jeweils in einen "Überblick", gefolgt von einer systematischen Kurzeinführung unter der Überschrift "Geschichte und Gegenwart", in der versucht wird, Grundlinien der Geschichte der jeweiligen Religion, Grunddaten zur religiösen Lehre und Praxis sowie zur aktuellen Situation zu geben. Im Anschluss an den systematischen Teil findet sich jeweils ein nach Schlagworten geordneter Abschnitt "Von A-Z". Hier wird eine Vielzahl von Themen und Begriffen in kurzen Artikeln abgehandelt, wobei insbesondere auf religiöse Fachtermini (in Arabisch, Hebräisch, Sanskrit usw.) Wert gelegt wird. Zwischen dem systematischen und dem lexikalischen Teil kommt es inhaltlich zu Überschneidungen, was nach dem Motto repetitio est mater studiorum jedoch nicht negativ zu bewerten ist.

Die Grundlehren der verschiedenen Religionen und Religionssysteme werden kurz und prägnant dargestellt, wobei eine Reihe von Schaubildern und Grafiken das Verständnis erleichtert. Insgesamt sind die Autoren darüber hinaus darum bemüht, eine repräsentative Auswahl "klassischer" Bildthemen zu geben, dabei jedoch die aktuellen Bezüge nicht aus den Augen zu verlieren. Viele Bilder sind offensichtlich erst in den letzten 10 Jahren aufgenommen worden, wodurch das Werk in erfrischender Weise den Eindruck von Aktualität vermittelt.

Aufs Ganze gesehen vermittelt das Lexikon verlässliche religionskundliche Informationen, wobei innerhalb der Darstellung erfreulicherweise den volksreligiösen Ausformungen der verschiedenen Religionen viel Raum gegeben wird. Als eine Einführung und quasi ein "Erstkontakt" mit den Religionen ist das Werk zu empfehlen. Dies ist wohl auch der Anspruch, den das Opus selbst erhebt.

Für weitergehende Kenntnisse, insbesondere eine inhaltliche Durchdringung der geschichtlichen Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen den Kulturen und Religionen (obwohl durchaus immer wieder Querverweise gegeben werden), ist man natürlich weiterhin auf einschlägige Werke angewiesen. Dass diesbezüglich auf Hinweise zu weiterführender Literatur gänzlich verzichtet wurde, mag man als Leser/Leserin bedauern. Allerdings hätten solche Hinweise den Rahmen eines einbändigen - und bereits in dieser Form umfangreichen - Handbuches gesprengt. Diesem Einführungswerk sind auf Grund seines Detailreichtums, seiner Ausgewogenheit in der Auswahl von Themen, seiner sprachlichen und inhaltlichen Klarheit sowie seiner Aktualität viele Leser zu wünschen.