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Ausgabe:

Mai/2003

Spalte:

550 f

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Titel/Untertitel:

Kierkegaard Studies: Yearbook 2002. Ed. by N. J. Cappelørn, H. Deuser, and J. Stewart together with Ch. Fink Tolstrup.

Verlag:

Berlin-New York: de Gruyter 2002. X, 507 S. gr.8. Lw. ¬ 148,00. ISBN 3-11-017534-7.

Rezensent:

Ingolf U. Dalferth

Das Jahrbuch berichtet über die 2001 erfolgte Publikation der Tagebücher EE, FF, GG HH, JJ und KK in den Bänden 18 und 19 von Søren Kierkegaards Skrifter. Damit liegen erstmals alle Tage- und Notizbücher Kierkegaards bis zum Jahr 1846 in Originalform vor. Über die editorischen Probleme geben L. Jaurnow, S. Tullberg, N. J. Cappelørn, J. Knudsen und K. Raven in drei Artikeln zu EE, FF und JJ detailliert Auskunft (443-473).

Der Hauptteil des Jahrbuches gibt die Referate des Forschungsseminars vom 15.-18. August 2001 in Kopenhagen wieder, das dem Doppelwerk Die Wiederholung und Furcht und Zittern gewidmet war. Beide Bände hat Kierkegaard am 16. Oktober 1843 zusammen veröffentlicht, anders als Entweder/OderI und II wurden sie aber nicht nur in der deutschen Forschung lange nur unzureichend als Doppelwerk wahrgenommen. Die Beiträge zur Wiederholung werden durch das Einleitungsreferat von J. D. Caputo, Looking the Impossible in the Eye: Kierkegaard, Derrida, and the Repetition of Religion, eröffnet (1-25). Daran schließen sich 7 Referate an, die aus unterschiedlichen Perspektiven Aspekte des Wiederholungs-Problems thematisieren. Bemerkenswert sind besonders der Aufsatz von D. Glöckner, Das Versprechen: Überlegungen zu Kierkegaards theologischer Grundlegung der Sprache ausgehend von dessen Wiederholungsschrift (36-51) sowie der eigenwillige feministische Beitrag von C. Léon, Can a Women be Kept? The Meaning of Repetition's Repetition (61-77). Die Arbeiten zu Furcht und Zittern werden durch das Referat von R. M. Green, Fear and Trembling: A Jewish Appreciation (137-149) eingeleitet. Von den nachfolgenden 7 Beiträgen sind vor allem die Überlegungen von A.-C. Habbard, Time and Testimony, Contemporaneity and Communication: A Reading of the Ethical in Kierkegaard's Fear and Trembling (165-187) und K. B. Söderquist, The Religious Suspension of the Ethical and the Ironic Suspension of the Ethical: The Problem of Actuality in Fear and Trembling (259-276) lesenswert.

In inzwischen gewohnter Weise wird anschließend über die Rezeption dieser Werke im englischen (N. S. Adams), skandinavischen (J. Bøggild), polnischen (A. Djakowska, A. Fryszman), deutschen (D. Glöckner) und spanischen (D. González) Sprachbereich berichtet (277-363). Diese Literaturberichte sind verdienstvoll und eine wertvolle Hilfe für die weitere Forschung.

Zusätzlich zu diesen Arbeiten bietet der Band zwei Gastvorträge, die im Jahr 2001 am Søren Kierkegaard Research Centre gehalten wurden: H. Feger, Die umgekehrte Täuschung. Kierkegaards Kritik der romantischen Ironie als Kritik immanenten Denkens (364-394) und R. Poole, Towards a Theory of Responsible Reading: How to Read and Why (395-442). Der solid gemachte Band wird abgeschlossen mit einem Bericht über die Forschungsarbeit des Instituts im Jahr 2001 (481-502) sowie eine Liste der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Jahrbuch (503-507).

Mit seinen kritischen Editionsberichten und thematischen Schwerpunktthemen ist das Yearbook ein inzwischen unverzichtbares Instrument der Kierkegaardforschung. Man kann nur wünschen, dass das Editions- und Forschungsprojekt des Kierkegaardzentrums in der beeindruckenden Weise fortgeführt werden kann, die auch dieses Jahrbuch dokumentiert.