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Ausgabe:

April/1999

Spalte:

371 f

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Häußling, Angelus A.

Titel/Untertitel:

Christliche Identität aus der Liturgie. Theologische und historische Studien zum Gottesdienst der Kirche.

Verlag:

Münster: Aschendorff 1997. XII, 407 S. gr.8 = Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen, 79. Kart. DM 69,-. ISBN 3-402-04058-1.

Rezensent:

Friedemann Merkel

Glücklich zu preisen ist der Gelehrte, dessen Schüler zu seinem 65. Geburtstag eine Festschrift herausgeben; hier freilich keine Kollektion von Beiträgen von Kollegen, Schülern und Freunden, sondern eine Sammlung von Aufsätzen, die der Jubilar selbst verfaßt hat. Diese sind in der Regel früher, in zum Teil abgelegenen Publikationsorganen erschienen. Solche (freilich nicht ganz seltene) Ehrung ist dem bekannten Liturgiewissenschaftler, dem Benediktinerpater Angelus A. Häußling, zuteil geworden, dem dankbare Schüler den Sammelband überrreichten und damit einen, gemessen am Gesamtwerk, bescheidenen, aber außerordentlich wichtigen Teil aus dem Werk Häußlings vorlegen.

Die im Anhang dieses Buches sorgsam zusammengestellte Bibliographie führt seit 1959 knapp 300 Titel (Monographien, Lexikaartikel, Literaturberichte, Rezensionen und Aufsätze) auf. Von diesem sind in diesem Band 24 zusammengestellt, deren Auswahl sehr gut begründet ist. Dabei wurde auf den Wiederabdruck der Beiträge H.s verzichtet, die er im "Archiv für Liturgiewissenschaft" veröffentlicht hat und das er als Herausgeber seit 1971 betreut. Während diese Aufsätze überall rasch greifbar sind, sind andere viel weniger schnell erschließbar. Hier helfen die Herausgeber und machen das Werk des Jubilars auf nachdrückliche Weise deutlich und erleichtern die Arbeit im Raum der Liturgiewissenschaft eminent.

Die Studien H.s bestechen durch profunde, allemal zuverlässige historische Kenntnisse, durch theologische Präzision und sind oft auf die Praxis bezogen. Nicht zu vergessen ist ihre Klarheit und die Kunst seiner Sprache. Seine geschichtlichen Untersuchungen führen über die Erhellung des Werdens zum Verständnis des Gegenwärtigen. Nur selten bleibt aber der Vf. dabei stehen. Viele Aufsätze sind prospektivisch ausgerichtret. Er denkt weiter, als dies die offizielle Meinung ausspricht oder der gottesdienstlichen Praxis der Kirche entspricht.

Um dies an einem Beispiel aufzuzeigen - um eine Besprechung von 24 Aufsätzen kann es selbstverständlich hier nicht gehen -, soll wenigstens auf die Studie "Religiöse Sprache und sakrale Symbole in einer säkularisierten Welt" (zuerst veröffentlicht 1991 in ,Kirche und Kontext’ unterschiedlicher Kulturen. Auf dem Weg ins dritte Jahrtausend. Hrsg. von K. Chr. Felmy u. a.) eingegangen werden (58-70). Nach sehr gründlichen fundamentaltheologischen und religionswissenschaftlichen Überlegungen kommt er auf die "defiziente Symbolik" in der eucharistischen Feier der katholischen Kirche zu sprechen, in der in langer Tradition die Laien nur unter der Gestalt des konsekrierten Brotes kommunizieren. Er hält dies für einen "unmöglichen Zustand", weil die "Integrität des Inhalts" gestört ist und der Stiftung Christi zuwiderläuft. Er würdigt die Korrekturen, die das II. Vaticanum (SC 55, AEM 240-252) zur Frage des sogenannten Laienkelches eingeleitet hat, erkennt aber deutlich, daß die bisherige Praxis die Gemeinde in ihrem Verständnis ,deformiert’ hat. Die Fehlentwicklungen verhindern eine sachgerechte Abendmahlsreform. Wie recht er damit hat, zeigt, daß ein Antrag, "den Empfang der heiligen Kommunion vermehrt unter beiden Gestalten zu ermöglichen", beim Diözesanforum Münster (1997) keine Mehrheit erreichen konnte, obwohl sich die Teilnehmer sonst sehr "progressiv" verstanden. Ein unsachgemäßer Brauch verdunkelt das im Symbol Gemeinte.

Um die ökumenische Parität herzustellen, werden bei den Protestanten ähnliche Defizite beim Taufritus konstatiert, weil die Handauflegung mit Salbung unter Epiklese des Geistes beim Initiationssakrament der Taufe unterbleibt. Hier wäre das ökumenische Gespräch zu vertiefen, um gemeinsam oder jeder für sich angesichts der Aufgabe in einer säkularisierten Welt zu sprechenden, die Identität wahrenden Symbolen zu gelangen.

Die Herausgeber haben der Theologie, vorab der Liturgiewissenschaft mit der Bündelung der Aufsätze H.s einen nun gut zugänglichen Schatz von Kenntnissen, Erkenntnissen und Reformmöglichkeiten eröffnet. Dafür gebührt dem Autor und den Herausgebern Dank.