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Ausgabe:

November/2003

Spalte:

1143 f

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

[Huber, Wolfgang]

Titel/Untertitel:

Freiheit verantworten. Festschrift für Wolfgang Huber zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. H.-R. Reuter, H. Bedford-Strohm, H. Kuhlmann u. K.-H. Lütcke.

Verlag:

Gütersloh: Kaiser/Gütersloher Verlagshaus 2002. 615 S. gr.8. m. 1 Porträt. Geb. Euro 47,00. ISBN 3-579-05385-X.

Rezensent:

Friederike Nüssel

Die umfangreiche Festschrift, die Freunde und Kollegen dem früheren Heidelberger Theologieprofessor und jetzigen Bischof von Berlin und Brandenburg Wolfgang Huber zu seinem 60. Geburtstag geschenkt haben, spiegelt das theologische, kirchenleitende und öffentliche Wirken des Jubilars in der Vielfalt seiner Rollen eindrucksvoll wider. Unter dem Titel und Leitgedanken "Freiheit verantworten" nehmen die zahlreichen Beiträge in unterschiedlicher Perspektive und auf unterschiedliche Weise die Frage "nach Voraussetzungen und Konsequenzen der Freiheit eines Christenmenschen" in den Bereichen von Kirche, Politik, Kultur und Wissenschaft (Vorwort, 13) auf. Sie orientieren sich damit an Hubers "Konzeption einer in der libertas christiana begründeten Verantwortungsethik protestantischer Prägung". Denn ein wesentliches Merkmal des Protestantismus sei es, dass "die zugesagte Freiheit des Glaubens, die wahrgenommene Freiheit des Gewissens sowie die verfasste Gestalt der Freiheit in Kirche, Gesellschaft und Staat in einem unauflöslichen Zusammenhang gesehen" (ebd.) werde.

Wer in dieser Festschrift liest, bekommt einen guten Überblick über die Themen und Fragen in Kirche, Politik und Wissenschaft, die im Horizont des christlichen Glaubens zu bedenken und in christlicher Freiheit zu verantworten sind. Unter den Beiträgen im ersten Teil der Festschrift, der die Verantwortung christlicher Freiheit im Bereich der Kirche in den Blick nimmt, sind angesichts der gegenwärtigen ökumenischen Entwicklung die Beiträge von Hermann Barth und Konrad Raiser von besonderem Interesse, die zeigen, dass und in welcher Weise die protestantische Einsicht in die christliche Freiheit in der Kirche heute ökumenisch verantwortet werden sollte.

Das weite Spektrum der Beiträge zur Verantwortung von Freiheit als politischer Aufgabe im zweiten Teil reicht von Überlegungen Richard von Weizsäckers zur Bedeutung von christlichem Glauben und politischer Verantwortung im deutsch-polnischen Verhältnis über Ausführungen zum "Verständnis von Religion - Staat - Gesellschaft in modernen Verfassungen" von Karl Kardinal Lehmann bis hin zu theologischen Überlegungen über neue Entwicklungen in der Rechts- und Friedensethik von Wolfgang Vögele.

Die Beiträge des dritten Teils der Festschrift vermitteln einen Eindruck von den vielgestaltigen und vielschichtigen kulturellen Voraussetzungen und Konsequenzen der Verantwortung von Freiheit. Hier kommen philosophische Gesprächspartner und Positionen - etwa in dem Beitrag von Michael Theunissen über den Gegensatz von Freiheit und Schuld und Freiheit und Sünde oder in Hans-Richard Reuters Auslegung des Verhältnisses von Autonomie und Gnade in Immanuel Kants Religionsphilosophie - ebenso zu Wort wie Gesprächspartner aus dem Bereich der Soziologie (so Hans Jonas mit einem Beitrag über den Wert der Freiheit und die Erfahrung der Unfreiheit), der Germanistik, Sportwissenschaft und verschiedenen Disziplinen der Theologie. Der interdisziplinäre Austausch wird fortgesetzt im letzten Teil der Festschrift, der sich der Verantwortung von Freiheit im Bereich der Wissenschaften widmet. In den Beiträgen dieses Teils werden neben Fragen zur Aufgabe und Bedeutung wissenschaftlicher Theologie bio-, gen- und medizinethische Fragen und ihre rechtliche Regelung diskutiert.

Im Geleitwort (15 f.) würdigt Johannes Rau den "Mut zur Zusammenschau" des Jubilars in "einer Zeit, in der vieles in seine Einzelteile auseinander fällt" (ebd.). Solchen Mut haben auch die Herausgeber dieser Festschrift in der Auswahl und Zusammenstellung der Beiträge bewiesen.