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Ausgabe:

April/2003

Spalte:

428–432

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte: Begr. von O. Schmitt, bearb. von K. A. Wirth. Bd. 9: Lfg. 97-108.

Verlag:

München: Beck 1987-2001. 4. Geheftet. Je ¬ 25,00.

Lfg. 97: Firstbekrönung - Fisch II: Fischarten. 1987. Sp. 1-128. ISBN 3-406-14197-8; Lfg. 98: Fisch II: Fischarten - Fischer, Fischfang. 1988. Sp. 129-256. ISBN 3-406-14198-6; Lfg. 99: Fischer, Fischfang - Fischzug, wunderbarer, und Berufung der Apostel, Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes. 1990. Sp. 257-384. ISBN 3-406-14199-4; Lfg. 100: Fischzug, wunderbarer, und Berufung der Apostel, Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes - Fläche (Werkzeug). 1991. Sp. 385-512 m. Abb. ISBN 3-406-14200-1; Lfg. 101: Fläche - Flamboyant. 1992. Sp. 513-640 m. Abb. ISBN 3-406-14201-X; Lfg. 102: Flamboyant - Flammleiste. 1993. Sp. 641-768 m. Abb. ISBN 3-406-14202-8; Lfg. 103: Flammleiste - Flechtornament. 1995. Sp. 769-896 m. Abb. ISBN 3-406-14203-6; Lfg. 104: Flechtornament - Fledermaus. 1995. Sp. 897-1024. ISBN 3-406-14204-4; Lfg. 105: Fledermaus - Fleuronné. 1996. Sp.1025-1152. ISBN 3-406-14205-2; Lfg. 106: Fleuronné - Flocktapete. 1997. Sp. 1153-1280 m. Abb. ISBN 3-406-14206-0; Lfg. 107: Flocktapete - Flucht nach Ägypten. 2001. Sp. 1281-1408. ISBN 3-406-14207-9.

Rezensent:

Wolfgang Wischmeyer

Anzuzeigen sind hier die zwischen 1987 und 2002 erschienen Lieferungen 97 bis 107 des neunten Bandes des RDK, vor allem soweit sie den Bereich der christlichen Kunst, der Kirchengeschichte und der Liturgiegeschichte betreffen. Auch dieser Band enthält wieder eine Fülle von wichtigen und nützlichen Informationen zu Realien, wie etwa gleich der erste Artikel Firstbekrönung (1-18) von Georg Himmeheber und Friedrich Kobler sowohl für die Architektur wie für Geräte und Möbel (Schreine), wie auch zu Bildthemen, -deutung und -zusammenhängen.

Von hoher Bedeutung für sehr unterschiedliche Themenzusammenhänge der Christentumsgeschichte ist das Cluster der mit Fisch zusammenhängenden Stichworte (18-396). Beim Artikel Fisch I (18-88 Dirk Kocks - Salome Zajadacz-Hastenrath- Matthias Exner - Almuth Seebohm Désautels) ist hinzuweisen auf die Liste der wichtigsten Bibelstellen, die zu Deutungen und Darstellungen in der Kunst Anlass gaben (21 f.) sowie auf die Ausführungen zum Fisch als Sinnbild Christi, die- mit Recht sehr vorsichtig - zuerst auf das Akrostichon ICHTHYS und auf bestimmte alttestamentliche (Tobias) und neutestamentliche (Mt 7,10; 17,23-26) Fischerwähnungen eingehen und dann ausführlicher die Zusammenhänge von Passion und Eucharistie sowie den Fisch als Bild des Menschen, zumal des getauften (Tert. bapt. 1 und res. 52,12), und als Bild der Seele des Gläubigen behandeln. Ausführungen zu Deutungen der Physis von Fischen (Flossen und Schuppen, Samenreichtum) sowie von Eigenschaften (Stummheit, Dummheit, Schlaf, Unordnung und grausame Gefräßigkeit, wie sie etwa das Sprichwort "Große Fische fressen kleine" festhält, Ausgelassenheit und Trägheit), zur Artenvielfalt und ihren Aufenthaltsorten sowie über Fische in der Gefangenschaft schließen sich an und münden in einen Abschnitt über die Fastenspeise Fisch, der, da aus dem Wasser geboren (Gen 1,20), geringeren Nährwert als die Tiere der Erde und der Luft hat, aber, da das Wasser von Gott nicht verflucht wurde, reinigende Kraft besitzt.

