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Ausgabe:

Juli/August/2003

Spalte:

803 f

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Schantz, Richard [Ed.]

Titel/Untertitel:

What ist Truth?

Verlag:

Berlin-New York: de Gruyter 2002. VI, 339 S. gr.8 = Current Issues in Theoretical Philosophy, 1. Geb. ¬ 64,00. ISBN 3-11-016441-8.

Rezensent:

Ingolf U. Dalferth

Der vorliegende Band ist der erste von drei geplanten Sammelbänden, die zentralen Debatten in der zeitgenössischen theoretischen Philosophie gewidmet sind: What is Truth? (I); The Externalist Challenge: New Studies on Cognition and Intentionality (II); Prospects for Meaning (III). Nach der Qualität des ersten Bandes zu urteilen, werden sie Bezugstexte für die weiteren Diskussionen werden.

Unter den neueren Publikationen zum Wahrheitsproblem - oder besser: den Problemen, die unter dem Titel Wahrheit philosophisch verhandelt werden - ist der vorliegende Sammelband der derzeit beste. In fünf Abteilungen wird zuverlässig, kritisch und oft weiterführend über zentrale Fragestellungen in der gegenwärtigen Diskussion informiert. Den wichtigsten Bezugspunkt der Debatte bildet nach wie vor oder wieder die (bzw. eine Version der) sog. Korrespondenztheorie der Wahrheit. Teil I (The Correspondence Theory: 9-99) bietet dazu Beiträge von W. P. Alston, D. M. Amstrong, R. Boyd, M. Devitt und R.Schantz. Dabei wird vor allem über die bekannten Fragen nach Wahrheitsbedingungen hinaus die neuere Diskussion um "Truthmakers" aufgenommen (Armstrong). Teil II (Deflationism Defended: 101-158) versammelt prominente Vertreter alternativer, insbesondere zitatbeseitigender (Quine), prosatzbezogener (Grover) und minimalistischer (Horwich) Zugänge zur Wahrheitsproblematik wie R. Brandom, D. Grover, P. Horwhich und M. Williams. Teil III (Deflationism Attacked: 159-222) präsentiert vier Kritiker dieser Ansätze, nämlich M. David, W. Künne, C. McGinn und P. van Inwagen, deren Argumente in der Debatte nicht ignoriert werden können. Teil IV (Tarski Challenged: 223-245) greift mit zwei Beiträgen von A. Gupta und J. Hintikka die vieldiskutierte Frage auf, ob Tarskis Theorie, von der die neueren Debatten alle ausgehen, eine Korrespondenztheorie der Wahrheit ist oder anders verstanden werden muss. Teil V (Alternative Approaches: 247-332) schließlich belegt mit exemplarischen Texten von M. Dummett, L. B. Puntel, J. Rosenberg, R. Walker und D. Wiggins, dass das Spektrum gegenwärtiger Positionen zum Wahrheitsproblem auch in der Perspektive theoretischer Philosophie noch viel weiter ist und sich keineswegs auf das Pro und Contra im Blick auf korrespondenztheoretische Intuitionen und Theoriebildungen beschränken lässt.

Der Band wird eingeleitet mit einer knappen, aber präzisen Einführung des Herausgebers in die gegenwärtige Diskussionslage sowie die wichtigsten semantischen, pragmatischen, epistemologischen und ontologischen Probleme im Umfeld korrespondenztheoretischer Ansätze und ihrer Kritik (1-8). Ein knapper Sachindex (333), ein etwas umfangreicherer Namensindex (334-336) sowie Kurzinformationen über die Autoren (337-339) beschließen die lesenswerte Veröffentlichung. Es mag gute Gründe geben, eine bloß theoretische Zugangsweise zum Problemfeld Wahrheit theologisch und philosophisch für unzureichend zu halten. Wer sich allerdings reflektiert zur Frage What is Truth? äußern will, wird die einschlägigen Probleme, Konzepte und Diskussionen in der zeitgenössischen theoretischen Philosophie zur Kenntnis nehmen müssen. Und wer diese in ihren derzeit maßgeblichen Exponenten zur Kenntnis nehmen will, sollte zu diesem Band greifen.