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Ausgabe:

Juli/August/2003

Spalte:

772 f

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Heimgartner, Martin

Titel/Untertitel:

Pseudojustin - Über die Auferstehung. Text und Studie.

Verlag:

Berlin-New York: de Gruyter 2001. XII, 362 S. gr.8 = Patristische Texte und Studien, 54. Lw. ¬ 98,00. ISBN 3-11-016903-7.

Rezensent:

J. C. M. van Winden

In den Sacra Parallela des Johannes von Damaskus (ca. 650 - ca. 750), vom Vf. mit Hiera angedeutet, da er den üblichen Titel als unzutreffend betrachtet, sind vier Stücke einer Schrift Über die Auferstehung überliefert worden, die dem Justin zugeschrieben werden. Bei Migne umfassen diese Fragmente zehn Spalten. Der Vf. meint, dass sie "einen nahezu vollständigen Traktat bilden" (1).

Über die Authentizität dieser Schrift, die erstmals im 17. Jh. veröffentlicht wurde, hat es viel Streit gegeben. Die eine Gruppe von Forschern befürwortete die Authentizität auf Grund eines Justinzitats bei Methodius (3. Jh.). Die andere hält den Traktat für unecht auf Grund der schlechten Bezeugung. Methodius nennt zwar Justins Namen, aber nicht den Namen der Schrift, aus der er zitiert. "Hauptziel der vorliegenden Untersuchung ist die Klärung der Autorschaft der Justin zugeschriebenen Auferstehungsschrift" (2).

Um dieses Ziel zu erreichen, untersucht der Vf. zunächst die Texttradition und die Zeugen, sowohl diejenigen, welche den Autor des Textes nennen, als auch die, welche die Schrift benutzen, ohne Titel und Autor zu nennen. In einem Florilegmanuskript (Codex Vatopedi 236) fand der Vf. noch ein bisher unbekanntes Fragment. Und die Untersuchung der Zeugen liefert das wichtige Ergebnis, dass die drei Bücher An Autolikos von Theophilus von Antichochien, die kurz nach 180 geschrieben sind, Kenntnis unserer Auferstehungsschrift verraten. Diese sehr gediegene Untersuchung führt jedoch nicht zur Lösung des Problems der Autorschaft.

Dann wendet der Vf. sich dem Text selbst zu. Er bietet eine Neuedition dieser Schrift mit einer sehr genauen und gut lesbaren Übersetzung - die erste in deutscher Sprache. Seine eingehenden exegetischen Untersuchungen beschäftigen sich mit den Fragen: In welche Umwelt passt diese Schrift, und von wem kann sie geschrieben worden sein? Auf Grund einer genauen Analyse der Gedankengänge und eines Vergleichs mit den Schriften der Apologeten des 2. Jh.s, mit denen des Irenäus von Lyon und des Clemens von Alexandrien und mit anderen dem Thema der Auferstehung gewidmeten Schriften, kommt der Vf. zu einer sehr überraschenden Schlussfolgerung: Die dem Justin zugeschriebene Schrift ist in Alexandrien entstanden und stammt von Athenagoras. Dies bedeutet, dass nicht die in der Überlieferung Athenagoras zugeschriebene Schrift Über die Auferstehung von ihm stammt, sondern die, welche unter dem Namen Justins bekannt ist. Sehr wichtig ist hier die Tatsache, dass Justin im Dialog mit Trypho c. 5 der Auffassung anhängt, dass die Seele aus sich selbst nicht unsterblich ist, dies im Gegensatz zu der Auffassung in der Justin zugeschriebenen Schrift Über die Auferstehung.

Der Vf. ist sich dessen bewusst, dass in diesen Angelegenheiten Wahrscheinlichkeit das Höchsterreichbare ist. Er hat seine These m. E. sehr wahrscheinlich gemacht. Es bleibt natürlich sehr merkwürdig, dass eine authentische Schrift Über die Auferstehung vom Verfasser (Athenagoras) gelöst wurde, und eine andere über dasselbe Thema ihm zugeschrieben wird.

Die Gründlichkeit des Vf.s zeigt sich abermals in der Untersuchung, die er in einem Anhang u. a. dem oben genannten Vatopedi-Florileg widmet. Sie ist der Abschluss einer vorzüglichen Arbeit.