So werden Fischdarstellungen zum Hinweis auf Fasten, Fastenzeit sowie Mäßigkeit und zum Attribut der Poenitentia. Daneben ist der Fisch Attribut des Philosophen, häufiger aber, auch abgesehen von Petrus, Heiligenattribut (z. T. entstanden aus dem in den Viten zu findenden Topos des in einem Fisch verborgenen kostbaren Gegenstandes) bei Amalberga von Gent, Antonius von Padua (Fischpredigt), Arnulf von Metz, Benno von Meissen, Berthold von Garsten, Botvid von Schweden, Brendan von Clonfert, Christophorus, Cuthbert, Eanswitha von Folkestone, Elisabeth von Thüringen, Gonzales von Amarante, Johannes Nepomuk, Korbinian von Freising, Ulrich von Augsburg, Verena von Zurzach und Zeno von Verona. Fische finden sich ferner häufig in der Heraldik und dienen als Zeichen von Fischer- und Schifferzünften sowie als Haus- und Herbergszeichen und Aushängeschilder. Der Abschnitt über Fische auf Stilleben ist relativ kurz geraten, verweist aber auf das Lemma Stilleben.

Von einer stupenden Gelehrsamkeit zeugt der Art. Fisch II: Fischarten (88-143 Salome Zajadacz-Hastenrath), der in einem von Aal bis Zitterrochen reichenden Katalog von 95 deutschen und lateinischen Fischarten das mittelalterliche und frühneuzeitliche Wissen über Eigenarten, Lebenszusammenhänge und symbolische Bedeutung der Fischarten zusammenfasst.

Unter den weiteren Artikeln in diesem Zusammenhang (Ingeborg Hoefelmayr 143-177: Fischbehälter; Claudia Maué 177- 186 Fischbein; Ingrid Haag 187-278: Fischer, Fischfang; Karl-August Wirth 284-299 Fischhaut) sind neben dem für die frühmittelalterliche Handschriftenkunde wichtigen Beitrag von Carl Nordenfalk zu Fisch- und Vogelbuchstaben (299-305) besonders zu erwähnen Fischerring (278-284 Claude Lapaire - Wolfgang Augustyn) zu dem seit dem 13. Jh. bekannten päpstlichen Sekretsiegel mit der Darstellung eines fischenden bzw. angelnden Petrus in Erinnerung an Mt 4,19, das unterschieden werden muss von dem oft fälschlich Fischerring genannten anderen päpstlichen Siegelring mit dem Doppelporträt von Petrus und Paulus, sowie das umfangreiche ikonographische und ikonologische Stichwort Fischzug, wunderbarer, und Berufung der Apostel Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes (305-396).

Hier geht Wolfgang Augustyn von den einschlägigen Stellen der vier Evangelien und ihrer Auslegungsgeschichte aus und akzentuiert die Abfolge der Berufung, ihren Ort und die Zahl und Namensetymologien der ersten Apostel sowie Armut, Bildungsmangel und Gehorsam, bevor er zu den Darstellungen entweder als Illustrationen zum Bibeltext oder im Zusammenhang von Bildprogrammen zu Leben Jesu oder zu Leben und Wirken der ersten Apostel kommt und daran die Besprechung der ikonographischen Einzelheiten anschließt. Hier findet man in gewohnt souveräner Weise einen Überblick über die Entwicklung des Bildthemas von der frühchristlichen Kunst bis in die Neuzeit, aber auch Ausführungen zu Kuriosa wie Schiffskanzeln im bayrischen, oberösterreichischen, schlesischen und polnischen Bereich (372 einziges Beispiel in einer evangelischen Kirche: Bia'la, 1833).

Höchst interessante Beiträge zur Liturgiegeschichte liefern die Artikel Fistula (Wolfgang Augustyn 396-422), der auch auf die Geschichte des im Mittelalter wohl wegen des periculum effusionis aufgekommenen "rorlin" in den lutherischen Kirchen von Luther (WA 30, 2, 608) bis zu Speners Theologischen Bedenken von 1690 und den in der 1. Hälfte des 18. Jh.s erfolgten Verboten des Kommunionssaugrohrs eingeht, und Flabellum (und Scheibenkreuz) (Renate Kroos - Karl-August Wirth 428-507).

