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Ausgabe:

Juni/2003

Spalte:

620 f

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Malina, Bruce J.

Titel/Untertitel:

Die Offenbarung des Johannes. Sternvisionen und Himmelsreisen. Aus dem Engl. von W. Stegemann.

Verlag:

Stuttgart: Kohlhammer 2002. 300 S. m. 15 Abb. gr.8. Kart. ¬ 25,00. ISBN 3-17-014241-0.

Rezensent:

Traugott Holtz

Man kann es für bedauerlich halten, dass nur noch sehr wenige theologisch-wissenschaftliche Bücher aus dem Englischen in das Deutsche übersetzt werden. Dass indessen ausgerechnet das hier anzuzeigende Werk auf Deutsch zugänglich gemacht wird, ist zumindest erstaunlich. Bedenklich wäre, wenn vor allem bei Lesern, die mit der englischsprachigen Literatur nicht umzugehen gewohnt sind, der Eindruck entstünde, ein solches Buch repräsentiere den Stand der exegetischen Arbeit in den USA. Es handelt sich vielmehr um eine Arbeit, die ihrem Gegenstand, der durchaus wissenschaftliche Bearbeitung verdient, nämlich der Frage der Bedeutung der antik-mediterranen Astrologie für das frühe Juden- und Christentum, schon methodisch nach meinem Urteil nicht gerecht wird. Nach M. ist die JohOffb eine "Astralprophetie", die "eine Form astronomischer Schriften mit einem Erzählrahmen darstellt, die Informationen in die Welt setzt, die aus der Interaktion des Propheten mit Himmelswesen stammen" (40); die Verortung in der antiken Mittelmeerwelt begründet sodann die Feststellung: "Es gibt nichts in der Johannesoffenbarung, das sich auf die Zukunft bezieht" (273)!

Doch auch die deutsche Fassung, in der sich dieses Buch präsentiert, ist unbefriedigend. Die Übersetzung folgt weitestgehend dem Original. Fortgelassen sind - berechtigterweise - die Appendices A-E (engl. Ausgabe, 269-284) mit ihren von M. offenbar für einschlägig gehalten, aber unkommentiert gelassenen antiken Texten. In der Bibliographie ist die Aufteilung in "Ancient Sources" und "Modern Studies" der englischen Ausgabe aufgegeben, einiges aus der ersten Abteilung in die zweite übernommen. Dadurch enthob sich der Übersetzer der Aufgabe, die Quellennachweise zu modernisieren und auf die deutschen Bedingungen umzustellen. Freilich ergibt sich daraus ein Bild, das einige völlig zufällig ausgewählte Beispiele antönen können: Jeweils ohne Angabe wird TestAdam offenbar nach der Übersetzung von Rießler geboten (120), aethHen nach Beer (174), OrSib nach Blaß (178). S. 279 wird im Literaturverzeichnis zu Gundel gleich 2-mal aus der englischen Ausgabe ein Druckfehler übernommen. Das Töpferorakel wird aus dem Englischen (Aune) ins Deutsche übertragen, es findet sich in Deutsch bei Barrett/Thornton, UTB 1591, kommentiert als Text Nr. 287. Auf S. 237 wird B. Otzen aus "TDOT 2,422" als Beleg (für eine gewagte Herleitung) herangezogen, obwohl der die von ihm dort referierte Meinung keineswegs teilt; auf den originalen Ort ThWAT I 962 wird nicht verwiesen, das Zitat von Otzen vielmehr als Übersetzung aus dem Englischen geboten (abweichend vom deutschen Original). - Sachlich abwegig ist S. 48 der Bezug auf Apuleius, Metamorph. 6,25, freilich so auch schon im englischen Original.

Auch die Übersetzung selbst ist nicht allemal zutreffend. In der Überschrift zu Abschn. 2.5 (58, engl. 44) meint "Revelation" die "JohOffb"! "Jesus is himself the revelation of God" (engl. 45) heißt gerade nicht: "Jesus [ist] selbst der Offenbarer Gottes" (so aber 59); dem entspricht, dass im Folgenden der Sinn der Unterscheidung von Dodd zwischen "concise" und "circumstantial" (übers. mit "kurz und bündig" und "umständlich") hinsichtlich der Auferstehungserfahrung undurchsichtig bleibt im deutschen Text.