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Ausgabe:

Juli/August/2003

Spalte:

739–741

Kategorie:

Altertumswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Kratz, Reinhard G. [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Religion und Religionskontakte im Zeitalter der Achämeniden.

Verlag:

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2002. 312 S. m. Abb. 8 = Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie, 22. Kart. ¬ 49,95. ISBN 3-579-05350-7.

Rezensent:

Heidemarie Koch

Im Jahre 1996 wurde in Göttingen eine Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der altorientalisch-hellenistischen Religionsgeschichte des 1. Jt.s v. Chr. gegründet. Fünf Jahre lang ging es in den jährlich durchgeführten Symposien um die israelitisch-jüdische Religionsgeschichte zur Zeit der Achämeniden, wobei speziell auch die benachbarten Kulturen berücksichtigt wurden. In dem nun vorgelegten Band findet sich eine Reihe von Beiträgen, die auf den Treffen der Arbeitsgemeinschaft vorgestellt worden sind.

I. Iran: H. Koch (Iranische Religion im achaimenidischen Zeitalter, 1-26) gibt einen Überblick über die Anhaltspunkte, die man aus den neu erschlossenen Original-Quellen der in Persepolis gefundenen Verwaltungstäfelchen aus der Zeit Dareios d. Gr. (522-486 v. Chr.) zu Fragen der Religion Zarathustras und der zeitlichen Einordnung des Propheten gewinnen kann. Dabei finden sich manch kritische Bemerkungen zu den von M. Boyce im Handbuch der Orientalistik gemachten Aussagen (A History of Zoroastrianism II. Under the Achaemenians, HO 1/8/1/2/2A, 1982).

II. Babylonien: J. Wiesehöfer (Kontinuität oder Zäsur? Babylonien unter den Achaimeniden, 29-48) weist auf die Bedeutung der Kontinuität in dieser wichtigen Provinz des Landes hin, die von den Persern in diplomatischer Weise weitestgehend gepflegt wurde, ohne dabei auf die königliche Kontrolle zu verzichten. J. Oelsner (Babylonische Kultur nach dem Ende des babylonischen Staates, 49-73) verfolgt die Wirkung babylonischen Gedankengutes und insbesondere der Götter bis in hellenistische Zeit. Anhand zweier in Uruk gefundener Bibliotheken von Beschwörungspriestern untersucht E. Frahm (Zwischen Tradition und Neuerung. Babylonische Priestergelehrte im achämenidenzeitlichen Uruk, 74-108) auftretende Veränderungen, vor allem im Bereich der Religion.

III. Ägypten: Veränderungen, und zwar sehr einschneidende, nicht nur auf religiösem, sondern vor allem auch auf wirtschaftlichem Gebiet, zeigt auch H. Sternberg-el Hotabi auf (Die persische Herrschaft in Ägypten, 111-149 mit Abbildungen). Vornehmlich auf die auf der Nilinsel Elephantine gefundenen Papyri stützen sich gleich zwei Untersuchungen, und zwar von I. Kottsieper (Die Religionspolitik der Achämeniden und die Juden von Elephantine, 150-178) und von E. A. Knauf (Elephantine und das vor-biblische Judentum, 179-188).

IV. Juda: G. Ahn ("Toleranz" und Reglement. Die Signifikanz achaimenidischer Religionspolitik für den jüdisch-persischen Religionskontakt, 191-209) befasst sich insbesondere mit der Bedeutung des "Gesetzes" im Rahmen der geistigen Neuorientierung im Vorderen Orient während der achämenidisch-hellenistischen Zeit. Um das "Gesetz" geht es auch bei den Überlegungen von E. Blum (Esra, die Mosetora und die persische Politik, 231-256). An diesen Themenkreis, nun auf die Verschriftung der Tora bezogen, schließt sich auch der Beitrag von T. Willi an ("Wie geschrieben steht" - Schriftbezug und Schrift. Überlegungen zur frühjüdischen Literaturwerdung in perserzeitlichem Kontext, 257-277). Schriftquellen als solche, und zwar authentische und zudem neu gefundene aus dem Gebiete Judas sichtet A. Lemaire (Das achämenidische Juda und seine Nachbarn im Lichte der Epigraphie, 210-230).

V. Kommagene: Das von Antiochos I. von Kommagene (69-30 v. Chr.) errichtete Heiligtum auf dem Nemrud Dagh in der heutigen Ost-Türkei ist ein herausragendes Monument, das in einmaliger Weise Einblick gewährt in die Vermischung westlicher und östlicher Religionsvorstellungen. K. Koch untersucht die Stellung des Königs inmitten vier ausgewählter Götter und die Rolle der Astrologie in hellenistischer Zeit (Persisch-hellenistischer Synkretismus am Beispiel Kommagene. Mit einem Seitenblick auf Israel, 281-301).

Der vorliegende Band bringt also eine anregende Zusammenstellung verschiedener Aspekte der Religionen und zeigt insbesondere die Strömungen der gegenseitigen Einflussnahme weiter Bereiche des Vorderen Orients auf zu einer Zeit, in der sie durch die gemeinsame Zugehörigkeit zum Persischen Großreich in engeren Kontakt gekommen sind.