Dieser in den alten östlichen Liturgien bezeugte und den Diakonen anvertraute und auch Cherubim genannte Fliegenwedel (so zuerst Const.Ap. 8,12 ripidia; vgl. Dion.Areop. hierar.eccl. 4,2 pteryges) aus Pfauen- oder Straussenfedern, Pergament (oder Papier), Stoff, Metall oder Holz begegnet im Westen seit dem 9. Jh. in den Schriftquellen, aber auch als erhaltenes liturgisches Objekt (Flabellum aus Tournus, Florenz, Mus.Naz. del Bargello, Inv. 31C) und fand bei Messfeiern, Weihehandlungen und Prozessionen Verwendung. So wird auch die Funktion als Würdezeichen verständlich, als welches es vornehmlich dem Papst bei Krönung und Possessus und bei Prozessionen diente. Aber auch bei Papst- und Kardinalsexequien fand es Verwendung. Ein Kuriosum stellt der einzigartige Fall der neuzeitlichen Einführung des Flabellum im Zeremonialapparat des 1716 geschaffenen Patriarchats Lissabon dar, das den Anspruch erhob, nach Rom die höchste Würde zu besitzen.

Es folgen eine Reihe von Artikeln zu Techniken, Realien oder stilgeschichtlichen Termini: Fixieren (422-428 Johann Eckart von Borries), Fläche (Werkzeug) (507-535 Friedrich Kobler), Flächeln (535-544 Franz Adam Dreier), Flachglas (544-601 Friedrich Kobler), Flachschnitt (601- 628 Peter Germann-Bauer - Friedrich Kobler), Fladerpapier (629-633 Friedrich Kobler), Flamberg (633-638 Hugo Schneider - Friedrich Kobler) und zu den lodernden Maßwerkformen der Architektur der französischen Spätgotik oder zu ähnlichen Erscheinungen anderenorts der stark begriffsgeschichtlich orientierte Artikel Flamboyant (638-641 Georg Germann). Hier schließen sich dann in unserem Band die Artikel Flammentuch (744-752 Elfriede Heinemeyer - Friedrich Kobler), Flammleiste (752-806 Josef Maria Greber - Ingrid Haug), Flasche (806-851 Hermann Jedding - Friedrich Kobler), Fletz (1109-1113 Liselotte Andersen), Flitter (Flittner) (1269-1274 Friedrich Kobler), Flocktapete (1274-1288 Ludwig Baron Döry), Flohpelz (1288-1293 Gretel Wagner) und Flötenglas (1348-1352 Pieter C. Ritsema van Eck) an.

Flamme als Attribut (641-693 Peter Luh) führt auf eine große, aus dem Darstellungszusammenhang zu erschließende Bandbreite von Bildmotiven, die vom göttlichen Wirken, insbes. dem des Heiligen Geistes, bis zu Venus, Mars und Tod reichen. Am Anfang stand sicher das Pfingstbild, wie Vf. mit Hinweis auf das Rabbula-Evangeliar richtig feststellt, daneben aber auch die Darstellung der Taufe Jesu mit Taube und Flamme (in ders.: HS Florenz, Bibl.Laur. ms. Plut. I 56 f.4b, vgl. den hölzernen Reliquienschrein aus Sancta Sanctorum, jetzt MusVat.).

Das so als "personifizierende Darstellung der sieben Gaben des Hl. Geistes" zu deutende Flammenattribut kann sowohl das donum pietatis bezeichnen als auch Personifikationen wie sapientia oder Gnade, Zorn Gottes, den drei theologischen Tugenden oder der religio beigegeben werden, weiterhin Personen, die sich durch solche auszeichnen, unter den biblischen Figuren besonders dem Elia, unter den Heiligen Ignatius von Loyola, aber auch Afra, Agnes, Antonius (Antoniusfeuer!), Antonius von Padua (mit der Flamme auf der Hand), Christina von Bolsena, Franz Xaver (mit aus der Brust schlagender Flamme), Franz von Assisi, Illuminata (!), Johannes von Gott, Johannes von Matha, Lucia (als Märtyrerin in Flammen oder mit einer brennenden Lampe), Petrus von Alcantara, Petrus Forerius, Petrus Gonzales, Richardis (als Hinweis auf die Feuerprobe angesichts des Vorwurfs ihres Ehebruchs), Sosius, Thekla und dem vorreformatorischen Bußprediger Vinzenz Ferrer.

