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Ausgabe:

Januar/2004

Spalte:

37

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Mathys, Hans-Peter, u. Klaus Seybold [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Wilhelm Martin Leberecht de Wette. Ein Universaltheologe des 19. Jahrhunderts.

Verlag:

Basel: Schwabe 2001. 153 S. m. 1 Porträt. gr.8 = Studien zur Geschichte der Wissenschaften in Basel, Neue Folge, 1. Geb. Euro 29,00. ISBN 37965-1743-9.

Rezensent:

Henning Graf Reventlow

Der "kritischen Aufarbeitung der Geschichte der Wissenschaften in Basel" (158) dient eine wieder aufgenommene Reihe, deren erster Band (ein Kolloquium aus 1999; ergänzt durch den Beitrag von R. Smend) de Wette gewidmet ist. Von den Baselern zu Lebzeiten kaum geliebt und materiell bedrängt, ist de Wette wegen seiner Bedeutung für die Pentateuchforschung heute auch dort eine Berühmtheit. Der schmale Sammelband enthält acht gut aufeinander abgestimmte Beiträge, die auch andere Seiten von de W.s Wirken beleuchten.

R. Smend, "Ein Theologe zwischen den Fronten" (11-29), gibt eine Schilderung des theologischen Lebenswerks, in der nach de W.s anfänglichem radikalen Aufbruch in Altem Testament und Systematik dessen abnehmender Elan und zunehmender Pessimismus zu Tage tritt. J. W. Rogerson wirft anhand von teils neuentdeckten Briefen de W.s (30-43) ein Schlaglicht auf dessen wirtschaftliche und familiäre Probleme. C. Bultmann führt nach einem Blick auf de W.s Religionstheorie (Unterscheidung zwischen universaler Religion und ihren Erscheinungen) erneut dessen Leistungen in der alttestamentlichen Exegese vor (44-61). K. Seybold, "W. M. L. de Wettes Arbeit an den Psalmen" (62-78), hebt dessen Ringen um die historische Herkunft der Psalmen (von David?), vor allem aber um ihre poetischen Formen und - als "Praktischer Theologe" (!) um ihre erbauliche Auslegung hervor. E. Stegemann (79-95) erinnert an de W.s im Rahmen aufklärerischer Religionstheorie vorgenommene einflussreiche "Konstruktion von Hebraismus und Judentum", die eine christliche Inanspruchnahme des Alten Testaments zu ermöglichen schien. Weitere Aspekte von dessen Wirken sind seine neutestamentliche Hermeneutik mit Schwerpunkt auf der historischen Kontingenz (H. Weder, 96-107), seine Religionstheorie (C. Axt-Piscalar, 108-126, die insbesondere seine dogmatischen Lehrbücher und die Schrift Ueber Religion und Theologie aufarbeitet). Schließlich: "De Wette als Romanautor" von K. Pestalozzi (127-145), der die beiden Schlüsselromane deW.s: Theodor oder des Zweiflers Weihe (1822) und Heinrich Melchthal oder Bildung und Gemeingeist (1829), bespricht, auf die bereits J. W. Rogerson in seiner Biographie (JSOT.S 126, 1992) aufmerksam gemacht hatte, aber mit neuen Aspekten.

Im Ganzen liegt ein gut informierender Gesamtüberblick über de W.s Leben und Wirken vor.