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Ausgabe:

Dezember/2003

Spalte:

1294 f

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Dettwiler, Andreas, u. Jean Zumstein [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Kreuzestheologie im Neuen Testament.

Verlag:

Tübingen: Mohr Siebeck 2002. X, 367 S. gr.8 = Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament, 151. Lw. Euro 84,00. ISBN 3-16-147775-8.

Rezensent:

Karl-Wilhelm Niebuhr

Die Studien gehen auf ein neutestamentliches Forschungsseminar zum Thema Kreuzestheologie zurück, das von den theologischen Fakultäten in der deutschen und französischen Schweiz gemeinsam veranstaltet wurde. Beteiligt waren neben Neutestamentlern aus der Schweiz auch einige in Deutschland bzw. Frankreich lehrende. Die interdisziplinäre Ausrichtung des Forschungsseminars, das sich insbesondere um die Verknüpfung exegetischer mit systematisch-theologischen und hermeneutischen Fragestellungen bemüht hat (als einziger Nicht-Neutestamentler beteiligt war der Zürcher Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie, insbesondere Hermeneutik und Fundamentaltheologie, P. Bühler), schlägt sich in allen Beiträgen des Bandes deutlich erkennbar nieder. Sie verbindet sich in der Regel mit kritischen Reflexionen zur neutestamentlichen, weniger zur systematisch-theologischen oder hermeneutischen Forschungsgeschichte vor allem des vergangenen Jahrhunderts. Schon die thematische Zuspitzung auf die Kreuzestheologie in solcher Zentralstellung könnte sich im Rückblick einmal als Signum westeuropäisch-deutscher protestantischer Theologie des 20. Jh.s erweisen.

Auf einen Beitrag von K. Haldimann zur begrifflichen Differenzierung anhand jüngerer Paulusinterpretationen folgen exegetische Studien zu Paulus von J. Zumstein, S. Vollenweider, P. Rondez und A. Dettwiler, zu Markus von E. Cuvillier und M. Ebner sowie zu Johannes von J. Frey und E. Straub. Am Ende des Bandes stehen je zwei Beiträge von P. Bühler und F. Vouga, die sich dezidiert dem Gespräch zwischen neutestamentlicher und systematisch-theologischer Perspektive widmen, freilich insofern doch einseitig, als sich an diesem Gespräch abgesehen von Bühler Systematiker jedenfalls nicht im Band nachlesbar beteiligt haben (auch die herangezogene Sekundärliteratur ist vorwiegend exegetisch). Noch problematischer scheint mir freilich angesichts der systematisch-theologischen Reichweite der hier vorgetragenen hermeneutischen Thesen, dass Altes Testament und Frühjudentum als theologischer Zusammenhang und geschichtlicher Ort des Christus-Geschehens entsprechend dem neutestamentlichen Zeugnis wie dem Glaubenszeugnis der christlichen Kirchen offenbar ganz außerhalb des Blickfeldes bleiben. Das gilt weitgehend auch für die exegetischen Beiträge, mit Ausnahme desjenigen von J. Frey.

Gleichwohl bleibt der Sammelband zu begrüßen als Gesprächsangebot seitens der neutestamentlichen Exegese an die übrigen theologischen Disziplinen zu einem zentralen Gegenstand christlicher Überlieferung und Theologie, der für das Christentum bis heute identitätsstiftende Bedeutung hat.