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Ausgabe:

März/2003

Spalte:

341–344

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

1) Kunzler, Michael, u. Libero Gerosa [Hrsg] 2) Brandscheidt, Renate 3) Gerosa, Libero 4) Kunzler, Michael 5) Schallenberg, Peter 6) Schulz, Michael 7) Untergaßmair, Franz Georg

Titel/Untertitel:

1) Theologie betreiben - Glaube ins Gespräch bringen. Die Fächer der katholischen Theologie stellen sich vor. 10-bändiges Gesamtwerk.

2) Exegese des Alten Testamentes.

3) Kirchenrecht.

4) Liturgiewissenschaft.

5) Moraltheologie/Christliche Gesellschaftslehre.

6) Dogmatik/Dogmengeschichte.

7) Exegese des Neuen Testamentes.

8) Fundamentaltheologie/Ökumenische Theologie.

9) Kirchengeschichte/Patrologie.

10) Philosophie im Studium der Theologie.

11) Pastoraltheologie/Homiletik/Religionspädagogik.

Verlag:

1) Paderborn: Bonifatius 2001. Kart. je E 8,90. Gesamtpreis ¬ 76,00. Gesamt-ISBN 3-89710-179-3:

Brandscheidt, Renate: Exegese des Alten Testamentes. 89 S. 8. ISBN 3-89710-180-7.

2) 89 S. 8. ISBN 3-89710-180-7.

3) 80 S. 8. ISBN 3-89710-181-5.

4) 95 S. 8. ISBN 3-89710-182-3.

5) 104 S. 8. ISBN 3-89710-183-1.

6) 96 S. 1 Abb. 8. ISBN 3-89710-184-X.

7) 96 S. 8. ISBN 3-89710-185-8.

8) 100 S. 8. ISBN 3-89710-186-6.

9) 95 S. 8. ISBN 3-89710-187-4.

10) 94 S. 8. ISBN 3-89710-188-2.

11) 68 S. 8. ISBN 3-89710-189-0.

Rezensent:

Christian Grethlein

Mit den zehn Bändchen, die jeweils nur zwischen etwa 70 und knapp 100 Seiten umfassen, werden die Fächer der katholischen Theologie verständlich vorgestellt. Durch die gut gegliederten und mit grauer Markierung hervorgehobenen Zusammenfassungen wird formal die Lektüre erleichtert, inhaltlich führt ein in allen Bänden vorangestelltes Vorwort der Herausgeber ein. Hier werden neben einem grundsätzlichen Verständnis von Theologie als Geisteswissenschaft ganz knapp die einzelnen Fächer skizziert. Den Zusammenhang bietet die "Beziehung zur Offenbarung Gottes in Jesus Christus".

Für evangelische Leserinnen und Leser ist es erfreulich, dass die Rückbindung der hier vorgestellten Theologie an die Glaubenserfahrung der Kirche inhaltlich durch den expliziten Bezug auf Luthers "Christum treiben" präzisiert wird. Auch sonst ist die ökumenische Ausrichtung ein wichtiges Kennzeichen fast aller Bände (Ausnahme vor allem "Kirchenrecht", aber auch "Kirchengeschichte/Patrologie"), allerdings mit durchaus für die einzelnen Fächer charakteristischen Akzentuierungen; während etwa beim Neuen Testament die reformatorische Theologie eine große Rolle spielt, wendet sich der liturgiewissenschaftliche Band vor allem der Orthodoxie zu. Insgesamt ist positiv hervorzuheben, dass jeweils zuverlässig über die historische Genese der Probleme, wichtige Einsichten und heute sich stellende Aufgaben informiert wird. Angesichts anstehender Entscheidungen bilden die Verlautbarungen des II. Vaticanum den wichtigsten Bezugspunkt. Den Abschluss jedes Bandes bilden ausgewählte Literaturhinweise zum vertieften Studium.