Die aus der Antike bekannten Darstellungen von Göttern oder Personifikationen mit Flammen (Genius) stellen die Verbindung zur Kennzeichnung der geistigen Fähigkeiten des Menschen und von Wissenschaften und Künsten her. Dazu kommt die Metaphorik mit flammenden Augen, brennendem Neid und die Wirkung der flammenden Rede (die reformatorischen Prediger, aus deren Mund Flammen ausgehen, im Holzschnitt des Meisters MS zu Apk 11,5 der Lutherbibel Wittenberg 1534; vgl. aber auch die rauchgeschwärzte, Flammen spuckende Alte als Häresie bei Ripa).

Das Flammenschwert (693-744 Matthias Exner) aus Gen 3,24 ist nicht nur die Waffe der Cherubim am Paradiesestor - und davon abgeleitet vor der civitas Dei in Augustinushandschriften und vor der ianua coeli, ja vor der Eucharistie und der Monstranz, und abgeleitet davon in alchimistischen Texten des 17. Jh.s vor dem Garten der Philosophen, dem rosarium philosophorum - und von daher oft die Waffe von in der Bibel genannten Engeln mit einem Schwert. Es werden aber charakteristische Eigenschaften des Flammenschwertes auch anderen in der Bibel genannten Schwertern beigelegt, besonders im Zusammenhang der Apokalypse und des Weltgerichtes. Auch Paulus kann mit dem Flammenschwert dargestellt werden. Wie die Engel hat auch der Teufel ein Flammenschwert (seit dem 16. Jh. auf Grund von Ps.-Aug. s. 32 u. 155). Als Attribut tritt es zu einer Reihe von Personifikationen: Varitas, Correctio, Ecclesia, Fides, Iustitia (divina), Misericordia, Punitio, Ratio, Spiritus, Theologia, Veritas und Zelus, aber auch zu mythologischen Gestalten wie Anteros, Bellona und Eris hinzu. Auf den metaphorischen Gebrauch des Flammenschwertes auf Grund der Verbindung von Eph 6,17 und Ps 118,17 weist die Darstellung des Wortes Gottes als Schwert des Geistes Gottes, aber auch der Stimme und des Namens Christi. So liegt der Hinweis auf die göttliche Hilfe gerade als Beistand im innerchristlichen Religionskampf nicht fern. Säkularisiert kann das Flammenschwert als Hinweis auf jede kriegerische Tugend verstanden werden.

Der Begriff Fleiß (1043-1108 Ilse Wirth) führt auf eine ganze Reihe von Personifikationen (Diligentia, Sollicitudo, Industria, Arbeitsamkeit, Emsigkeit und Unmuße). Als biblische Beispiele sind hier der ältere Tobias, vor allem aber Martha (Hochzeitsmedaille von Ph. H. Müller, Nürnberg, Anfang 18. Jh., mit Reversumschrift: Martha Fleiss - Marien Glut) von Bedeutung, als Dicta Prov 6,6 und 10,4. Zu diesem Lemma spielt natürlich auch die Tierallegorie eine große Rolle (Ameise, Biene, Eichhörnchen, Esel, Eule, Fische, Geißbock, Hahn, Hund, Igel, Kranich, Nachtigall, Pferd, Rabe, Schildkröte, Spinne, Strauß, Zeisig). Verwiesen sei auch auf die Ausführungen zu Fleißmedaillen und die seit dem 17. Jh. belegten Fleißblättchen.

Die Frage "Vogel oder Vierfüßler?" und ihr geheimnisvolles Lebensverhalten hat seit der Antike die Fledermaus (980-1043 Peter Luh) interessant gemacht. Das sich am Tage verbergende Tier wurde zum Sinnbild moralischen Fehlverhaltens. Es wurde verstärkt dadurch, dass das Tier in Lev 11,19 (Dtn 14,18) zu den unreinen Tieren gezählt und in der Lutherübersetzung von Jes 2,20 zusammen mit den silbernen und goldenen Götzen erscheint, mit Teufel, Hölle und Schwarzer Magie in Verbindung gebracht.

