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Ausgabe:

Juli/August/2003

Spalte:

835 f

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Knechten, Heinrich Michael

Titel/Untertitel:

Monastische Väterliteratur und ihre Rezeption durch Makarij von Optina.

Verlag:

Waltrop: Spenner, 2002. 333 S. 8. Kart. ¬ 19,50. ISBN 3-933688-68-X.

Rezensent:

Stefan G. Reichelt

Nach der Dissertation Der Weg zum Heil bei Theophan dem Klausner. Rechtfertigung aus Glauben und die Synergia. Waltrop, 1998 legt Heinrich Michael Knechten, Seelsorger für die Gläubigen der russischen Sprache im Bistum Münster, nun eine gründliche und ansprechende Studie zum 1996 kanonisierten Starec Makarij von Optina (1788-1860) und seiner Rezeption monastischer Väterliteratur vor.

Einleitenden Bemerkungen zur bisherigen Makarij-Forschung (7-11) und der Ableitung daraus resultierender Aufgaben folgt eine Einführung in Leben und Werk (1. Kap.: 12-25). Darauf (2. Kap.) werden Leben und Wirken der fünf meistzitierten Väter Markos der Asket, Barsonuphios und Johannes von Gaza, Dorotheos von Gaza, Johannes Klimakos und Isaak von Ninive vorgestellt. Als Vermittler monastischer Väterliteratur (3. Kap.: 107- 130) in Russland, die auch für Makarij grundlegend sind, führt der Vf. die Erneuerer des russischen Mönchtums im 15./16. Jh. Nil Sorskij und im 18. Jh. Paisij Velickovskij an. Gegenstand der folgenden Kapitel ist die Untersuchung der Rezeption der Väter durch Makarij auf kenntlich gemachte Zitate (4. Kap.), Väterexegese (5. Kap.: 163-182) und Väterlehre, d. h. auf grundlegende Themen der Väter in ihren Zusammenhängen (6. Kap.).

Dem Werk beigefügt sind durch den Vf. ins Deutsche übersetzte Schriften und Briefe Makarijs (202-277), ein Abkürzungs- sowie ein von umfangreichen Studien zeugendes Literaturverzeichnis. Das leider nicht unterteilte Register (327-333) ermöglicht schnelles Auffinden interessierender Personen und Stichworte.

Wünschenswert wären ein separates Namens- und Sach- sowie weitere Register, wie etwa eines der Bibelstellen und der slawischen und griechischen Terminologie. Auf diese Weise könnte der Zugang zu für Makarijs seelsorgerliches Wirken so zentralen Begriffen wie "umnoe delanie" [geistliches Tun] und "umnaja molitva" [geistliches Gebet] sowie der Vergleich mit den zu Grunde liegenden Väterschriften sehr erleichtert werden. Solche komparative Arbeit ist von um so größerem Interesse, als der Vf. bemerkt: "Makarij zitiert nicht selten ex memoria. Für ihn gilt nicht der Buchstabe. Vielmehr geht es ihm darum, seine Art der geistlichen Leitung mit Hilfe von Mönchsväterzitaten abzusichern. Da er häufig eine ganze Reihe von Väterworten nebeneinander setzt, löst sich leicht der exakte Sinn des einzelnen Zitats auf. Makarij hört offensichtlich mehr die Stimme der Väter als die eines einzelnen Autoren." (132)

In den Ohren des Lesers klingt diese "Stimme der Väter" oft fremd und vertraut zugleich, etwa dann, wenn sie das einem Menschen widerfahrende Leid mit göttlicher Liebe zu ihm gleichsetzt. Ein großer Bilderreichtum lässt die Lektüre des Werkes unabhängig von den Vorkenntnissen zu einem informativen und lehrreichen Genuss werden.

So dürfen wir die vorliegende Studie ungeachtet weniger Rechtschreib- und Druckversehen (18, Anm. 45; 128.253) und des fehlenden Registers als Pionierarbeit von beachtlichem wissenschaftlichem Wert allen Interessierten an russischer Theologie und Spiritualität als Darstellung aus den Quellen nachdrücklich empfehlen.