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Ausgabe:

Mai/2003

Spalte:

530 f

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Titel/Untertitel:

Calvin-Studienausgabe. Bd. 4: Reformatorische Klärungen. Hrsg. v. E. Busch, M. Freudenberg, A. Heron, Ch. Link, P. Opitz, E. Saxer u. H. Scholl.

Verlag:

Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 2002. XII, 416 S. 8. Kart. ¬ 19,90. ISBN 3-7887-1842-0.

Rezensent:

Helmut Feld

Dieser Band der Calvin-Studienausgabe enthält sechs polemische Schriften des Genfer Reformators, die sowohl der Klärung seiner theologischen Position als auch der Abgrenzung gegenüber seinen Gegnern (Papisten, Lutheraner, M. Servet, Libertiner, Juden) dienten. Wie in den früher erschienenen Bänden (vgl. unsere Besprechung in ThLZ 126 [2002], 771 f.) ist den lateinischen und französischen Originaltexten eine deutsche Übersetzung gegenübergestellt. Von besonderem Wert sind die ausführlichen Einleitungen in das historische und literarische Umfeld und den theologischen Gehalt der Schriften sowie die hilfreichen Bibliographien.

Der Band wird mit der Edition des "Consensus Tigurinus" von 1549 eröffnet, dem theologischen Dokument, das die Einigung in der Abendmahlsfrage zwischen Calvin und den Zürcher Theologen festschreibt. Die bis heute umstrittene historische und theologische Bedeutung hat der Herausgeber E. Busch in wenigen prägnanten Fragen auf den Punkt gebracht (9). Es folgt die "Confession de Foy", das Glaubensbekenntnis der französischen Hugenotten, das als "Gründungsurkunde des französischen Protestantismus" gilt (29). Es geht auf eine wahrscheinlich von Calvin stammende Vorlage zurück (Hrsg.: Ch. Link). An dritter Stelle steht, ebenfalls von Ch. Link ediert, das (französischsprachige) Votum Calvins zum Thema der ewigen Erwählung bei einer Versammlung der Genfer Pastoren am 18. Dezember 1551. Ein Jahr nach der Hinrichtung Michel Servets auf dem Champel zu Genf verfasste Calvin eine Widerlegung von dessen Irrtümern bezüglich der Trinität (Hrsg.: P. Opitz). Von dem mittlerweile verstorbenen Berner Gelehrten G. W. Locher stammt die Edition von Calvins französischer Kampfschrift gegen die Libertiner (1545). In Lochers Einleitung werden eingehend die Probleme des Umfelds der Schrift erörtert. Henri d'Albret, der Gemahl der Margarete von Navarra (Marguerite d'Angoulême), war König, nicht Fürst von Navarra (237 Anm. 18). Calvins um 1563 entstandene, von Theodor Beza 1575 postum herausgegebene Schrift "Ad quaestiones et obiecta Iudaei cuiusdam" beschließt den Band. A. Detmers erörtert in seiner Einleitung ausführlich die schwierigen Probleme um Datierung, Anlass und Zweck dieses Werkes. Dabei kommt auch das Verhältnis des Reformators zum Judentum überhaupt zur Sprache. Was den Anlass der Schrift betrifft, so trägt der Herausgeber eine im Ganzen überzeugende Hypothese vor; sicher scheint jedoch nur soviel zu sein, dass Calvin nicht gegen einen fiktiven Gegner argumentierte, sondern eine bestimmte jüdische Schrift vor Augen hatte. Dafür würde auch der Titel sprechen, der m. E. nicht mit: "Zu den Fragen und Einwürfen irgendeines Juden", sondern: "eines gewissen, bestimmten Juden" wiederzugeben ist.

Die sechs Schriften dokumentieren wichtige Schritte in der theologischen Entwicklung Calvins und des reformierten Glaubensverständnisses. Ihr Nutzen für das theologische Studium steht außer Frage. Man darf hoffen, dass sie zu einer vertieften Kenntnis der calvinistischen Theologie, ihrer Stärken ebenso wie ihrer zeitbedingten Schwachpunkte, im deutschen Sprachraum beitragen.