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Ausgabe:

Juli/August/2003

Spalte:

753 f

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Ergänzungslieferung. In Gemeinschaft mit M. Dietrich u. a. hrsg. von O. Kaiser.

Verlag:

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2001. 218 S. gr.8. Kart. ¬ 106,00. ISBN 3-579-00046-2.

Rezensent:

Udo Rüterswörden

Mit der Ergänzungslieferung kommt ein Werk zum Abschluss, dessen Anfänge zwei Jahrzehnte zurückliegen. Den Herausgebern und Mitarbeitern kommt das große Verdienst zu, dem deutschsprachigen Leser einen vorzüglichen Einblick in die Lebenswelt des Alten Orients, sofern sie sich in Texten niederschlägt, geboten zu haben. Zudem haben die Übersetzungen vielfach Referenzcharakter und dienen als Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen.

In die Ergänzungslieferung sind weiterführende Passagen aus schon behandelten Dokumenten, einige länger bekannte, aber nicht leicht zu verstehende Texte sowie eine Anzahl von Neufunden aufgenommen. Zu der ersten Kategorie zählen der Bericht Nabonids über die Herstellung des Schamasch-Tempels in Sippar (16-17, als Fortsetzung von TUAT II, 496) sowie einige Passagen aus dem Papyrus Amherst 63 (200-202, als Ergänzung zu TUAT II, 930-935); ein Bericht Nabopolassars über den Wiederaufbau des Ninurta-Tempels in Babylon (11-12) tritt neben den schon in TUAT II, 490-493 aufgenommenen über die Wiedererrichtung von Etemenanki. Bei der zweiten Kategorie sei auf die Mythen "Etanas Himmelsflug", "Adapa und der Südwind", Sargons Geburtslegende, den Papyrus Lansing, das Zweibrüdermärchen sowie das "Denkmal mephitischer Theologie" hingewiesen. Ein prominenter Vertreter der dritten Kategorie ist das hurritisch-hethitische "Lied der Freilassung"; daneben treten nordwestsemitische Texte wie die Inschrift vom Tell Dan und die Trilingue aus Xanthos.

Zu dem letztgenannten Text hätte man auch den Beitrag von P. Briant, Cités et Satrapes dans l'Empire achéménide: Xanthos et Pixôdaros, CRAI 1998, 305-347 nennen können. Die einleitenden Bemerkungen zu den Texten sind von unterschiedlicher Länge: durchweg recht ausführlich bei den ägyptischen Texten, recht knapp bei den akkadischen. Der Hinweis auf die Darstellung des Keilschriftrechts im Handbuch der Orientalistik, die dann als recht kurzgefasst und zudem veraltet qualifiziert wird (21), ist nicht unbedingt hilfreich für einen fachlich unvorbelasteten Leser - und lässt den Wunsch nach einem Supplementband mit einem Abriss der Rechts-, Religions- und Literaturgeschichte auf der Basis der in TUAT übersetzten Texte aufkommen. Zu Nabonid könnte man einen Hinweis auf eine Inschrift aus dem Süden Jordaniens nachtragen: St. Dalley, A. Goguel, The Sela' Sculpture. A Neo-Babylonian Rock Relief in Southern Jordan, ADAJ 41 (1997), 167-176.

Auch eine Ergänzungslieferung lässt noch den einen oder anderen Wunsch offen; man hätte vielleicht noch an einige Texte aus der persisch/hellenistischen Zeit denken können: Die demotische Chronik, das Lamm des Bokchoris oder das Töpferorakel.- Es sei auf einen Sammelband hingewiesen, der nach dem angezeigten Werk erschien: A. Blasius, U. B. Schipper, Apokalyptik und Ägypten (OLA 107), Leuven 2002.

Für die Ergänzungslieferung gilt, was auch vom Gesamtwerk zu sagen ist: ein Referenzwerk, das für die Exegese des Alten Testaments unverzichtbar ist.