Zuerst zu den exegetischen Bänden: Renate Brandscheidt als Autorin von "Exegese des Alten Testamentes" und Franz Georg Untergaßmair, der "Exegese des Neuen Testamentes" verantwortet, sind beide dem Anliegen einer Biblischen Theologie verpflichtet. So wird jeweils einleitend die Einheit von Altem und Neuem Testament hervorgehoben, wobei - vor dem Hintergrund der Bibel-Enzyklika "Divino afflante spiritu" (1943) - die entsprechenden Passagen des Konzilsdokuments "Dei Verbum" (1965) die Grundlage bieten (ausführlich vorgestellt bei Untergaßmaier, 52-62). Neben solchen grundsätzlichen hermeneutischen Erwägungen finden sich dann knappe, aber instruktive Hinweise zu den historischen Methoden - und bei Brandscheidt auch sog. Alternativen -, wobei der neutestamentliche Band einen Schwerpunkt auf der Forschungsgeschichte, der alttestamentliche auf den Methodenfragen hat.

Der Historie ist ein von zwei Autoren, Hermann Josef Vogt und Guy Bedouelle, verfasster Band "Kirchengeschichte/Patrologie" gewidmet. Die besondere Bedeutung der frühesten und frühen Kirchengeschichte - sie inkludiert Patrologie und Christliche Archäologie und umfasst deutlich mehr als die Hälfte des Bändchens - wird durch deren Nähe zum Ursprung der christlichen Kirche begründet. In beiden Teilen bemühen sich die Verfasser um eine Profilierung als theologische Disziplin - in manchmal etwas mühsamer Abgrenzung zur Profangeschichte. In beiden Texten tritt auch eine deutliche apologetische Absicht hervor, u. a. hinsichtlich der Papstgeschichte und der Inquisition. Die Geschichte der reformatorischen Kirchen bleibt dagegen ausgeblendet. Die im weiteren Sinne systematisch-theologischen Bändchen zeichnen sich durch eine gelungene Mischung von verständlicher und problembewusster Darstellung aus:

Berthold Wald bietet unter dem Titel "Philosophie im Studium der Theologie" in vier Kapiteln eine Einführung in die Philosophie in ihrer Bedeutung für das Studium der Theologie. Dabei wird zuerst die propädeutische Funktion der Philosophie im Studium der Theologie für die Frage nach dem Wahrheitsanspruch der christlichen Religion herausgestellt und die "Offenheit für das Ganze" als Haltung des Theologen gefordert. Anschließend erläutert Wald mit Blick auf die Philosophiegeschichte, was Philosophie ist, um sodann die Antworten der Philosophie auf die Frage nach Gott vorzustellen (Platon, Aristoteles, Thomas von Aquin, Kant). Schließlich wird auf wenigen Seiten die mögliche Zukunft der Philosophie erörtert, wie sie von R. Spaemann, Josef Pieper und Johannes Paul II. gesehen wird.

Rudolf Voderholzer stellt in "Fundamentaltheologie/Ökumenische Theologie" die Fundamentaltheologie und ihre Themen (Religion, Christus, Glaube, Schrift, Tradition, Kirche) am Leitfaden des Begriffs der Offenbarung vor und verbindet auf diese Weise klassisch römisch-katholisches Interesse an der Verteidigung der Wahrheit der Offenbarung mit der Sicht auf die aktuelle ökumenische und interreligiöse Diskussionslage.

Michael Schulz will mit seiner Vorstellung der "Dogmatik/ Dogmengeschichte" der weithin negativen Voreingenommenheit gegenüber der Dogmatik begegnen. So versucht er zu zeigen, dass jeder in seinem Leben faktisch ein Dogmatiker sei. Von da aus stellt er in - mitunter etwas gezwungen erscheinender - alltagssprachlicher Redeweise die Aufgabe (katholischer) Dogmatik und ihre zentralen Themenbestände dar. Neben den inhaltlichen Informationen und den knappen Zusammenfassungen ist hier auch die knappe Übersicht über die gegenwärtig maßgeblichen dogmatischen Werke zu nennen. Was die Skizze der Aufgabe und Inhalte der Dogmatik sowie ihrer dogmengeschichtlichen Entwicklung betrifft, gibt der Band solide und hilfreiche einführende Informationen.

