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Ausgabe:

März/2003

Spalte:

344 f

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Lubac, Henri de

Titel/Untertitel:

Die göttliche Offenbarung. Kommentar zum Vorwort und zum ersten Kapitel der dogmatischen Konstitution "Dei Verbum" des Zweiten Vatikanischen Konzils. Aus dem Franz. übertragen u. eingel. von R. Voderholzer.

Verlag:

Freiburg: Johannes Verlag Einsiedeln 2001. XXVIII, 287 S. 8 = Theologia Romanica, 26. Geb. ¬ 28,00. ISBN 3-89411-369-3.

Rezensent:

Friederike Nüssel

Zwanzig Jahre nach dem 2. Vatikanischen Konzil beklagte Henri Kardinal de Lubac (1896-1991), einst Peritus auf dem Konzil, in einem rückblickenden Gespräch über das Konzil die mangelnde Erforschung und Rezeption der Offenbarungskonstitution Dei Verbum. Die Tatsache, dass sich daran "seither nicht viel geändert" habe, hat Rudolf Voderholzer zum Anlass genommen, Lubacs Kommentar zum Vorwort und zum ersten Kapitel der dogmatischen Konstitution Dei Verbum ins Deutsche zu übersetzen und die Offenbarungskonstitution so erneut ins Gespräch zu bringen.

Für den Einband des Buches hat Voderholzer eine mittelalterliche Illustration der in Mk 1,40-45 erzählten Heilung eines Aussätzigen ausgewählt, die "eine umfassende Schau des christlichen Heilsmysteriums ins Bild" bringt (Geleitwort, IX) und damit bereits andeutet, worauf es nach L. und Voderholzer bei der Rezeption von Dei Verbum entscheidend ankommt: Offenbarung werde hier nämlich nicht mehr nur "als die Mitteilung von Wahrheiten über Gott", sondern als "Gottes Selbstmitteilung im Medium der geschichtlich-konkreten menschlichen Natur Jesu Christi" verstanden (XIII).

In seinem Geleitwort würdigt Voderholzer den Kommentar L.s, weil er erstens "die Schrifthermeneutik richtig" situiere und "das Problem der Verhältnisbestimmung von Tradition und Schrift neu" gewichte (XVI), zweitens "die Übereinstimmung der Konzilsaussagen mit dem wesentlichen Zeugnis der kirchlichen Überlieferung eindrucksvoll" belege (ebd.) und drittens die fundamentale Bedeutung des Vorworts und des ersten Kapitels von Dei Verbum für das Verständnis der anderen Konzilstexte hervorhebe (XVII). Gezielt erinnert Voderholzer auch an L.s Warnungen vor verkürzenden oder verfälschenden Interpretationen der Offenbarungskonstitution.

Nach einem Hinweis auf die Veröffentlichungsgeschichte des Kommentars bietet Voderholzer die Übersetzung der dritten, erweiterten Auflage des Kommentars aus dem Jahr 1983. Die Einsicht in die theologische Bedeutung von Dei Verbum wird vertieft durch den Anhang. Dieser enthält in deutscher Übersetzung den Kurzkommentar L.s zur gesamten Offenbarungskonstitution, sodann seinen Kommentar zu Dei Verbum 7 und sein Vorwort zu der Untersuchung von Roger Schutz und Max Thurian über "Das Wort Gottes auf dem Konzil", ferner eine Textpassage von Pierre Rousselot aus dem Jahr 1910, die die Perspektive des Konzils vorausnimmt, sowie einen Ausschnitt aus einer Rede Joseph Kardinal Ratzingers über die Quelle des Glaubens. Der Übersicht und gezielten Nachlese dient schließlich eine Auflistung der im Text erwähnten Konzilsväter und ein Personenregister.

Diese deutsche Ausgabe des Kommentars von L. erscheint zu einer Zeit, in der die Rückbesinnung auf die Offenbarungstheologie des Zweiten Vatikanischen Konzils für eine Klärung der Voraussetzungen des weiteren ökumenischen Gesprächs über die Fragen der Ekklesiologie von besonderer Bedeutung sein kann.