Auch die Deutungs- und Bildgeschichte der Fliege (1196-1221 Cornelia Kemp) ist durch die biblischen Konnotationen (3. und 4. ägyptische Plage Ex 8,16 ff. und 20 ff., vgl. Ps 77,45; 104,31; Sap. 16,9; 19,10; Jes. 7,18; Eccl. 10,1) und dadurch, dass Beelzebub von Ekron (2Kön 1,2 ff. in Mt 10, 25 u. Lk 11,15) als Herr der Dämonen bezeichnet wird, negativ besetzt und weist auf Laster, Bedeutungslosigkeit und Nichtigkeit. In illuminierten HSS von Hrabanus Maurus' Schrift de naturis rerum ist Beelzebub als mit Fliegen besetzte Gottheit zu sehen. In Darstellungen des 15. und 16. Jh.s fährt nach dem Abendmahl der Satan in Fliegengestalt in Judas ein.

Kulturgeschichtlich sehr interessant ist der von der Antike bis ins 19. Jh. führende Artikel zu Flora, der Personifikation und Repräsentantin der Pflanzenwelt, die in bes. Weise auch mit Venus verbunden ist (1306-1348 Julius S. Held - Ulrich Rehm).

Bei den beiden großen Artikeln zu Ornamenten finden unter dem Lemma Flechtornament (851-980 Wolfgang Augustyn - Katharina Bierbrauer - Matthias Exner - Ulrike Fuchs - Ulrich Rehm - Christine Ulrich) die römische Kaiserzeit und die Spätantike, auch in der östlichen Reichshälfte, das ihnen gebührende Recht. Die kohärente Perspektive auf die Formen lässt, was man ein wenig bedauern wird, mit Recht Deutungen außer Acht, z. B. Salomonische Knoten etc., kommt aber vielleicht gerade dadurch zu weiterführenden Ergebnissen, etwa für die Buchmalerei: "Das Vorkommen von Flechtornamentik lässt, anders als Pflanzen- und Tierornamentik, nur bedingt Rückschlüsse auf Lokalisierung und Datierung einer Handschrift zu" (911). Sachgemäß ist dann der Artikel Fleuronné (1113-1196 Wolfgang Augustyn - Christine Jakobi-Mirwald - Christine Sauer - Martin Roland), der ein in Vorformen seit dem 12. Jh. begegnendes Ornament aus stilisierten Blatt- und Blütenformen meint, die um naturalistisch vegetabile, figürliche oder geometrische Motive erweitert werden können, auf Handschriften und Druckwerke konzentriert.

Auch der Artikel Fliese (1221-1269 Eleonore Landgraf) zeigt mit seinem Ausblick auf die Spätantike, Byzanz und die islamischen Länder des Vorderen Orients, Nordafrikas und der iberischen Halbinsel wieder den hier hervorzuhebenden enzyklopädischen Ansatz des Reallexikons zur Deutschen Kunstgeschichte. Selbstverständlich spielen dann neben den Beispielen aus dem deutschen Sprachgebiet in Mittelalter und Neuzeit diejenigen aus den übrigen europäischen Ländern eine bedeutende Rolle.

Der Artikel Floire und Blancheflor (1293-1306 Ulrich Rehm) gibt einen Überblick über Text- und Rezeptionsgeschichte des altfranzösischen Versromans einschließlich seiner bildlichen Darstellungen bis ins 19. Jh.

Der reich gedeckte Tisch des souverän Dargebotenen - dazu gehören natürlich auch die vorzüglichen Bibliographien und die heute selten gewordene Qualität der Abbildungen -, das weite Perspektiven auf viele Monumente, die zur Christentumsgeschichte gehören, eröffnet und eine große Hilfe bei ihrer Deutung und zu ihrem Verständnis darstellt, lässt mit großer Spannung die wohl letzte Lieferung dieses 9. Bandes und den Schluss des Artikels Flucht nach Ägypten (1352 ff. Wolfgang Augustyn) mit den Bemerkungen zur sixtinischen Apsisstirnwand von S. Maria Maggiore in Rom erwarten.