Peter Schallenberger präsentiert "Moraltheologie/Christliche Gesellschaftslehre". Dabei öffnet er die ethische Frage auf die Gottesfrage hin: Was ändert sich in Denken, Leben und Handeln, in Politik und Wirtschaft, wenn es Gott gibt, der sich in Jesus Christus geoffenbart hat? Materialiter werden anschließend die moraltheologischen Themen Tugend und Glück, Schuld und Sünde, die Quellen der Moralität sowie Norm und Gewissen behandelt. Daran knüpft sich am Leitfaden des Dekalogs ein kurzer Abriss der speziellen Moral an. Der Band endet - entsprechend dem christologischen Theologieverständnis der gesamten Reihe - mit Hinweisen auf den Neuen Menschen Jesus Christus und den sich daraus ergebenden Konsequenzen, nicht zuletzt hinsichtlich der moraltheologisch konstitutiven Rolle des Gebets.

Der Praktischen Theologie ist im Wesentlichen nur der - in der ganzen Reihe mit 55 Textseiten zum Thema schmalste - Band "Pastoraltheologie/Homiletik/Religionspädagogik" von Andreas Wollbold gewidmet. Anhand der unterschiedlichen Lösungsversuche hinsichtlich des Theorie-Praxis-Problems werden ausgewählte Autoren aus der Disziplingeschichte in äußerster Kürze genannt, wobei für die gegenwärtige evangelische Praktische Theologie interessanterweise Gert Otto als Hauptgewährsmann gilt (D. Rössler dagegen unerwähnt bleibt). Sodann folgen Hinweise zur Diszplingeschichte von Homiletik, Religionspädagogik und Katechetik sowie Pastoralpsychologie, wobei eher Namen genannt als Grundprobleme herausgestellt werden. Insgesamt gilt dem Autor Pastoraltheologie als "ein offenes Projekt" (65).

Schließlich bleiben noch zwei Bändchen, deren Themen im Bereich evangelischer Theologie bei der Praktischen Theologie- dort aber weithin vernachlässigt - angesiedelt sind, im Bereich der katholischen Theologie jedoch als wichtige Hauptfächer gelten: Zuerst sei die vom Herausgeber Michael Kunzler selbst verfasste Darstellung der "Liturgiewissenschaft" genannt. Diese gilt Kunzler mit ihrer historischen, dogmatischen und praktischen Dimension als ein Fach, "das einem Prisma gleich die gesamte Theologie widerspiegelt" (91). Unter Voraussetzung der Liturgiereform des II. Vaticanum und unter Bezug auf die Orthodoxie bezieht der Vf. eine eher bewahrende Position - gegenüber dem "Gespenst einer immer neuen, niemals die Gemeinde zur Ruhe kommen lassenden permanenten Reaktion auf den Zeitgeist" (37). Dem entspricht auch die Betonung der katabatischen Dimension von Gottesdienst. Sehr interessant- auch für evangelische Leserinnen und Leser - ist im Rahmen der speziellen Liturgiewissenschaft die Formulierung von Aufgaben zukünftiger Arbeit, die zugleich auf bestehende Missstände hinweist.

Schließlich präsentiert Libero Gerosa das "Kirchenrecht". Eingangs versucht er - im Anschluss an Mörsdorf - dessen Verankerung im Fundament von Theologie, indem er Wort und Sakrament einen inhärenten Rechtscharakter beilegt. Konsequenterweise ist die Folge dieses theologischen Verständnisses die entschiedene Zurückweisung der reformatorischen Kritik des römischen Kirchenrechts und der sich daran anschließenden Bemühungen um das Kirchenrecht im evangelischen Bereich. Instruktiv werden die Quellen des Kirchenrechts sowie die geltenden Codices genannt, wobei die Situation in den Ostkirchen eingehende Berücksichtigung findet. Auch hier bildet das II. Vaticanum den theologischen Bezugsrahmen.

Zweifellos bietet die vorgestellte Reihe Studierenden oder theologisch engagierten Gemeindegliedern mit ihrer weithin didaktisch geschickten Präsentation gute Einblicke in die gegenwärtige katholische Theologie. Darüber hinaus können die teilweise deutlich vom Fächerkanon der evangelisch-theologischen Fakultäten abweichende Disziplinen-Aufteilung, aber auch manche Ausführungen zu Einzelfragen evangelische Theologinnen und Theologen produktiv herausfordern, ihr eigenes Theologieverständnis zu klären.